Ein Abend mit: Sarah Kreile

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Sarah Kreile, 23, ist nicht nur Sängerin der Band Akere, sondern auch Künstlerin. Momentan ist beispielsweise ihre interaktive Münchner Stadtkarte im Farbenladen zu sehen, die Münchner Originale zeigt und geheime Orte verrät, den Betrachter aber auch dazu einlädt, eigene Tipps zu verraten. Wenn Sarah nicht gerade singt oder malt zieht sie mit Sailerbua um die Häuser und isst und trinkt und lacht. Am liebsten zum Sound von  Krept & Konan – Don’t waste my time.

Hier beginnt mein Abend:
in der WG Küche. Essen, trinken, lachen, malen

Danach geht’s ins/zu:
eine andere WG Küche. Mehr essen, trinken. Laut lachen. Nicht mehr malen

Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil:
Pushende Musik spielen. Wie ein kleines Kind nerven

Mit dabei ist immer:
Nugga aka Norgerl aka Sailerbua

An der Bar bestelle ich am liebsten:
Wood mit Mate, Wein oder Leitungswasser

Der Song darf auf keinen Fall fehlen:
Krept & Konan – don’t waste my time

Mein Tanzstil in drei Worten:
Trash Gangsta Discoboogy

Der Spruch zieht immer:
habibi…

Nachts noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist:
keine Pizza keinen Döner nein…Thüringer Klöööse…nee Schmarren
Am ehesten ein Falavelsandwich oder eine Linsensuppe bei Türkischen Bistros in der Hauptbahnhofsgegend

Meine dümmste Tat im Suff war:
Hab gedacht dass meine kleine Eastpak Tasche geklaut wurde. Trag sie normalerweise immer um Rücken…Diesmal nicht …Hatte sie um den Bauch..aber im Vollsuff nicht gecheckt..dann mit einem Pushkick diverse Weißbiergläser in der Lokalität umgekickt und mit erhobenen Mittelfinger rausstolziert…Die Türsteher natürlich gleich mit….

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im/bei:
Minihofbräuhaus im Englischen Garten

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:
alte Registratur und Café King

Band der Woche: Akere

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Die Münchner Band Akere sprengt den engen Rahmen in dem sich in Deutschland produzierte Pop-Musik sonst bewegt und überrascht mit Hip-Hop-Beats, Elektronik-Geschnatter und einer souligen Stimme.

Es ist schon seltsam. Die Pop-Welt hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten via Internet global vernetzt, umso stärker scheint sich manche Musik an ihre Heimat zu binden. Das ist prinzipiell nichts Neues – Folklore, Volksmusik, Folkmusic funktionierten bisher immer über einen fest gezurrten und eindeutig verorteten Bund an eine bestimmte Region. Die Hamburger Schule, Berliner Deutsch-Pop oder Detroit Techno sind im Pop-Bereich nichts anderes. Wenn solche Zuordnungen allerdings schon so alt sind wie in den oben genannten Fällen, wirken sie bisweilen ein wenig kitschig, fad in ihrer Reproduktion und ein wenig dröge. Umso schöner ist junge, neue Musik dann, wenn sie endlich Positives aus der Globalisierung zieht – wenn das Internet schon dafür gesorgt hat, dass mit Musik kaum noch Geld zu verdienen ist.

Die Münchner Band Akere zum Beispiel. Wo die Musik des Trios entstanden ist, welcher Szenen sie sich bedient und wo ihre Vorbilder liegen, ist schwer hörbar. Der zwischen Hip-Hop-Beats, Elektronik-Geschnatter, Soul und Jazz liegende Sound könnte in Brooklyns Kellern genauso entstehen wie etwa in Mumbai. Oder in Südafrika. Die klanglichen Komponenten, die zwei Produzenten Hans Hustle und Manu L One um die Soul-Stimme der Sängerin Sarah Sulai herumbauen, findet man überall in der Pop-Welt zerstreut. Der Sound, den die drei daraus zusammenkleben, ist dementsprechend erfrischend. Ein bisschen klingt das Debüt-Album „Blue Sphinx“, das am Freitag, den 19. Februar auf dem Münchner Hip-Hop-Label 58 Beats erschienen ist, nach einer abgefederten und etwas erleichterten Version von Grime und Bounce. Oder nach den Klangkaskaden eines Flying Lotus, die bei Akere aber ein wenig mehr Pop-Song-Struktur erhalten haben. Es klingt auf jeden Fall nicht mehr nach den engen Kategorien, in denen sich in Deutschland produzierte Pop-Musik so gerne aufhält.

