Zeichen der Freundschaft: Tom

Die besten Freunde findet man oft ganz früh im Leben. Das heißt aber auch, dass die Freundschaft so einige Lebensveränderungen überstehen muss. 

Eine weitere Kolumne aus unserer Reihe “Zeichen der Freundschaft”.

Irgendwann
kam der Tag an dem meine Mutter sagte: „Der Tom zieht weg. Weit weg. Aber ihr
seht euch sicher bald wieder.“ Nach Amerika ging er mit seiner Familie, sein
Vater hatte dort Arbeit gefunden. Ein Abschied. Von meinem besten Freund, meinem
Sandkastenfreund. Seit wir ein Jahr alt waren verbrachten wir fast jede Minute
miteinander. Damals am Flughafen haben wir uns versprochen uns zu Briefe zu
schreiben. Also wenn wir dann in zwei Jahren in die Schule kämen und Schreiben
lernten.

Man hätte
uns vielleicht für Geschwister halten können, wie wir beide mit unseren blonden
Haaren im Sandkasten saßen. Seit wir ein Jahr alt waren. Tag für Tag. Jahr für
Jahr.  Mein Sandkastenfreund Tom und ich.
Er musste schon einiges aushalten. Ich konnte mit einem knappen Jahr sprechen,
er hingegen laufen. Weggelaufen ist er dennoch nie, wenn ich ihm mal wieder die
Welt erklärte und er stumm daneben saß – unsere Eltern erzählen noch heute
davon. Gestört zu haben schien es ihn nie, er war immer schon ein guter
Zuhörer, hat sich nie beschwert.

Als er
damals ging haben wir uns dann einige Jahre nicht gesehen, aber Wort gehalten
und Briefe geschrieben. Mittlerweile lebt er mit seiner Familie wieder in
Deutschland, aber auch zum Studieren kam er nicht mehr nach München zurück. Manchmal
packt mich die Angst, die Entfernung, wenngleich sie auch nicht mehr so groß
war wie einst, könnte auch Distanz zwischen uns schaffen.

Mein Handy
piepst, eine Nachricht von Tom: „Hey Steph, alles gut?“ Steph, so nennt mich
sonst niemand. Wenn ich das höre, fühlt es sich an wie Nachhausekommen und gibt
mir die Sicherheit, dass uns etwas verbindet und das auch niemals aufhören
wird. Auch, wenn wir uns nicht oft sehen, ist es wie eh
und je. Ohne Worte haben wir einst Freundschaft geschlossen und, wenn auch zeitweise
mit wenig Worten, sie hat es ausgehalten. Und ja, wir schreiben uns immer noch.
Mittlerweile können wir es ja.

Von: Stephanie
Albinger

Foto: Yunus Hutterer