München-Models: Ada Binaj

In München leben viele schöne Menschen. Unter ihnen gibt es auch einige Models. Ob hauptberuflich, als Nebenjob oder Hobby: Wir porträtieren jede Woche ein Münchner Model und erzählen von dem Menschen hinter dem hübschen Gesicht.

Konzentriert sieht Ada Binaj von den Saiten ihres Basses auf und hinunter zum Publikum. Die 22-Jährige steht auf der Bühne des Theatrons. Sie spielt Bass in der Band von Paul Kowol, dem Gewinner des diesjährigen Feierwerk-Bandwettbewerbs. Die junge Frau ist es gewohnt, im Rampenlicht zu stehen. „Ich bin momentan bei zwei Bands Bassistin, das schätze ich sehr. Meiner Meinung nach gibt es zu wenige Frauen, die das machen“, sagt Ada.

Die Musikerin weiß, wie sie sich auf der Bühne präsentieren muss, allerdings kommt das nicht nur von den vielen Bandauftritten. Ada arbeitet seit etwa zwei Jahren nebenberuflich als Model und verdient sich somit ein wenig Geld dazu. Hinzu kann sie Erfahrung sammeln. „Es ist eine tolle Sache. Ich konnte beim Modeln an meiner Darstellung arbeiten und Kontakte knüpfen“, sagt sie. Dennoch sieht Ada ihre Zukunft im Musikbusiness und nicht vor der Kamera von Fotografen. In diesem Jahr schloss sie eine Ausbildung an der Musikfachschule in München ab. Ihre Instagramseite, der mittlerweile mehr als 1100 User folgen, ist gespickt mit Selfies aus Tonstudios, aber auch hochwertigen Porträts aus Werbekampagnen. In beiden Bereichen treibt sie eine ganz bestimmte Motivation: „Ich möchte junge Frauen dazu ermutigen, sich zu trauen und das zu tun, was sie wollen.“


Text: Anastasia Trenkler

Foto: Robert Haas

Band der Woche: Paul Kowol

Der Pop-Gitarrist Paul Kowol schreibt simple Songs mit deutschen Texten. Besonders weltbewegende Musik zu machen ist dabei gar nicht sein Anspruch. Doch das macht seine Erscheinung umso authentischer.

Wenn man einen Musiker richtig gut beleidigen will, reicht ein Vergleich: Die Musik klinge nach Teenie-Band. Denn Teenie-Bands sind prinzipiell nicht ernstzunehmen. Da schreibt irgendein Produzent Songs, deren emotionale Achterbahnfahrt pro Song so steil und kurvenreich ist, dass außerhalb eines pubertären Teenie-Hirns wohl niemand in der Lage ist, diese gefühlsgesteuerten musikalischen Kapriolen zu verstehen. Teenie-Band steht also immer noch für hirnverbrannte Wahnsinnsmusik, die nur dafür geschrieben wurde, pubertätsverwirrte Jugendliche abzuzocken.

Doch es braucht dann doch ein erhebliches musikalisches Talent dafür, derartige Teenie-Musik umzusetzen. Und mit Robbie Williams und Justin Timberlake haben es mindestens zwei ehemalige Teenie-Band-Stars geschafft, dieses vorhandene Talent in einer zweiten Karriere in andere Bahnen zu lenken. Die Außenwelt tut sich Anfangs immer schwer damit, den nötigen Respekt zu zollen, Williams und Timberlake haben ihn mittlerweile. Es gibt auch tragischere Gestalten, etwa Britney Spears, die hatte mit „Toxic“ nur einen einzigen Song, der ihr Respekt einbrachte, aber keine zweite Karriere. Und Harry Styles, ehemals der roughe Boy der Boyband One Direction befindet sich gerade an der Kippe zur zweiten Karriere. Sein erstes Solo-Album ist emotional noch überbordend, aber dennoch schon clever komponiert. Styles ist ungefähr im gleichen Alter wie der Münchner Paul Kowol. Und auch die Musik der beiden gleicht sich auf gewisse Weise. Paul schreibt an der Akustik-Gitarre ebenfalls überbordende Love-Songs. Und Paul schreckt auch vor solch musikalischen Tricks wie zwei Background-Sängerinnen nicht zurück, die etwa im Live-Video zu „On my own“ mit einem leicht anachronistischen Flair zu seiner Seite stehen und mehrstimmig den Refrain mitsingen, während Paul selbst in deren Mitte charmant und selbstsicher mit seiner Stimme spielt. Er lässt seinen Gesang vom Singen ins Erzählen kippen, ganz mit dem bisweilen vielleicht etwas schmierigen Entertainer-Gen ausgestattet, aus dem sowohl Robbie Williams als auch Harry Styles ebenfalls ihre enorme Bühnenwirksamkeit ziehen.

So etwas kann man nicht trainieren, so etwas kann man nicht lernen. Dass Paul es jedoch mitbringt, zeigt sich auch aktuell beim Sprungbrett-Wettbewerb, bei dem er durch die Publikumswertung bis ins Finale (live am Freitag, 23. Juni, im Feierwerk) kam. Paul kann Menschen auf seine Seite ziehen. Und da er nicht als Teenager für eine Boygroup gecastet wurde, kann er sich nun auch ohne Vorbelastung um seine Musik kümmern. Gerade schreibe er intensiv an seinen Songs, die er nun immer öfter auch mit Band live spielt, bald möchte er etwas veröffentlichen. Der Grat ist schmal auf dem er sich bewegt, er macht Mainstream-Musik, die auch nichts anderes sein will. Doch sein musikalisches Niveau ist hoch. 