Produziert und aufgenommen haben es die Musiker selber; mit Hilfe von Glam von Main Concept im hauseigenen 58 Beats Studio. Wunderschöne verhallte Klavierakkordwelten, die zwischen Dur und dem jazzigen Übermaß eines Dreiklangs schwanken, werden darauf von Beats geschreddert, die nach Hitchcocks kreischenden Vögeln klingen. Sarahs ruhige, reiche Stimme hält die Tracks zusammen, die Titel wie „Polycolour Madness“ oder „Flying“ tragen. Letzteres beginnt sogar mit einem relativ konventionellen Gitarrenlauf und einem räumlich weit klingenden Schlagzeug. Damit sind sie musikalisch ein wenig weiter in Richtung Band gerückt. Als Hans und Sarah vor gut zwei Jahren begannen Musik zu machen, verfolgten sie ein Konzept, in dem nicht ganz klar war, ob das ein Live-DJ-Act ist, oder eine Live-Band. Seit sie von Manu an Drum-Pads und Percussion unterstützt werden, hört man das Trio, das Musik spielt, mehr heraus als die produzierten Anteile.  

Stil: Soul, Hip-Hop, Glitch
Besetzung: Sarah Sulai (Gesang), Hans Hustle (Gitarre, Produktion), Manu L One (Drum-Pads, Percussion)
Aus: München
Seit: 2014
Internet: www.akere.bandcamp.com

Von: Rita Argauer

Foto: Yves Krier

Von Freitag bis Freitag München mit Kathi

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Der Schnee fehlt, Weihnachten kommt trotzdem. Da kennt der Kalender keine Gnade. Zum Glück kann sich Kathi diese Woche nochmal mit großartigen Konzerten, wie Taiga Trece im Clap Club, oder Akere im Milla, ablenken, sich beim Vanillekipferl backen weihnachtlich einstimmen, bevor es dann an das Unvermeidbare geht: Geschenke einpacken!

Freunde, der Kalender ist schon eine praktische Erfindung: Ohne Kalender hätte ich wohl keine Ahnung, dass schon beinahe Weihnachten ist. Der fehlende Schnee, T-Shirt-Wetter (na ja, fast) und die Matschpfützen draußen machen es uns aber auch schwer. Da hilft nur eins: Plätzchen backen und so viel Jingle Bells hören, bis mir die Ohren klingen.

Wenn wir schon bei den Plätzchen sind: Davon werde ich natürlich an den Weihnachtstagen einige essen. Deshalb kann ein bisschen Sport sicher nicht schaden. Also auf in einen sportlichen Freitag, an dem ich von einem Konzert zum nächsten jogge: Da wäre zum einen die Münchner Hip-Hop-Hoffnung Taiga Trece, die endlich ihr Album veröffentlicht. Nicht gerade weihnachtlich das Ganze, aber dafür umso cooler. Von dort geht es direkt zur Album-Präsentation von Akere, die das Milla für eine Nacht übernommen haben. „Be prepared for deep music in deep space….“, heißt es in der Ankündigung. Inmitten von meinem geliebten seichten Weihnachtskitsch ist das eine willkommene Abwechslung. Und dann wären da natürlich noch die Young Chinese Dogs! Die geben am Freitag ein Zusatzkonzert im Feierwerk und das darf ich auch auf gar keinen Fall verpassen… Also jogge ich weiter, um mich beim letzten Konzert des heutigen Abends vorweihnachtlich verzaubern zu lassen.

Am Samstag backe ich dann erst einmal in Ruhe meine Vanillekipferl. Kurz bevor ich einer Überdosis Last Christmas erliege, entscheide ich mich spontan, noch einmal im Clap Club vorbeizuschauen. Schließlich enden die zehn verrückten Clap-Club-Tage an diesem Samstag. Zum Schluss gibt es unter anderem ein Live-Set von BAAL zu hören – es darf noch einmal geklatscht werden.

