Foto: Lara Freiburger

Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Ornella

Unsere Autorin Ornella ist diese Woche im Auftrag der Kunst unterwegs. Sport machen will sie auch. Und weil es beim gefühlten Herbstanfang in München nicht ganz so schön ist, flüchtet sie am Ende doch nach Italien. 

Von Ornella Cosenza

Der Freitagabend beginnt mit einer Kunstausstellung in einer Autorwerkstatt (Adlzreiterstr. 13 RGB) : „Vino Magico“ – hier zeigen die Münchner Künstler Monty Richthofen, Philipp Zrenner und Miles Schuler ihre aktuellen Arbeiten. Vino Magico deshalb, weil die Arbeiten als Nachwirkungen von Auseinandersetzungen in einem italienischen Bauernhaus verstanden werden können. „Es ist das Souvenir einer Reise, in der Monty, Miles und Philipp über die gemeinsame Vergangenheit in einer Graffiti-Crew hinaus eigene Ansätze der Malerei und Kunst bei 39 Grad und italienischem Wein diskutierten“, heißt es in der Info. Ich bin gespannt, was ich heute dort zu sehen bekomme und stimme mich mit einem Glas Rosé vorher bei einem Essen mit Freunden darauf ein. Die Ausstellung geht übrigens noch bis zum 13. September.

Den Samstag verbringe ich mit Wohnungsbesichtigungen und vermutlich werde ich am Ende wieder sehr deprimiert sein, weil mir jemand ein überteuertes Durchgangszimmer anbieten will oder Ähnliches. Um den Mietwahnsinn zu verdrängen, brauche ich abends meine Freunde, guten Input und Musik. Es geht zuerst zur Nacht der Autoren, mit Journalisten der Süddeutschen Zeitung, und im Anschluss ziehen wir vielleicht noch in die Milla zu Fancy Footwork weiter, oder ins Container Collective.

Ich bin jemand, der gerne unter Freunden ist, aber mir wird es manchmal schnell zu laut und zu viel. Deshalb brauche ich zwischendurch Pausen mit mir alleine. Den Sonntag starte ich mit einem Spaziergang im Perlacher Forst (mit der Tram kommt man wunderbar dort hin, Leute!) und zwar ohne Musik, nur mit Waldgeräuschen. Ich bin jedes Mal wieder erstaunt, wie schön das ist, dass man so nah an der Stadt so viel Natur und Stille erleben kann. Danach geht es noch auf ein Stück Kuchen ins Ruffini Café in Neuhausen – wenn ich Glück habe, und die September-Sonne scheint, gehe ich dort meistens hoch auf die Terrasse und lese.

Am Montag beginnt der Tag früh, aber ich bin entspannt, weil mein Sonntag ruhig war. Irgendwie will ich den Feierabend ausklingen lassen, aber ich bin etwas ratlos, weil in München nichts los ist. Im Bähnwärter Thiel tanzen heute die über 40-Jährigen. Spätsommer, im wahrsten Sinne des Wortes. Dann eben ab ins Kino: Im Monopol-Kino sehe ich mir „Paranza – Der Clan der Kinder“ an, der Film spielt in Neapel und basiert auf einem Roman von Roberto Saviano, in dem es um kriminelle Banden von Jugendlichen geht.

Ich habe mir vorgenommen, im Herbst mehr Sport zu machen, deshalb werde ich am Dienstag nach der Arbeit ins Müller’sche Volksad gehen und dort ein paar Bahnen schwimmen. Am besten schwimmt es sich  von ungefähr 22 Uhr an, zum Spätschwimmertarif.

Und sportlich geht es am Mittwoch weiter, und zwar mit Pop Up Yoga auf der Dachterrasse des Kommunalreferats, sofern das Wetter gut bleibt. Ich bin happy, dass ich meinen Vorsatz nach mehr Bewegung einhalte und außerdem freue ich mich sehr auf die Yoga Stunde mit Gina oder Terry. Wer Yoga gerne mit einem Lächeln auf dem Gesicht macht, ist bei den beiden jungen Münchner Yoga-Lehrerinnen perfekt aufgehoben. Manchmal bringt Gina zur Stunde auch ihren Hund Henry mit – der schaut aber lieber zu, statt sich selbst viel zu bewegen.

Das Münchner Stadtmuseum macht am Donnerstag Platz für eine Ausstellungseröffnung der besonderen Art: Der „Greif“ ist ein Kollektiv für zeitgenössische Fotografie aus München und Augsburg. Heute wird das neue Magazin des Kollektivs mit einer Ausstellung eröffnet. Das Motto der neuen Ausgabe ist: „Blame the Algorithm“ – die Künstler starteten einen Aufruf, Bilder einzusenden, die auf sozialen Netzwerken zensiert werden würden.  Mithilfe eines ehemaligen „Content Moderator“, der lange Zeit Bilder für Facebook sichtete, werden zensierte und unzensierte Bilder im Heft gegenüberstellt.

Ich werde ehrlich sein: Am Freitag habe ich frei und schon ein Ticket für den Zug Richtung Italien. Mein Wochenende werde ich dort verbringen. Das Schöne an München ist ja auch, dass man so schnell und einfach mit dem Zug nach Italien kommt Wenn ich aber in der Stadt geblieben wäre, dann würde man mich ziemlich sicher heute Abend in der Black Box im Gasteig antreffen. Denn wer mich kennt, weiß: ich tanze seit vielen Jahren Ballett und liebe zeitgenössischen Tanz. „Faun – ein Tanzstück von Matteo Carvone“ ist ein Ausflug in die griechische Mythologie, aber auch ein Versuch, die Grenzen zwischen Tanz, Theater und Installationsperformance aufzulösen. Wer sich für die Freie Tanzszene in München interessiert, wird diesen Abend sehr schätzen. Vorher hätte ich mir vermutlich noch in der Galerie der Künstler in der Maximilianstraße die Ausstellung „Debutantinnen 2019“ angesehen. Hier werden Werke von drei KünstlerInnen gezeigt, die durch ihre Arbeiten aufgefallen sind, aber noch am Anfang ihrer Karriere stehen und zum Nachwuchs in der Kunstszene zählen. Schüler und Studenten bekommen hier einen sehr günstigen Eintritt für nur 1,50 Euro – was sich wirklich sehr lohnt. Nach meinem Italien-Wochenende werde ich meinen Besuch hier sofort nachholen (bis 2.Oktober möglich), davor heißt es aber erst mal: Ciao ragazzi, ci vediamo presto!