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Musikvideo-Kolumne: Mola

Musikvideos zeigen Geschichten – und diese zu erzählen ist unser Ziel. Wir haben die Videos Münchner Bands stummgeschaltet und festgehalten, was die Film-Clips beschreiben. Diese Woche: Blaue Brille von Mola.

Luftblasen steigen auf. Der Whirlpool sprudelt. Ein fliederfarbener Schriftzug „Blaue Brille“ ist im Bild zu sehen. Eine junge braunhaarige Frau in einem weißen Badeanzug steht in dem sprudelnden Wasser. Ohne Brille. Den Körper der Kamera abgewandt. Der Kopf gedreht. Der Gesichtsausdruck ist ernst. Immer noch keine Brille zu sehen. Sie und das sprudelnde Wasser verdoppeln sich – wie in einem Kaleidoskop. Die Sängerin blinzelt. Der Schriftzug verschwindet – man sieht die Frau kurz in ganz vielen Luftballon. Sie beginnt zur Kamera hingewandt zu singen – im sprudelnden Wasser. Aber wo ist die Brille? Und warum sollte diese blau sein? Das Bild ist eingerahmt von tropischen Pflanzen. Diese beschriebenen Bilder der brünetten Frau wechseln sich ab, als würde man das Kaleidoskop drehen. Ist das die Art und Weise, wie man Dinge durch eine blaue Brille sieht? Das Bild dreht sich nicht mehr. Die Sängerin sitzt wieder ohne Brille im Wasser, schaut nach vorne und Luftblasen fliegen durchs Bild. Das Bild wird kleiner. Es wird von einem Blätter-Dschungel verschluckt.

Vier Männer mit Instrumenten sitzen jetzt am Beckenrand von einem Pool, der mit Luftballon gefüllt ist. Ohne Badekleidung. Ohne Brille. Die Frau im weißen Badeanzug sitzt zwischen den Männern. Sie trägt jetzt auch einen Bademantel und endliche eine Sonnenbrille. Ist das jetzt die blaue Brille? Das Bild wird erneut vom Dschungel verschluckt. Es scheint so, als würde der Zuschauer die blaue Brille tragen. Aber was bedeutet es, eine blaue Brille zu tragen? Sieht man dadurch die Welt wie durch ein Kaleidoskop? Ist es wie bei der rosaroten Brille, dass die Welt perfekt zu sein scheint? Wohl kaum, sonst würden die Bilder bleiben und nicht immer verschwinden.

Die Bandmitglieder liegen ineinander verschlungen am Boden in weißen Bademänteln. Ohne Brillen. Weißer Rauch steigt auf. Alle Personen stehen an einer Bar. Noch immer ohne Brillen, aber in weißen Bademänteln. Ein Holzkreuz ist zu sehen. Sie halten kleine Weingläser in der Hand. Es scheint so, als sei die Bar in einer Kirche. Ganz erkennen kann man es nicht – der weiße Rauch nimmt einem die Sicht. Plötzlich funkelt eine Diskokugel im Nebel. Die verschiedenen Bilder der Band wechseln schneller hin und her. Dabei werden sie immer kleiner – wie als würde man die blaue Brille langsam abnehmen, bis man nichts mehr erkennt.

Von Alina Venzl