Die Musiker haben eine Krise überstanden und treten nun mit neuem Schwung auf
Von Bela Baumann
Kommunikation innerhalb einer Band ist wichtig. Denn Erfolg kann man nicht planen und es gibt auch kein Rezept für einen guten Song. Aber im Austausch über die eigene Musik bleiben, zu kritisieren, die Sache ernstzunehmen, ist ein guter Grundbaustein. Wenn das nicht passiert, wird eine Bandprobe wohl kaum mehr als eine schüchterne Jam-Session sein. Wenn man so will, ist eine Band so etwas wie ein Betriebsrat: Es müssen neue Ideen her, „Produkte“ kritisiert und verbessert werden und bei alledem muss auch noch die Stimmung oben gehalten werden.
Denkt man an große Bands wie The Beatles, The Police oder The Clash, wird schnell deutlich, dass Streitereien nicht nur Nachteile mit sich bringen. Durch Reibungen entstehen manchmal geniale Songs, die sonst nie entstanden wären, auch wenn das Streiten bei diesen Bands ein bisschen zu weit führte: Die drei Gruppen lösten sich auf, The Police feierte Jahre später immerhin noch ein Comeback.
Spannungen kennen auch die Musiker der Band Apian. Die fünf Mitglieder machen Dream-Pop-artigen Sound mit Einflüssen aus Post-Punk und (New) Wave. „Ich war überzeugt, dass wir den Herbst nicht überstehen als Band“, sagt Bassist Gregor Jaroschka. Er redet über ihre Bandkrise im vergangenen Sommer. Die Meinungen zu ihrer Musik gingen zu weit auseinander; man war sich nicht einig, was bei den vergangenen Proben gut und was schlecht war. Und das, obwohl sie Anfang 2019 ihr Debütalbum „Apian“ aufgenommen hatten und auf einem guten Weg zu einer soliden Musiktruppe waren.
Irgendwie haben sie diese schwierige Phase dann doch überstanden. Und sie hat der Band sogar neuen Schwung verliehen: Gregor Jaroschka, früher an der Gitarre, und der damalige Bassist Simon Heinz tauschten Instrumente. Außerdem machen sie sich seitdem mehr Notizen zu den Songs, auch Meinungsbilder werden aufgeschrieben. Manchmal nehmen sie spontan eine Demo-Version von einem Song auf, der gerade bei einer Jam-Session entstanden ist. Denn auch das hat sich verändert: Sie jammen jetzt mehr. Was für das musikalische Verständnis untereinander sehr wertvoll ist.
Apian gibt es seit 2016. Seitdem haben sie schon viele Konzerte in und um München gegeben, meistens als Support-Band. Bandgründer Daniel Mirbeth spielt E-Gitarre, schreibt die meisten Songs und manchmal singt er auch. Außerdem sind Sascha Moecker am Schlagzeug und Sophie Neudecker am Keyboard und als Frontsängerin dabei. Die Konstellation war allerdings schon mal anders: Anfangs spielte Sophie Schlagzeug, Daniel war Frontsänger und die anderen kamen erst nach und nach dazu. Es ist zu erkennen, dass die Band schon einige Metamorphosen durchgemacht hat, die zu der Band, die sie heute ist, beigetragen haben.
Für dieses Jahr sind schon ein paar Auftritte geplant, unter anderem am 2. März beim „Sprungbrett“-Förderprogramm im Feierwerk. Ein zweites Album ist auf dem Weg, es fehlen noch ein paar Songs, deshalb wird es vermutlich im Herbst erscheinen. In der kommenden Zeit wollen sie versuchen, ein passendes Label zu finden. Aus rein pragmatischen Gründen. Weltstars wollen sie nicht werden, darin sind sich zumindest Gregor und Sascha einig. „Ich habe gar nicht die Zeit dafür“, sagt Gregor. Trotzdem wollen sie etwas erreichen. Denn die Zigarette nach dem Gig – und auch die vor dem Gig – spiegelt für sie alle ein ganz besonderes Gefühl wider. Das Gefühl von hoher Anspannung, die sich auflöst. Das Gefühl, die Leute zu begeistern. Sophie setzt Gregor entgegen, sie „wär schon dabei, wenn’s läuft.“ Weltstar zu sein, meint sie.
Die Stimmung in der Band ist derzeit sehr gut, einfach ist es aber nach wie vor nicht: Alle haben Jobs, manche studieren noch, Daniel ist nach Würzburg gezogen, obwohl er eine Art Bandleader-Funktion hat. Die Bandprobe findet trotzdem fast jeden Dienstag statt, der Termin steht fest. Daniel pendelt.