Sonntags lasse ich es ruhig angehen und verbringe den Nachmittag im Prinzregentenstadion. Genauer gesagt: Auf der Eisfläche! Für Eislauffans wie mich, gibt es momentan in München keinen schöneren Ort. Ein bisschen Schnee als Dekoration wäre allerdings auch hier gern gesehen…

In der Glockenbachwerkstatt bin ich am Montag anzutreffen: Der MajMusical Monday steht an und bringt diesmal Chaos mit sich: Chaos in Form eines Alleinunterhalters mit Loopstation statt Luftballontieren. Vor den geruh- und vorhersehbaren Weihnachtstagen kann das natürlich nicht schaden. Obwohl ich mich zugegebenermaßen über Luftballontiere freuen würde.

Am Dienstag bin ich tagsüber mit den Vorbereitungen für meinen großen Love-Actually-Vorweihnachts-Filmabend beschäftigt. Die Häppchen machen sich nicht von allein. Ein paar Freunde, ein paar mehr Häppchen und ein wundervoller Weihnachtsfilm – was will der Weihnachtsfan mehr?

Der 23.12., diesmal ein Mittwoch, ist auch dieses Jahr der schwerste Tag des Jahres: Denn zu Weihnachten gehören Geschenke. Und Geschenke müssen eingepackt werden. Leider bin ich darin so untalentiert; wie man es nur sein kann. Deshalb warte ich auch bis zum letztmöglichen Termin, um diese leidvolle Aufgabe hinter mich zu bringen. Oder hinter mich bringen zu lassen. Vielleicht übernimmt meine handarbeitsmäßig wesentlich begabtere kleine Schwester auch dieses Jahr wieder die festliche Umhüllung meiner Präsente. Aus Mitleid, versteht sich. Zu allem Überfluss bekommt meine Schwester allerdings auch ein Geschenk von mir – und das kann ich sie dann doch nicht selbst einpacken lassen. Na ja, so forme ich eben ein elegantes Knäuel aus Geschenkpapier – wird schon passen…

Und dann? Nur noch einmal Schlafen bis zum Heiligabend! Fröhliche Weihnachten.

Von Katharina Hartinger

Neuland

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Sie ist eine Künstlerin in eigentlich fast jedem Bereich, den die Kunst zu bieten hat. Die meisten kennen Sarah Kreile (Foto: Tino Sailer) als Sängerin von Akere, doch die 22-Jährige hat noch mehr zu bieten: Poster gestaltet sie ebenso wie Siebdruck-Pullover und weitere Illustrationen – dann unter dem Künstlernamen Su. In diesem Jahr will Sarah, die Kommunikationsdesign studiert, ihre Siebdruck-Kunst ausbauen, mehr Motive entwickeln und über ihren eigenen Online-Shop verkaufen. Auch die Akere-Fans dürfen sich natürlich auf Sarahs Kunst freuen: Für das Album des Duos will sie zu jedem Lied eine Visual-Sequenz, also eine Art Stimmungsvideo gestalten. Katharina Hartinger

Gesucht wird: Unsere Band des Jahres 2014

Die Band der Woche gibt Orientierung – welche Bands in München auffallen, von welchen Bands man in Zukunft garantiert hören wird. Wir gehen jetzt noch einen Schritt weiter. Wir haben 10 Bands der Woche ausgewählt und ins Rennen geschickt zur Wahl der Band des Jahres. Die Abstimmung läuft bis zum 15. Januar.

Wenn man kein Schlagwort finden kann, dann wird halt auf die Vielfalt gesetzt. Münchens Musikszene ist ein Kaleidoskop, ein Potpourri, das nicht festgelegt werden kann und will. Woche für Woche suchen wir aus dieser musikalischen Wundertüte Bands aus, die in der Rubrik „Band der Woche“ auf der Junge-Leute-Seite der Süddeutschen Zeitung vorgestellt werden. Dass sich das alles keiner einheitlichen Bewegung zuordnen lässt, nimmt der Szene wohl auf den ersten Blick die Zugkraft; das hat aber auch etwas Gutes. Immerhin hat der Melting Pot der Münchner Popszene 2014 einige Künstler hervorgebracht, die aus den verschiedenen Einflüssen, die dort herumgeistern, zum Teil ganz eigene und ganz neue Musik zusammengekleistert haben.

