Foto: Mara Fischer

10 im Quadrat Volume 3: Azeret Koua

Zehn junge Fotografinnen und Fotografen treffen auf zehn junge Menschen mit Bühnenerfahrung.
Das Ergebnis: „10 im Quadrat Volume 3“ – eine Ausstellung der Junge-Leute-Seite im Farbenladen des Feierwerks. Hier im Porträt: Schauspielerin, Regisseurin und Bloggerin Azeret Koua

Azeret Koua ist Theaterregisseurin – aber auch Schauspielerin, Bloggerin, Regieassistentin und zuletzt Model. Doch egal, welche Funktion sie einnimmt, egal in welchem Bereich sie sich bewegt, ihre Beweggründe bleiben immer dieselben, wie sie sagt: „Ich möchte die Leute aufrütteln, so dass sie sich und ich die eigene Welt in Frage stellen. Warum bin ich, wer ich bin?“

Diese Einstellung habe Azeret von ihrer politisch interessierten Familie gelernt. Geboren ist die heute 25-Jährige in Detroit. Ein Elternteil kommt aus Amerika, das andere von der Elfenbeinküste. Aufgewachsen ist sie in verschiedenen Teilen Nordamerikas, Westeuropas, China und jetzt lebt sie in Deutschland. Sie kennt, wenn man so will, quasi die halbe Welt. Nach München kam sie, um Jura zu studieren, wendete sich aber nach zwei Semestern der visuellen Kunst zu und begann ein Studium der Theaterwissenschaft. Damit einhergehend begann ihre Karriere als Theaterregisseurin mit Projekten wie „Short Eyes“ oder auch #dearharvey. Während der Studienzeit gründete sie auch den Podcast „Two Blacks and a Jew“ und erst vor kurzem das Theaterkollektiv „in:between“. Dabei zählt für Azeret nicht nur die Message auf der Bühne, wie in #dearharvey das Thema Sexismus im Allgemeinen. Ihrer Meinung geht das „Storytelling als Beitrag zum Aktivismus“ über die Grenzen des Rampenlichts hinaus. So achtet sie bei der Auswahl ihres Teams immer auf die Hintergründe der Schauspieler und der Crew. „Weil die Welt nicht nur weiß, männlich und hetero ist“, sagt sie. So stehen hinter der Auflistung der Namen des Produktionsteams für #dearharvey die Herkunft der Mitglieder in Form von Länderkürzeln. Spanien, Großbritannien, Amerika, Frankreich, Polen – auf einen Blick wird die große Zahl der unterschiedlichen Herkunftsländer deutlich. Zudem überwiegt der weibliche Anteil im Team, nicht gerade die Norm im Theaterbetrieb.

Aber auch im Entstehungsprozess zu „10 in Quadrat“ hat Azerets Ansatz Auswirkungen. Denn die junge Regisseurin kennt ihre Wirkung, also als Person: „Ich bin eine schwarze Frau in einer weißen, männlichen Gesellschaft. Dessen muss man sich bewusst sein, denn auch Fotos können gewisse Stereotype bedienen“, sagt sie. Ein Bewusstsein, dass sie auch den Fotografen zum Teil vermitteln musste.

So ist es die Aufgabe des Regisseurs an sich, zu beobachten und die Gesamtverantwortung zu tragen. Nun wurde Azeret selbst beobachtet und konnte Raum geben für künstlerische Konzepte anderer. „Eine ungewohnte und spannende Erfahrung“, sagt sie. Heraus kamen häufig Porträts, die ihre ernste Seite festhielten. Das sei typisch für sie, da sie sich dem Team so häufig im Probenprozess präsentiert habe, sagt sie. Aber auch andere Facetten konnte sie zeigen, wie beim Shooting mit Annika Hölscheidt. Auf dem Close-up ist Azeret zu sehen, wie sie mit ihren Händen das Gesicht verzieht und die Zunge heraussteckt. Nah wirkt das Foto und vertraut. Azeret wirkt wie eine junge Frau, die einfach im Moment lebt.

Text: Larissa Kahr

Foto: Mara Fischer

Alle Informationen zur Ausstellung gibt es hier