Foto: privat

Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Lisa

München darf zwar raus, doch normal ist das Leben noch lange nicht. Da aber zum Glück kein Hausarrest herrscht, führen wir unsere Rubrik „Von Freitag bis Freitag“ weiter. ❤ Unsere Autorin Lisa trotzt dem Vorweihnachtsstress beim Kartenschreiben für Post mit Herz und schwelgt bei der einer Clubkultur-Ausstellung in Erinnerungen ans Nachtleben. Ihre Woche steht ganz unter dem Motto: Freunde, gutes Essen und ganz viel Kunst und Kultur. 

Die Weihnachtszeit, heißt es, bringt das Schlimmste in uns hervor. Leider muss ich dem zustimmen, denn der Dezember bedeutet für mich oft die stressigste Zeit des Jahres. Weil meine Dozenten nur wenig vorweihnachtliche Gnade mit mir haben, häufen sich Vorlesungen, die zu allem Übel nun wieder online stattfinden. Meist fällt mir in letzter Sekunde ein, dass mir noch Geschenke für Freunde und Familie fehlen. Meine Bachelorarbeit bereitet mir Kopfschmerzen. Und eine Frage, die mich erst recht nervt: Was macht man nun eigentlich an Silvester?

Vorerst holt mich am Freitag aber noch ein anderes altbekanntes Problem ein: Die Clubs fehlen mir schmerzlich. Normalerweise würde ich an so einem Wochenende feiern gehen, nun muss ich mir anders behelfen. Zum Glück gibt es im Stadtmuseum gerade die Ausstellung „Nachts. Clubkultur in München“. Schon mal gefragt, wie das mit den illegalen Raves abläuft? Oder wie es zum Münchner Clubsterben kommt? Nein? Theresa „Bi Män“ Bittermann gibt heute eine Führung durch die Ausstellung aus einer queerfeministischen Perspektive. Der Streifzug durch die Münchner Clubkultur beantwortet nicht nur all meine Fragen – er tröstet mich auch über geschlossene Clubs hinweg.

Um mich dem Weihnachtsstress weiterhin zu entziehen, beginne ich meinen Samstag mit Schreibarbeit. Diesmal aber nicht am Laptop für Hausarbeiten oder Texte, sondern analog. Noch bis heute kann man bei der Aktion Post mit Herz Postkarten an Menschen schicken, die unter Einsamkeit leiden – zum Beispiel in Pflegeheimen oder auf der Straße. Also, ran an die Stifte!

Da ich am Sonntag sowieso keine Weihnachtsgeschenke einkaufen kann, schiebe ich diese Aufgabe mal wieder getrost zur Seite. Stattdessen besuche ich die Ausstellung „Wer bist du?“ von Kolumnist Florian Jaenicke in der Münchner Volkshochschule. Seine ZEIT-Kolumne gab Einblicke in das Leben mit einem mehrfach schwerstbehinderten Sohn. Nun zeigt Florian Jaenicke, der auch Fotograf ist, Porträts seines Sohns seit seiner Geburt.

Es ist Montag, bald ist Weihnachten, der Stress meldet sich zurück. Ich muss mehr als dringend Weihnachtsgeschenke besorgen, fündig werde ich im Studio Tonbo in Sendling. Dort gibt es Tassen, Vasen und Teller aus Keramik, handgemacht von Helena Daudrich und Stephanie Adamitza. Eigentlich sind die beiden Grafikdesignerinnen, doch mit dem Studio haben sie sich einen Traum erfüllt.

Mein Adventskalender dieses Jahr besteht sehr klassisch aus Schokolade. Das erfreut mein Herz und vor allem meinen Magen, aber das geht auch kreativer: Seit dem ersten Dezember öffnet das Kunstareal jeden Tag ein Türchen seines Adventskalenders– immer draußen, an der frischen Luft und für eine halbe Stunde, dabei warten Lebkuchen und Überraschungsgeschenke. Am Dienstag schaue auch ich hier vorbei. Wo genau das Türchen geöffnet wird, bleibt noch eine Überraschung. Da sich der Ort täglich ändert, kündigt das Kunstareal diesen immer auf seinem Instagram-Kanal an.

Am Mittwoch setze ich mich wohl oder übel an meine Bachelorarbeit. Spaß macht mir das nicht, aber dafür belohne ich mich dazwischen. Wie? Natürlich mit Essen. Daher ziehe ich über den Viktualienmarkt und bleibe in der Heiliggeiststraße beim Pop-Up des Café Chance hängen. Dort gibt es Báhn Mì, Reissuppe und fluffige Bánh Bao. Als großer Fan von vietnamesischem Street-Food werde ich hier auf jeden Fall glücklich. Natürlich nur so lange, bis ich mich zurück an meinen Schreibtisch setzen muss.

Am Donnerstag traue ich mich das letzte Mal raus, bevor ich mich über die Weihnachtsfeiertage auf mein Sofa zurückziehe. Weil sich die Kälte viel besser aushalten lässt, wenn man sich bewegt, mache ich einen Spaziergang. Noch bis Februar lädt das Kunstareal jeden Tag von 16.30 Uhr an zu Licht- und Videoinstallationen ein. Wo? Auf der Strecke vom Königsplatz bis zu den Pinakotheken. Beleuchtet werden Museen, Ausstellungsräume, Hochschulen und Kulturinstitutionen. Und weil mir die Füße danach wehtun, fahre ich im Anschluss zur Transit Rooftop & Bar im Werkviertel. Eine Tasse Glühwein einen Tag vor Weihnachten? Das gehört zu meiner Adventspflicht.

Am Freitag habe ich es durch die Vorweihnachtszeit geschafft. Es ist endlich Weihnachten, ich feiere im kleinen Kreis meiner Familie, abends gibt es traditionsgemäß Raclette. Und um ehrlich zu sein: Eigentlich war der Stress der vergangenen Adventswochen doch gar nicht so schlimm. Sage ich mir. Wie jedes Jahr.

Autorin: Lisa Miethke