Etwa Martin Brugger alias Occupanther: der Jazz-Bassist und früherer Musiker bei This is the Arrival hat aus Elektro, Indie und Post-Dubstep eine Variante elektronischer Musik geschaffen, die weit entfernt ist vom stumpfen Minimal manch Technoclubs und die die Beats vielfältig und ideenreich klingen lässt. Neben Occupanther stehen nun 13 weitere Künstler zur Wahl der Band des Jahres: Etwa die beiden Trip-Hop, Hip-Hop und Dub-Step-Verquirler Akere und Luko. Oder die grundverschiedenen Annäherungen an Sprechgesang von Taiga Trece (klassischer Hip-Hop-Flow mit deutsch-spanischen Texten) und Katrin Sofie F. und der Däne (eine Spoken-Word Variante zwischen Poesie und minimalem Groove). Und während das Duo Baal Techno mit dem Pathos der Klassik versetzt, rumpeln diverse Gitarrenbands durch die Stadt: Jugendlicher Garage-Punk im Sinne der Black Lips gibt es von den Night ShirtsMarathonmann hingegen verabreichen mit verzerrten Gitarren dem Hardcore Popappeal, was ihnen 2014 einen Einstieg in die deutschen Charts verschaffte; etwas das der Band Cosby mit ihrem kommenden Album vermutlich auch gelingen könnte. Immerhin schrauben die in fröhlicher DIY-Manier astreinen Mainstream-Pop zusammen. Imapala Ray hingegen vermischt klassischen Indie-Sound mit Einflüssen der Weltmusik aus der bayerischen Heimat.

Dass also nicht auf die eine Szene gehört wird, der alle angehören wollen, sorgt für diese Vermischungen. In diesem Jahr ist das besonders gut geglückt, weil sich eben nicht nur Bands verschiedener Stilistik in München finden, sondern viele Künstler aus den verschiedenen, um sie herum kreisenden Stilen und Genres eben tatsächlich fast Ungehörtes schaffen. Im gewissen Sinne hat sich in München also eine Gegenbewegung zum Retro-Trend gebildet. Rita Argauer

Hier geht es zu unserer Wahl zur Band des Jahres – bitte dem Link folgen:

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Nino El Dino (Beat / Songs)

Jahr: 2014, Woche: 48

Mit der Dinomaske und seinen Beats tritt Nino el Dino aus dem Schatten der MCs heraus. Er sucht geschickt nach neuen musikalischen Formen für alte Produktionsweisen, seine Tracks entwickeln eine ganz eigene Spannung.

Beim Schulranzen entschieden Dinos einst über Coolness und den Stand in der Gemeinschaft. Mit dem Dino-Rucksack war man in den Neunzigerjahren in Schulklassen sehr viel besser gestellt als etwa mit einem schlichten blauen ohne Motiv. Doch nachdem die Jurassic-Park-Fortsetzungen immer trashiger wurden, ebbte die Dino-Welle ab. Umso erstaunlicher ist es, dass sich nun der junge Münchner Musiker Nino Becker den Künstlernamen Nino el Dino gibt (Foto: Niklas Niessner). Denn mit Trash hat die Musik des 26-Jährigen wenig zu tun.

Nino Becker produziert Beats. Und die sind so schlicht und elegant, dass er derzeit immer öfter in der Münchner Szene auftaucht – und aus dem Schatten der MCs heraustritt. Das ist ungewöhnlich im Hip-Hop; denn eigentlich stehen die Rapper im Rampenlicht, während die Produzenten zwar für den nötigen Punch in der Musik sorgen, aber sonst im Hintergrund bleiben. Doch Ninos Beats sind mehr als eine bloße geloopte Unterlage für die Wortkaskaden der Rapper. Nino mischt Jazz-Einflüsse mit harten, aber organischen Schlagzeug-Samples.

