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Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Lisa

Unsere Autorin Lisa leidet nach eigenen Angaben häufig unter Entscheidungsunfähigkeit. Trotzdem wagt sie sich diese Woche in eine Rooftoop-Bar, auf das Jubiläumsfest der Alten Utting und zu einer Quiz-Night. Warum? Sie hat Angst, zu viel Zeit im Home-Office abzusitzen.

Die Sommermonate sind für mich mit Abstand die schönsten im Jahr. Gleichzeitig sind sie auch die anstrengendsten. Denn während draußen die Sonne scheint und sich Menschen in der Isar und anderen Gewässern abkühlen, packt mich die Angst. Angst davor, etwas zu verpassen, zu viel Zeit im Home-Office abzusitzen und die heißen Tage nicht richtig zu nutzen. Diese Woche soll mir das nicht passieren, sage ich mir.

Daher besuche ich am Freitag eine Veranstaltung der Konzertreihe „Women in Jazz“ im Unterfahrt Jazz Club. Dort treten heute die mongolische Sängerin Enji Erkhem und der deutsche Schlagzeuger Simon Popp auf, beide haben an der Münchner Hochschule für Musik und Theater studiert. Ein Konzert, das lediglich aus Stimme und Schlagzeug besteht, kann ich mir zwar noch nicht ganz vorstellen. Spannend finde ich es aber allemal. Die Tickets kosten für Studierende 8 Euro.  Und für die ganz Faulen, die die Hitze lieber zu Hause aussitzen: Das Konzert wird auch live gestreamt.

Den Samstag möchte ich draußen verbringen und das Wochenende gebührend feiern – dafür bietet sich das Ein-Tages-Festival des Import Export an: Hier spielen heute Acts der beiden Münchner Kollektive New Basement und Orbital Reflector. Erstmal draußen, von 22 Uhr an auch im Innenbereich. Zwar kostet der Eintritt 15 Euro, aber für wirklich gute elektronische Musik lohnt es sich, finde ich.

Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Da kommt es mir gerade recht, dass die Alte Utting am Sonntag ihr vierjähriges Bestehen zelebriert. Zwischen kühlen Getränken, leckerem Streetfood und Sonnenstrahlen auf der Haut fühle ich mich hier gut aufgehoben. Außerdem: Das Dudeldisco Kollektiv sorgt heute für entspannte Beats. Teil des Kollektivs ist auch Kilian Goßler, der als „kilean812“ für seinen Deutschrap aus Obermenzing bekannt ist.

Über das Wochenende habe ich – vorerst – ausreichend getanzt und gefeiert. Wesentlich ruhiger starte ich daher in die neue Woche und sehe mir am Montag einen Film an. Das DOK.fest ist noch bis zum 17. August mit einigen Festivalfilmen zu Gast bei den 70. Filmkunstwochen München, dem Sommer-Festival der lokalen Arthouse-Kinos. Im City-Atelier-Kino wird heute „Pornfluencer“ gespielt: Aus dem eigentlichen Vorhaben, einen Sex-positiven Dokumentarfilm zu machen, ist ein faszinierendes wie trauriges Porträt über zwei einsame Menschen im Nirgendwo des Lebens entstanden.

Die Hitze lässt meine übrig gebliebenen Gehirnzellen meist müde und träge werden. Damit kann ich in der Regel gut leben. Am Dienstag aber versuche ich, sie wieder in Schwung zu bringen, schließlich möchte ich bei der Quiz Night im Lost Weekend einen Sieg einheimsen: Beginn ist um 19 Uhr, man kann allein oder mit einem Team von bis zu vier Personen kommen. Abgefragt wird alles von Achselhöhlen bis zu Zoologie – auf geht’s!

Es schmerzt mich, das zu sagen. Doch am Mittwoch wartet auf mich ein Riesenberg an Arbeit im Home-Office. Zähneknirschend bleibe ich an meinem Schreibtisch sitzen und schalte meinen bereits ächzenden Ventilator noch eine Stufe höher. Abends belohne ich mich mit einem Besuch im Frau im Mond: Die Rooftoop-Bar auf dem Deutschen Museum bietet einen wunderschönen Blick über die drei Brücken Wittelsbacher, Reichenbach und Cornelius. Außerdem gibt es eine riesige Cocktailauswahl – die ist zwar nicht gerade von Vorteil für mich und meine ewige Entscheidungsunfähigkeit, schmeckt dafür aber umso besser.

Es ist Donnerstag und damit quasi Wochenende. So sehe ich das gerne. Und das sollte, nein, muss gefeiert werden! Zufällig beginnt heute auch das Open Festival im Import Export mit drei sehr unterschiedlichen Künstlern: Ganna ist eine in Berlin ansässige Ensemblegruppe der ukrainischen Sängerin Ganna Gryniva. Ihre Musik schlägt Brücken zwischen verschiedenen Welten, von Jazz bis Folklore, von experimenteller bis neoklassischer Ästhetik. Love’nJoy bewegt sich zwischen britischem Pop und trippiger Psychedelik, während das ostfriesische Duo Odd Couple eine angenehm rockige Gelassenheit mit sich bringt. Beginn ist 18 Uhr, der Eintritt kostet 15 Euro.

Dem Freitag sehe ich, wie immer am Ende einer Arbeitswoche, begeistert entgegen. Heute noch mehr als sonst: Ich fliege in den Urlaub! Zwar bleibt mir daher in München kaum Zeit, vor meinem Abflug großartig etwas zu unternehmen. Frühstücken muss ich aber sowieso. Daher besuche ich den Gartensalon im Hinterhof der Amalienpassage. Hier ist es nicht nur grün und sonnig, es gibt auch Scones. Das passt insofern, als dass ich nach Südengland fliege – zumindest, wenn mein Flug nicht noch spontan gecancelt wird. Unwahrscheinlich ist das nicht.