Stil: Pop
Besetzung: Paul Kowol (Gitarre, Gesang), ab und an mit Live-Band
Aus: München
Seit: 2014
Internet: www.paul-kowol.com

Text: Rita Argauer

Foto:
Helge Schütte von Föhr

„Wir wollen mehr”

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Von der Schulbühne in die Clubs der Stadt: Vor zwei Jahren haben die Musiker von „The Living“ von Konzerten in München geträumt – jetzt gehören sie zur Szene.

Von: Katharina Würzberg

Wir stehen – die Arme umeinander gelegt wie eine Fußballmannschaft – im Kreis und atmen gemeinsam tief durch. Von draußen dringt ein gespanntes Knistern zu uns ins Backstage. Die Kranhalle ist voll. Ausverkauft. Und was noch viel unwirklicher erscheint: Es ist unser EP-Release-Konzert. Alle Leute, die sich vor die Bühne drängen, sind wegen uns gekommen und halten ein Ticket in der Hand, auf dem in großen Lettern The Living geschrieben steht.

Hätte uns jemand vor zwei Jahren, als wir verstohlen in die Kranhalle lugten, gesagt, dass wir einmal an genau dieser Stelle stehen würden, hätten wir wohl nur verträumt in die Leere geschaut. Dabei hatte damals nur einen Raum weiter, im Hansa 39, alles seinen Anfang genommen. Wie für viele andere junge Bands war der Sprungbrett-Wettbewerb des Feierwerks für uns ein tatsächliches Sprungbrett in die Münchner Musikszene.

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Wir kommen aus einem kleinen Ort mit 2000 Einwohnern im Landkreis Erding. Man kannte uns in der Nachbarschaft, in der Schule und vielleicht ein bisschen in der Szene des Jugendzentrums Erding. München als Ort, um ein Konzert zu geben, erschien zu dieser Zeit in weiter Ferne. Unser erster Auftritt beim Sprungbrett-Wettbewerb war gleichzeitig unser erstes Konzert in München überhaupt. Als wir am Ende schließlich zur „Münchner Band des Jahres 2014“ gekürt wurden, gewannen wir mehr als einen Titel. Wir gewannen Erfahrungen, Wissen, Kontakte und Freundschaften mit anderen Bands – eine musikalische Zukunftsperspektive. Wir schnupperten am Erfolg und an der Münchner Bühnenluft und wollten mehr.

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Der Sprungbrett-Wettbewerb beinhaltet auch Workshops im Feierwerk. Hier gab man uns als einer mit dem Musikbusiness wenig vertrauten Band viele Tipps an die Hand – von Marketing über Booking bis zur Bühnenperformance waren alle Themen vertreten. Die Kurse trugen rückblickend wesentlich zur Professionalisierung sowohl unserer Einstellung als auch unseres Auftretens bei.

Die Fachstelle Pop des Feierwerks stellte insgesamt einen unserer größten – wenn auch meist indirekten – Unterstützer der Anfangszeit dar. Auch nach Ende der Sprungbrett-Zeit war sie bei Fragen aller Art unsere erste Anlaufstelle und konnte uns immer weiterhelfen. Sie schlug uns schließlich auch als Teilnehmer des bayerischen Förderprojekts BY-on für junge Bands vor, durch das wir seitdem unterstützt werden.

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Mit dem Gewinn des Sprungbrett-Wettbewerbs alleine hatten wir als Band jedoch noch lange keinen festen Namen in München. Wie jede Band in ihrem Anfangsstadium spielten wir bei jeder erdenklichen Gelegenheit, vor unterschiedlichstem Publikum, bei jeglichen Veranstaltungen. Von Konzerten in Jugendzentren im Umland über Benefizkonzerte, kleine Akustik-Bar-Konzerte hin zum Theatron-Musiksommer vor 2000 Menschen. Irgendwo im Publikum waren meistens Leute, denen unsere Musik gefiel.

Im Idealfall hatte ein kleiner Teil dieser Leute dann wirklich etwas mit der Münchner Musikszene zu tun. So kam es dazu, dass wir schließlich auch gefragt wurden, ob wir Lust hätten, in namhafteren Münchner Clubs, bei etablierteren Konzertreihen oder mit – auch international – bekannteren Bands zu spielen. Gleichzeitig bewarben wir uns bei unzähligen lokalen Festivals oder stellten mit befreundeten Bands selbst Konzerte auf die Beine.

Wir steckten – und stecken bis heute – nicht nur viel Arbeit in unsere Musik, sondern auch in unsere Organisation und sind froh, dass wir in dieser Hinsicht bis jetzt immer weitgehend selbstständig und unabhängig geblieben sind. Neben der offiziellen Förderung und Hilfe durch das Projekt BY-on oder das Feierwerk halfen uns vor allem der Kontakt und die Freundschaft zu anderen Münchner Bands und Musikern enorm weiter.

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Als der Applaus am Ende unseres Release-Konzerts im April dieses Jahres aufbrandet, läuft uns ein Schauer den Rücken hinunter. Wir stehen Arm in Arm am vorderen Rand der Bühne und verbeugen uns. Leuchtende Gesichter strahlen uns entgegen. Bekannte Gesichter und unbekannte Gesichter. In solchen Momenten zahlen sich all die aufgebrachte Geduld und all die Arbeit der vergangenen Jahre wieder aus.


Katharina Würzberg spielt Keyboard bei der Band „The Living“. 2014 wurde sie zur „Münchner Band des Jahres“ gekürt und spielte seitdem bei nahezu allen wichtigen Münchner Festivals.

Fotos: The Living