Seine Tracks funktionieren weniger als Plateau (wie viele Hip-Hop-Beats), sondern entwickeln eine eigene Spannung und musikalische Sprache. Das mag an Ninos durchmischtem Musikgeschmack liegen. Mit 13 Jahren begann er, Hip-Hop zu hören, doch relativ schnell folgte eine Phase, in der er sich mit klassischer Songwriter-Kunst auseinandersetzte: „Mit 17 habe ich dann einen musikalischen Break gehabt“, sagt er. Damals fing er an, Gitarre zu spielen, hörte Beatles, Jimi Hendrix oder Bob Dylan. „Ich höre nun eigentlich fast gar keinen Hip-Hop mehr“, erklärt er. Und dennoch wurden Beats, also die Grundlage von Hip-Hop, zu seiner musikalischen Ausdrucksform. Aber Ninos Beats haben den Flow, die Raffinesse und die Vielschichtigkeit von Pop-Songs.

Kein Wunder, dass er sich bei Münchner Musikern wie dem Duo Akere positioniert – immerhin suchen die auch gerade ganz geschickt nach neuen musikalischen Formen für alte Produktionsweisen. Drei Alben hat Nino bisher veröffentlicht – hinzu kommen DJ-Sets und verschiedene Zusammenarbeiten mit Rappern und Sängern. Und in hoher Frequenz plant der Musiker, der live mit einer Dinosaurier-Maske auftritt, weitere Veröffentlichungen: Unter anderem ein Feature-Album mit Münchner Rappern und ein Jazz-Beat-Album. Rita Argauer 

Stil: Beat / Songs
Besetzung: Nino Becker (Produktion), diverse Gastmusiker
Aus: München
Seit: 2010
Internet: www.ninoeldino.bandcamp.com

Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Nicht von der Stange

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Poledance, Surfen, Videos: Das Leben von Musikern spielt sich nicht nur auf der Bühne ab. Wir haben bei Bands, die beim „Sound of Munich now“-Festival spielen, nachgefragt.

Freddie Mercury hat Briefmarken gesammelt. Rod Stewart liebt Modelleisenbahnen. Was machen junge Münchner Musiker eigentlich heutzutage, wenn sie nicht gerade im Proberaum oder auf der Bühne stehen? Einige der Musiker, die auch beim Festival „Sound of Munich now“ zu hören sein werden, haben spannende Hobbys, die sie teilweise sogar zum Beruf gemacht haben.

Da wäre zum Beispiel Johannes Brugger, 24, der die Musikszene aus zwei ganz unterschiedlichen Perspektiven kennt. Auf der einen Seite ist er der Schlagzeuger der Band Hadern im Sternenhagel, macht Musik, während die Fans Handyvideos vom Konzert drehen. Aber er steht auch oft auf der anderen Seite der Videokamera, produziert Musikvideos für Bands und versucht dabei, die Wünsche der Musiker mit seiner Vorstellung vom perfekten Video in Einklang zu bringen. Wenn das Budget der Band klein ist, verzichtet Johannes auf Honorar, verwendet das Geld lieber für Requisiten und hochwertige Ausrüstung.

„Charme, eine gute Idee und Humor“ – das sind die Aspekte, die für den Schlagzeuger ein wirklich gutes Musikvideo ausmachen. In seinen Videos kreiert er am liebsten kleine, ganz eigene Welten. Seine Aufträge wählt er sorgfältig: „Es ist wichtig, dass man selber das Zeug feiert“, erklärt er, nur so könnten Videos mit spannenden Bildern entstehen. Besonders die musikalische Karriere seines Bruders Martin hat er filmisch begleitet: So war Johannes am Video zu „New York’s got a piece of my chest“der Indie-Pop-Band This is the arrival beteiligt, in dem auch Model Marie Nasemann mitspielt. Doch sein Lieblingsprojekt ist das Video zu „Down“ von Occupanther, bei dem „einfach ziemlich viel gut gelaufen ist“. Gedreht wurde nur an einem einzigen Tag, drei Wochen dauerte es mit Planung und Schnitt aber insgesamt, bis aus der Idee ein fertiges Video wurde.

