Michael Dreilich (links). Foto: Paul Ambrusch; Calvin Stone (rechts). Foto: privat

Band der Woche: Calvin Stone x Michael Dreilich

Wie funktioniert eigentlich eine musikalische Fernbeziehung? Michael Dreilich aus München und Calvin Stone aus Ohio machen es mit ihrer neuen EP „Speaking into Existence“ vor. Dabei haben sie sich in echt noch nie kennengelernt.

„Es geht in erster Linie mit Vertrauen“, sagt Michael Dreilich, Drummer der Münchner Band Blackout Problems. Er kontaktierte den Hip-Hop-Künstler Calvin Stone im Juli 2020, wollte wissen, wie es dem US-Amerikaner inmitten der Vorfälle von George Floyd und den darauffolgenden Protesten ergeht. Daraus entstand im Juli 2020 ihre erste gemeinsame Single „The Water“, die diese Ereignisse politisch aufarbeitet. Michael stieß schon 2017 über YouTube auf Calvin Stone, „durch Zufall“, sagt er heute. „Ich habe dann zu einem seiner Tracks ein Video gemacht und dazu Schlagzeug gespielt, daraufhin meinte Calvin, wir sollten mal zusammen was machen. Dann ist nichts passiert, drei Jahre lang“, erzählt Michael und lacht.

Sich zu vertrauen, das bedeutet für Michael, mit seinen Beats den musikalischen Rahmen für den Rap-Gesang von Calvin zu setzen, der darin frei seine Texte und Themen entfalten kann. Michaels Bandkollege Mario Radetzky gab den Songs schließlich den letzten Schliff.

Doch wie schwierig ist es, eine Hip-Hop-EP über zwei Kontinente hinweg zu produzieren? „Man hat keine direkte, unmittelbare körperliche Reaktion auf irgendwas, das fehlt komplett. Da ist immer eine unsichtbare Barriere zwischen mir und Calvin“, reflektiert Michael. Doch von der Distanz ist in der EP keine Spur, im Gegenteil wirkt sie sehr persönlich. In einzelnen Skits zwischen den rhythmischen Songs sind Sprachmemos der beiden Musiker zu hören, die sich darin über ihr gemeinsames Projekt austauschen. Ein lebhafter Rückblick in den laufenden Prozess. Dieser Prozess war es, der auch den Titel der EP prägte: „Nach unserer zweiten Single meinte Calvin zu mir, wie cool ist es, dass es davor keinen Rap gab, keine Beats, kein Cover, es gab einfach nichts“, sagt Michael. „Calvin meinte dann, ,we spoke that into existence‘.“ Daraus folgte schließlich: „Speaking into Existence.“

In Zukunft träumt das Duo von einem persönlichen Treffen. Und dann natürlich von ein paar gemeinsamen Live-Shows, wenn es die Krise wieder zulässt. Man wünscht es den beiden.

Von Lisa Miethke


Calvin Stone x Michael Dreilich

Stil: Hip-Hop

Besetzung: Calvin Stone (Vocals), Michael Dreilich (Beats), Mario Radetzky (Produktion)

Aus: München und Columbus, Ohio

Seit: 2020

Internet: www.instagram.com/michael_dreilich / www.instagram.com/calvin.stone

Inspired by: Unsere Band der Woche hat euch eine Playlist zusammengestellt mit Songs, die sie während den Aufnahmen zu ihrer Speaking into Existence EP inspiriert und gehört haben.