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Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Clara

München darf zwar raus, doch normal ist das Leben noch lange nicht. Da aber zum Glück kein Hausarrest herrscht, führen wir unsere Rubrik “Von Freitag bis Freitag” weiter. ❤ Unsere Autorin Clara verbringt die Feiertage zu Hause, bringt aber zwischen den Jahren noch einige Kulturhighlights unter. Ihre Woche steht ganz unter dem Motto: Familie, Filme und ganz viel Kunst und Kultur. 

Wieder ein Jahr ist vergangen und doch fühlt es sich so an, als hätte sich kaum etwas verändert, denn noch immer bestimmt die Pandemie unseren Alltag, noch immer sind Krankenhäuser überlastet und noch immer gibt es trotz allem Menschen, die diesen Umstand verleugnen. Und dann gibt es Dinge, bei denen ich froh bin, dass sich nichts geändert hat. Das Weihnachtsfest zum Beispiel. Noch nie war ich so dankbar, wie in diesem Jahr, dass ich mit meinen Eltern, beide 70 Jahre alt, die Feiertage verbringen kann. Eben auch, weil wir alle geimpft sind.

Ich bin also gar nicht scharf darauf, über die Feiertage das Haus zu verlassen und sollte ich das wohl auch nicht, angesichts der Coronalage, geschweige denn, dass ich dazu, nach Fondue, Raclette & Co, überhaupt noch in der Lage sein werde. Einige Kulturhighlights werde ich mir dann aber doch nicht entgehen lassen können, angefangen mit „Weihnachten im Gasteig“ am Freitag. Ich gebe zu, ich bin eigentlich kein großer Fan von klassischer Musik, aber erstens hat der Besuch dieser Veranstaltung in unserer Familie Tradition und zweitens bin ich gespannt auf die Akustik im Sendlinger Gasteig HP8, der als Übergangslösung dient, während der eigentliche Gasteig renoviert wird.

Am Samstag, dem ersten Weihnachtsfeiertag, wird es gleich Zeit für eine weitere Tradition. Ich werde mir wie jedes Jahr die Feuerzangenbowle anschauen, ob live im Bayerischen Hof oder aufgezeichnet im Fernsehen, habe ich allerdings noch nicht entschieden.

Langsam dürfte man es gemerkt haben: In mancherlei Hinsicht bin ich ein ganz schönes Gewohnheitstier, insbesondere wenn es um Weihnachten geht. Zu diesen Gewohnheiten gehört auch, dass die Familie den 26. Dezember auf der Couch verbringt und Harry Potter-Filme anschaut. Ob wir am Sonntag alle acht schaffen? Ich bezweifle es, denn das wären 20 Stunden Fernsehen am Stück. Der erste Teil wird dieses Jahr übrigens 20 Jahre alt.

Nach so viel Faulenzerei wird es Zeit, dass ich am Montag aktiv werde und endlich eine der spannenden Ausstellungen besuche, die München momentan zu bieten hat. Die Auswahl ist groß, aber weil viele Museen montags geschlossen haben, entscheide ich mich für das Haus der Kunst: für Heidi Buchers „Metamorphosen“, die Gruppenausstellung „Sweat“ und das queere Archiv München.

Am Dienstag dann hat auch die Pinakothek der Moderne wieder offen und darf mich gleich als Besucherin begrüßen. Ich bin schon gespannt auf die Werke der iranischen Künstlerin, Fotografin und Filmemacherin Shirin Neshat und den Buckelwal des Bildhauers Gil Shachar, der unter der Rotunde gestrandet ist.

Am Mittwoch lasse ich es wieder etwas ruhiger angehen, wahrscheinlich wird es mich zurück in mein Elternhaus und vor den Fernseher ziehen. Das Auftaktspringen der Vierschanzentournee steht an. So wenig mich Sport den Rest des Jahres interessieren mag, dieses Event lasse ich mir nie entgehen. Oder ich treibe selbst mal wieder Sport und gehe Eislaufen, im Olympiapark zum Beispiel.

Man müsste meinen, dass ich den Rest des Jahres schon genug auf Bildschirme starre, doch auch mein letzter Tipp für dieses Jahr ist ein digitaler. Nach langer Zeit will ich am Donnerstag mal wieder ins Kino gehen, vielleicht ins Arri-Kino oder ins Museum Lichtspiele, das älteste noch existierende Kino der Stadt. Bin ich die Einzige, die zwischen Weihnachten und Neujahr so viele Filme schaut? Naja, wenigstens von der Filmauswahl erhoffe ich mir ein wenig kulturelle Weiterbildung, denn ich werde mir „House of Gucci“ anschauen. Mode zählt schließlich auch als Kunst.

Und schon steht das neue Jahr vor der Tür. Freitag, den Silvesterabend, werde ich bei Freunden verbringen, wir werden Raclette essen (schon wieder!), zum Livestream eines Clubs tanzen (schon wieder!) und darauf hoffen, dass wir zur selben Zeit in einem Jahr endlich mal wieder vor einem echten DJ stehen werden, und zwar nicht mit zehn, sondern mit hunderten von Menschen.

 

Clara Löffler