Über seine Videos ist Johannes überhaupt erst mit der Band Hadern im Sternenhagel in Kontakt gekommen. Er habe auf gut Glück angefragt, ob die Band Interesse an einem Musikvideo hätte, erzählt der Filmemacher. Hatte sie. Und bald darauf wurde ein Schlagzeuger gesucht. Für eines seiner Videos wäre Johannes diese Geschichte sicherlich zu kitschig. Mittlerweile verdient der Schlagzeuger in der Filmbranche sein Geld, als Kameraassistent oder Cutter. Dabei fing er mit dem Videodrehen vor ungefähr drei Jahren eher zufällig an, als er die Videofunktion seiner Spiegelreflexkamera ausprobierte.

Auch bei Marie Kobylka, 25, der Sängerin der Band Cosby, war es der Zufall, der sie ihr Hobby Poledance entdecken ließ: Sie wurde zu einer Probestunde eingeladen. Offensichtlich hatte die Stange eine magnetische Anziehungskraft, denn seit eineinhalb Jahren trainiert Marie nun schon Poledance und gibt sogar als Trainerin selbst Stunden. Es macht ihr Spaß, die Tanzsportart einmal pro Woche in Dachau zu unterrichten, vor allem der herzliche Umgang mit den Kursteilnehmerinnen gefällt ihr.

Besucht werden die Kurse von 13-jährigen Teenagern, aber auch von deren Müttern, so akzeptiert ist Poledance in inzwischen. Überhaupt stehe der sportliche Aspekt im Vordergrund, sagt Marie: „Die Vorurteile gegen Poledance sind in meiner Welt nicht da.“ Ihre Schülerinnen kennen Marie teilweise schon als Sängerin, wenn sie in ihre Stunden kommen. Gerne würden sie zur Musik von Cosby tanzen – und die 25-jährige Sängerin plant tatsächlich, ihre eigene Musik in Zukunft in die Stunden zu integrieren.

Poledance sieht Marie, die in ihrem WG-Zimmer eine eigene Stange hat, als „perfekten Ausgleich“: Mit ihrer Band macht sie Musik, beim Poledance bewegt sie sich zur Musik. Und hält sich gleichzeitig fit für ihre Bühnenauftritte. Denn Poledance ist „eine Art von Tanz, die unfassbar anstrengend ist“ und, weil viel Kraft in den Armen benötigt wird, „eigentlich eine Männersportart“ sei, erzählt Marie und lacht. Genauso wie die sportliche Herausforderung begeistert sie allerdings die Ästhetik der Sportart, die aus so viel mehr besteht als „mit dem Hintern zu wackeln“.

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Auf einen sportlichen Ausgleich zur Musik setzt auch Sängerin Sarah Kreile, 22, (Foto: Bjoern Richie Lob) von Akere. Schon mit 14 Jahren hat sie angefangen, regelmäßig nach der Schule im Eisbach zu surfen. Dort hat sie auch an einem Surfcontest teilgenommen und die Produktion eines Surffilms unterstützt. Mittlerweile surft sie allerdings lieber im Meer, wo sie ganz bei sich sein kann und zur Ruhe kommt, wie sie es beschreibt. Die Geduld, auf den richtigen Moment zu warten, die Anstrengung und die Freude darüber, die Welle gesurft zu haben, machen für Sarah die Faszination des Surfens aus.

Ihr Lieblingssurfgebiet ist Portugal und ganz surfertypisch hat sie dorthin auch schon einen Roadtrip gemacht. Portugals Küstenlandschaft, die Felsen und kleinen Buchten haben es ihr angetan. In München hat Sarah kürzlich eine andere Brettsportart für sich entdeckt: das Skateboarden. Es sei ein wenig wie Surfen, aber in München etwas unkomplizierter.

Wie die drei Musiker die Musik und ihre anderen Leidenschaften unter einen Hut bringen? Sarah lässt sich „einfach nicht stressen“, erzählt sie. Marie bemerkt: „Die Tage sind doch immer länger als man denkt.“ Und Johannes verrät, dass er früh aufsteht und früh ins Bett geht. Aber nicht am 8. November. Denn dann werden die drei gemeinsam mit ihren und vielen anderen Bands beim „Sound of Munich now“ auf der Bühne stehen. Katharina Hartinger

Das Festival „Sound of Munich now“, veranstaltet vom Feierwerk und der SZ, findet am Freitag, 7. November, und Samstag, 8. November, im Feierwerk, Hansastraße 39, statt. Der Eintritt ist frei. Einlass ist am Freitag um 22 Uhr – man muss allerdings volljährig sein. Am Samstag gilt diese Einschränkung nicht. Einlass ist dann um 18 Uhr. Es wird empfohlen, früh zu kommen, sonst sind wie in den Vorjahren alle Plätze weg.

