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Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Amelie

München darf zwar raus, doch normal ist das Leben noch lange nicht. Da aber zum Glück kein Hausarrest herrscht, führen wir unsere Rubrik “Von Freitag bis Freitag” weiter. ❤ Unsere Autorin Amelie hofft auf mehr Möglichkeiten in 2022. Bis dahin besucht sie eine Ausstellung in der Villa Stuck und geht Boxen im Neuraum. Ihre Woche steht ganz unter dem Motto: Live-Musik, Leckereien und ganz viel Kunst und Kultur.

Die Erwartungen sind hoch. An dieses neue Jahr 2022. Ich habe ja die leise Hoffnung, dass die Schnapszahl ein gutes Zeichen sein könnte. Doch so vieles steht gerade noch in den Sternen. Werden wir wieder die Münchner Clubs stürmen? Können wir problemlos reisen, wohin wir wollen? Werden wir uns auf der Wiesn in den Armen liegen? Bis all diese Fragen beantwortet sind, wird wohl noch viel Wasser die Isar hinunterfließen. So lange trösten wir uns eben mit den vielen Alternativen, die unsere Lieblingsstadt noch so zu bieten hat.

Es ist der erste Freitag im Monat und das bedeutet, das Museum Villa Stuck hat bis 22 Uhr geöffnet! Unter dem Titel „Friday Late“ gibt es dort die momentane Ausstellung „Sound of Spaces“ der Künstlerin Nevin Aladağ. Hier vereinen sich Musik und Kunst zu verrückten Neuinstallationen, auf denen dennoch gespielt werden kann! Die international renommierte Künstlerin beschäftigt sich intensiv mit Musik und Klang als Mittel der bildenden Kunst.

Wie es sich für einen Samstagabend gehört, gehe ich in den Club. Natürlich nicht zum Feiern. Leider. Schwitzen werde ich trotzdem. Denn es geht zum Boxen in den Neuraum. In den sonstigen Feierhallen werden nämlich neuerdings unter dem Titel „What The Fit“ (kurz: WTF) Sportkurse angeboten. Das Boxing klingt vielversprechend, um meinen inneren Schweinehund zu überwinden: Ein paar Punch Bags, düsteres Licht, dröhnender Sound. Fight Club ich komme.

Sonntage rufen nach Spaziergängen. Deshalb werde ich dort durch den botanischen Garten bis zum Schlosspark Nymphenburg flanieren. Mein Ziel: Eine König Ludwig Torte im Schlosscafé im Palmenhaus verputzen.

Montag starte ich mit einem kleinen Bummel in die Woche. So werde ich mir den erst kürzlich eröffneten LEON Concept Store im Lehel näher ansehen. LEON bietet eine sorgfältige Auswahl an lokalen Marken – von Lederaccessoires, Schmuck und Keramik bis hin zu Naturkosmetik und Papeterie. Hier gibt es Unikate statt Massenprodukte – „Made in Germany“ und „Made in Munich“.

Für das neue Jahr habe ich mir nur einen einzigen guten Vorsatz überlegt: Mehr zu lesen. Denn neben meinem Bett türmt sich leider ein Stapel ungelesener Bücher. Es ist nicht so, dass ich ungerne lese. Im Gegenteil. Ich finde im Alltag nur keine Zeit dafür. Die will ich mir im nächsten Jahr aber unbedingt nehmen. Und starte damit gleich mal am Dienstagabend mit einem Buch, das ich zu Weihnachten bekommen habe: „Das Ende von Eddy“ des jungen gefeierten französischen Autors Édouard Louis. In seinem Debütroman erzählt er mit unglaublicher Sprachgewalt die Geschichte einer geglückten Flucht aus einer unerträglichen Kindheit: inspiriert von seiner eigenen.

Um mir die Wochenmitte etwas zu versüßen, gibt es am Mittwoch für mich Schokolade. Aber nicht irgendwelche, sondern Französische von „Amandînes et Chocolats“ in Harlaching. In diesem Café des französischen Ehepaars Valerie und Christophe Torikia finden sich frisches Brot, duftende Backwaren oder herzliche Tartelettes. Hier kann man sich gut mal kurz von München aus nach Frankreich träumen. Weiterer Bonus: Das Café hat ein „hey Spendierbrett“: So kann man einem Mitmenschen, der vielleicht gerade nicht so viel Geld hat, im Voraus ein warmes Getränk oder eine Mahlzeit spendieren.

Am Donnerstag zieht mich ein spannendes Thema mit wichtigem Konzept in die Kammerspiele. Das Stück „Heidi weint – Eine Gefühlsversammlung“ ist eine Antwort auf „Germany’s Next Topmodel“. Das inklusive Ensemble zeigt seine Talente, singt, tanzt – und will dabei keinesfalls perfekt sein.

Am Freitag gibt es für mich endlich Live-Musik. Im Gans Woanders tritt die 25-jährige niederländische Singer-Songwriterin Lisette Lowe auf. In Songs wie „Auroren“ oder „Albatross“ überzeugt sie mit rauen, poetischen Texten á la Ben Howard und verträumten, stimmungsvollen Vocals. Man könnte für einen Moment den Rest der Welt vergessen, wenn man innehält und zuhört.

 

Amelie Völker