Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Wolfgang

Schon am Donnerstag hörte man es an jeder Ecke der Stadt: Den lieblichen Singsang unser italienischen amici, die uns dieses Wochenende mal wieder besuchen kommen, um uns beim „festa della birra“ mal zu zeigen, wie man „Vooooooooolare“ richtig grölt. Das kann man lieben oder hassen, ein Spektakel ist es allemal. Für alle, die sich noch nicht ganz sicher sind, ob sie es lieben oder doch eher hassen, hier eine kleine Auswahl alternativer Tipps für die kommenden sieben Tage. Unterwegs in München von Freitag bis Freitag, Kotzhügel-Slalom und Kultur inklusive.

Los geht’s am Freitag mit einem Besuch in der Artothek. Dort ist die Ausstellung „GG-World“ von den Gaddafi-Girls zu sehen, die sich unter anderem mit der Fragilität des Subjektbegriffs und dem Branding individueller Haltungen beschäftigt. Wer durch die ganze Introspektion in seinem Subjektbegriff leicht erschüttert wurde, kann danach ja noch auf eine Maß im Hofbräuzelt vorbeischauen. Dort lässt er sich ganz einfach rekonstruieren und zwar durch Abgrenzung zu den am Filmriss entlangtaumelnden Australiern.

Am Samstag steht eine ganz besondere Veranstaltung an. CAP ON feiert seine EP-Releaseparty in der Kranhalle im Feierwerk. Unser Autor Max spielt selber in der Band und so hatten die meisten Redaktionsmitglieder bereits die Möglichkeit, den „neo-vintage, retro-modern, seven-in-one-style“ von CAP ON zu genießen. Lasst euch sagen, es ist großartig. Nach der Party ist vor der Party, wer gegen Mitternacht noch nicht müde ist, der sollte eventuell noch einen Abstecher ins Charlie machen. Dort spielen die Münchner Allstars Public Possession, die den Laden doch jedes Mal wieder abheben lassen.

Am Sonntag dürften die Energievorräte angegriffen sein, man sollte sich trotzdem noch mal aufraffen und zur Münchner Freiheit fahren. Dort feiert das „IV“ nämlich „Das Ende der Freiheit“. Unterstützt werden sie dabei von der AG Pappenheim und den Naiv Studios. Es wird ein Kurzfilm gezeigt und natürlich wird auch gefeiert, vielleicht sogar die eine oder andere Träne verdrückt. Zwei Jahre wurde hier ein Zwischennutzungsprojekt durch das Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft ermöglicht. Nun ist das Ende da und wer bisher noch nie dort gewesen ist, der sollte sich sputen.

Am Montag hat man endlich Gelegenheit, in der neuen Parisbar (ehemals Das Provisorium) vorbeizuschauen. Dort zeigt der Künstler Christoph Kyri Polaroidaufnahmen und Collagen, außerdem ein Magazin, das er für die Ausstellung herausgebracht hat. Am Bier nippen und Kunst anschauen, ein erträglicher Ausklang für einen unerträglichen Wochentag.

Am nächsten Tag ist Feiertag, der Dienstag Abend will also genutzt sein. Eine hervorragende Möglichkeit, um sinnvoll einen drauf zu machen, bietet das Rage against Abschiebung Festival im Feierwerk. Die Veranstaltung ist ehrenamtlich organisiert, die Bands verzichten auf eine Gage, die Einnahmen gehen an den Bayerischen Flüchtlingsrat.

Beim Feiern sollte man sich allerdings nicht zu sehr verausgaben, denn am Mittwoch steht eine wichtige Veranstaltung an: Die Großdemo gegen das Polizeiaufgabengesetz, gegen die Totalüberwachung und gegen die Politik der Angst. Die Polizeiklasse wird mit ihrem NEIN-Truck auch wieder da sein und gute Laune, fette Beats und subversive Protestkultur mitbringen.

Ausstellungen sind schön und Ausstellungseröffnungen sind doppelt schön. Am Donnerstag gibt es mal wieder eine: Im Münchner Stadtmuseum zeigt die international gefeierte Modefotografin Elizaveta Porodina eine Auswahl ihrer Werke. Wer sich weder für Mode noch für Fotografie interessiert, sollte trotzdem mal die Google Bildersuche anschmeißen. Mit Cover-Shootings auf InTouch-Niveau haben die Bilder von Porodina wenig zu tun.

Und dann ist es auch schon wieder Freitag. Den könnte man recht sinnvoll nutzen und zur ABM Academy ins 404 gehen. Dort setzt man sich kritisch mit dem Phänomen Amazon im Allgemeinen und der Person Jeff Bezos im Besonderen auseinander. Man könnte es aber auch nochmal mit der Wiesn probieren. Ist schließlich das letzte Wochenende.

Wolfgang Westermeier

Foto: privat