Auf Facebook sind die “Sound of Munich now”-Abende auch zu finden: https://www.facebook.com/events/695356983853037/
https://www.facebook.com/events/276992862486971/

Akere: (Post-Dup-Step, Trip-Hop)

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Jahr: 2014, Woche: 25

Die mit Diskurs- und Hipster-Trash übersättigte Szene hat auf Akere gewartet: Ihre tranceartigen Impakt klingt wie von einem DJ-Set verursacht und trotzdem bleiben sie nahbar wie eine Live-Band.

Deutsche Popmusik ist oft seltsam. Die musikalische Qualität manch US-amerikanischer Musiker wird oft mit deren Sozialisation in Gospelchören erklärt – in Deutschland scheint diese Prägung eher das Theater zu übernehmen: Dementsprechend textlastig und musikalisch spröde klingt die Hamburger Schule im Vergleich zu R ’n’ B oder Soul. Während im Ausland musikalisch anspruchsvolle Genres wie Dub-step entstehen, wird im deutschen Underground die Musik gerne zu Gunsten – zum Teil wirklich großartiger – Texte oder Inszenierungen vernachlässigt. Doch in München gibt es derzeit einige neue Bands, die sich der Musik aus dieser anderen Richtung nähern. Etwa Occupanther, das komplexe Elektroprojekt von Martin Brugger. Oder Luko, das Trip-Hop-Projekt von Tahnee Mathiessen und dem Produzenten Provo. Aus der gleichen Szene kommt nun auch Akere (Foto: Louisa Simon). Doch dieses Duo denkt die Musik, der man Wurzeln aus Jazz genauso anhört wie aus dem Hip-Hop, noch einen Schritt weiter.

Das Duo gibt sich selbstbewusst: „Wir haben beschlossen, dass wir keine Trip-Hop-Band sind.“ Natürlich haben sowohl Sängerin Sarah Kreile, die sich als Musikerin Sarah Sulai nennt, und Produzent Hans Heusterzwerg viel Portishead gehört. Doch: „Wir wollen aber auf jeden Fall progressiv sein und auf keinen Fall eine Ästhetik nachmachen, die es schon gab.“ Und dieser Mut lohnt sich. Schon mit seinem Soloprojekt Paranoise wagte sich Hans in musikalische Gefilde, die an die verdrehten Post-Dub-Step-Nummern eines Flying Lotus erinnerten. Die musikalischen Experimente des Amerikaners zwischen Computerkrach, treibend-vertrackter Rhythmik und organisch-warmer Jazz-Harmonik hört man in Hans’ Soundgerüsten ebenso wie die gelungene Mischung zwischen schmeichelnder Zugänglichkeit trotz musikalischer Kompliziertheit. Und Sarah ist eine der wenigen Sängerinnen in München, die tatsächlich ein wirklich außergewöhnliches Timbre haben und ihre Musik deshalb nicht durch anderen Firlefanz zwischen Theater und Geschichtenerzählen aufwerten müssen. 

Sarah sang schon bei „Sample Minded“, der Band von Hans’ Bruder. Doch als Akere machen die beiden erst seit vergangenem März Musik. Doch wie sehr eine, mit Diskurs- und Hipster-Trash übersättigte Szene auf diese Musik gewartet hat, zeigt sich in dem großen Zuspruch, den ihr erster, im Internet veröffentlichter Track bekam. Diverse Blogs lieben diese Musik, die den gleichen tranceartigen Impakt wie ein DJ-Set verursachen kann und trotzdem nahbar bleibt und nach Live-Band klingt: Akere wird genauso für Konzerte gebucht wie für Elektroveranstaltungen.  

Stil
: Post-Dup-Step, Trip-Hop
Besetzung: Sarah Kreile (Gesang), Hans Heusterzwerk (Gitarre, Computer)
Aus: München
Seit: 2014
Internet: www.akere.bandcamp.com

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.