Akere: (Post-Dup-Step, Trip-Hop)

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Jahr: 2014, Woche: 25

Die mit Diskurs- und Hipster-Trash übersättigte Szene hat auf Akere gewartet: Ihre tranceartigen Impakt klingt wie von einem DJ-Set verursacht und trotzdem bleiben sie nahbar wie eine Live-Band.

Deutsche Popmusik ist oft seltsam. Die musikalische Qualität manch US-amerikanischer Musiker wird oft mit deren Sozialisation in Gospelchören erklärt – in Deutschland scheint diese Prägung eher das Theater zu übernehmen: Dementsprechend textlastig und musikalisch spröde klingt die Hamburger Schule im Vergleich zu R ’n’ B oder Soul. Während im Ausland musikalisch anspruchsvolle Genres wie Dub-step entstehen, wird im deutschen Underground die Musik gerne zu Gunsten – zum Teil wirklich großartiger – Texte oder Inszenierungen vernachlässigt. Doch in München gibt es derzeit einige neue Bands, die sich der Musik aus dieser anderen Richtung nähern. Etwa Occupanther, das komplexe Elektroprojekt von Martin Brugger. Oder Luko, das Trip-Hop-Projekt von Tahnee Mathiessen und dem Produzenten Provo. Aus der gleichen Szene kommt nun auch Akere (Foto: Louisa Simon). Doch dieses Duo denkt die Musik, der man Wurzeln aus Jazz genauso anhört wie aus dem Hip-Hop, noch einen Schritt weiter.

Das Duo gibt sich selbstbewusst: „Wir haben beschlossen, dass wir keine Trip-Hop-Band sind.“ Natürlich haben sowohl Sängerin Sarah Kreile, die sich als Musikerin Sarah Sulai nennt, und Produzent Hans Heusterzwerg viel Portishead gehört. Doch: „Wir wollen aber auf jeden Fall progressiv sein und auf keinen Fall eine Ästhetik nachmachen, die es schon gab.“ Und dieser Mut lohnt sich. Schon mit seinem Soloprojekt Paranoise wagte sich Hans in musikalische Gefilde, die an die verdrehten Post-Dub-Step-Nummern eines Flying Lotus erinnerten. Die musikalischen Experimente des Amerikaners zwischen Computerkrach, treibend-vertrackter Rhythmik und organisch-warmer Jazz-Harmonik hört man in Hans’ Soundgerüsten ebenso wie die gelungene Mischung zwischen schmeichelnder Zugänglichkeit trotz musikalischer Kompliziertheit. Und Sarah ist eine der wenigen Sängerinnen in München, die tatsächlich ein wirklich außergewöhnliches Timbre haben und ihre Musik deshalb nicht durch anderen Firlefanz zwischen Theater und Geschichtenerzählen aufwerten müssen. 

Sarah sang schon bei „Sample Minded“, der Band von Hans’ Bruder. Doch als Akere machen die beiden erst seit vergangenem März Musik. Doch wie sehr eine, mit Diskurs- und Hipster-Trash übersättigte Szene auf diese Musik gewartet hat, zeigt sich in dem großen Zuspruch, den ihr erster, im Internet veröffentlichter Track bekam. Diverse Blogs lieben diese Musik, die den gleichen tranceartigen Impakt wie ein DJ-Set verursachen kann und trotzdem nahbar bleibt und nach Live-Band klingt: Akere wird genauso für Konzerte gebucht wie für Elektroveranstaltungen.  

Stil
: Post-Dup-Step, Trip-Hop
Besetzung: Sarah Kreile (Gesang), Hans Heusterzwerk (Gitarre, Computer)
Aus: München
Seit: 2014
Internet: www.akere.bandcamp.com

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.