Urlaubsfotos aus der Bib

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Urlaub ist was Schönes. Urlaubsfotos eigentlich auch. So viel zur Theorie. In der Praxis sind die Fotopost von Freunden auf Weltreise an Stränden lästig. Vor allem wenn man selbst nicht verreisen kann.

Judith bringt Dinge auf den Punkt. Urlaubsfotos von Freunden zum Beispiel: „Ich weiß, wie du aussiehst, ich weiß wie Angkor Wat aussieht. Die Kombination aus beiden bringt mir absolut keinen Mehrwert“, sagt sie und seufzt zwischen zwei Schlucken Wein. In ihrem Freundeskreis veranstalten Menschen jedoch ganze Reisepräsentationsabende, inklusive der Einführung in die Landesgeschichte und detaillierter Bildbesprechungen. Ich werfe ein, dass man Angkor Wat inzwischen auch auf Street View besuchen kann. Das erspart einem sowohl den Weg zum Dia-Abend als auch den Flug nach Kambodscha. Das Internet macht vieles einfacher.

Nur Alis Leben, das vereinfacht es gerade nicht. Ali will Urlaub. Nur am Strand liegen, nichts lesen, nicht denken. Es müsste nicht mal Kambodscha sein, nein, Kroatien täte es auch. Leider häuft sich nur Alis Arbeit für die Uni, während ihr Geld so gar keine Anstalten macht, Haufen zu bilden. Und Alis Facebook-Freunde veranstalten derweil ausgiebige Reisepräsentationen, ohne je Einladungen dazu verschickt zu haben. Ali weiß, wie ihre Freunde aussehen. Und sie weiß, wie Strände aussehen – und jetzt, nach dem zwanzigsten Post von Freunden an Stränden, weiß sie es umso besser.

Schon klar: Man sucht sich Freunde, die man für nette Menschen hält, und gönnt ihnen nette Dinge. So viel zur Theorie. In der Praxis ist natürlich nichts lästiger als dieser eine Facebook-Kumpane auf Weltreise, der leicht bekleidet und sonnengebräunt vor wechselnder Kulisse in die Kamera strahlt, während man selbst im öden Alltag versinkt. Da kann man eigentlich nur hoffen, eine gute Ausrede zu finden, ehe er für den Powerpoint-Bilderabend nach Hause zurückkehrt.

Bis jetzt will noch niemand Fotos mit den Hashtags #DreiStunden-WartezeitBeimZahnarzt posten oder Powerpoint-Präsentationen von den Überstunden in der Bibliothek oder dem Büro veranstalten. Vielleicht wären wir jedoch alle glücklicher, wenn endlich jemand diesen ersten Schritt wagen würde.

Von Susanne Krause