Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Lena

Corona kriegt sie alle! Die Internationale Handwerksmesse in München: abgesagt. Das Politiker Derblecken beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg: vermutlich abgesagt. Besonders erschütternd: Florian Silbereisen verschiebt seine Show „Schlagerlovestory 2020“. Aber: unsere Autorin Lena weiß, wie ihr die kommenden Tage trotzdem noch glücklich werdet.

Ich weiß es wirklich. Die Lösung heißt: Frauen und Wählen. Frauen und Wählen, kennt ihr das? Wenn nicht, ist nicht so schlimm, die Kombi kannte vor 1918 in Deutschland auch absolut niemand. Was ich damit sagen will, ist, dass folgende Termine anstehen: Der internationale Frauenkampftag am 8.März und die Kommunalwahl am 15.März. Ich schätze die Chance relativ gering ein, dass die Wahl oder die Frau an sich in den nächsten Tagen abgesagt werden. Einfach nur, um auf der sicheren Seite zu sein, wird meine Woche also nur aus Frauen und Politik bestehen. Und schon auch, weil ich Lust draufhabe.

Frauen und Lust, auch so ein Thema. Deswegen findet am Freitag eine Podiumsdiskussion im Bellevue di Monaco statt. Es geht um strukturellen Sexismus und Rassismus im Kulturbereich, die Sufi-Tänzerin Janan Almasi wird zusammen mit der Hip-Hop-Tänzerin Marie Kaae und der Mitbegründerin des Street-Dance-Battles Express Your Style Judith Pawlos von ihren Erfahrungen erzählen. Und ich werde dankbar zuhören.

Wieso aufhören, wenn es am schönsten ist? Ich höre am Samstag immer noch zu. Diesmal im Harry Klein. Denn dort wird ebenfalls diskutiert: „Künstlerinnen* müssen netzwerken, oder etwa nicht?”. Anschließend werde ich mich für das ganze Zuhören feiern, denn im Anschluss gibt es eine kostenlose Party. Frauen feiern generell ja ganz gerne, habe ich mir sagen lassen, nur das mit dem belästigt werden, das stört einfach ein bisschen.

Generell stören mich noch relativ viele Dinge, die aus dem Frau-Sein resultieren, ich zähle das hier mal lieber nicht alles auf, am Ende werde ich nämlich noch abgesagt. Und ich darf nicht abgesagt werden, weil am Sonntag ist es ja dann wirklich soweit: Der Internationale Frauentag. Ich weiß gar nicht wohin mit mir, so viele gute Veranstaltungen gibt es an diesem Tag!!!!?!?! (Boah, Frauen und ihre hysterischen Anfälle immer, noch nicht mal beim Tippen der Tastatur haben sie sich emotional im Griff). Im Münchner Forum für Islam gibt es eine Leseperformance namens „Wer sind die Sophie Scholls unserer Zeit“, klingt super, ich habe meine Facharbeit damals über Sophie Scholl geschrieben, und ich bin immer noch Fan. Auf der alten Utting organisiert das feministische DJ*Kollektiv WUT einen DJ Workshop von und für Nicht-Männer. Klingt super, ich habe keine Facharbeit über DJ*s geschrieben, bin aber trotzdem Fan. Das feministische Triple wird durch den Bahnwärter Thiel perfekt gemacht, zum Weltfrauentag gibt es ein Bahnhofskino Spezial. Der Film „All I Never Wanted“ wird gezeigt, anschließend stehen die Filmemacherinnen und WIFT (Women in Film and Television) zum Quatschen bereit. Klingt super, ich habe meine Facharbeit teilweise über einen Film geschrieben, bin also Fan.

Nach diesen ganzen Glückseligkeiten ist das Wochenende auch schon wieder vorbei. Am Montag werde ich wählen. Per Briefwahl. Ich wähle immer per Briefwahl. Als Frau besitze ich in keinerlei Hinsicht die Fähigkeit des logischen Denkens, eh klar. Da wird das mit dem Zusammenfalten dieser ewig langen Wahlzettel ein bisschen zur Tortur. Ich brauche da meine Zeit. Deswegen Briefwahl. Immer.

Nach dem Montag kommt der Dienstag; nach der Briefwahl kommt die Belohnung. Sie heißt „Töchter des Aufbruchs- Lebenswege von Migrantinnen“, ist ein Film der Filmemacherin Uli Bez und findet im Köşk statt.

Am Mittwoch breche ich dann auf zu einer Premiere. Im Schwarzen Dackel wird die erste Ausgabe der Comedy-Bühne „Wuff und Weiter“, dem Spin-Off zur bereits bestehenden Bühne „Ja und Weiter“, gefeiert. Ich werde hingehen und ganz laut lachen, einfach nur um zu zeigen, dass Frauen auch Humor haben.

Donnerstags kommt der Hass. Keine Sorge, kein Männerhass. Es geht darum, den Hass zu bekämpfen. Die Grüne Jugend ist zu Gast im Harry Klein, es ist „Hate Slam!“ . Neben Poetry-Slammerinnen werden Politikerinnen von den Grünen „mit ihren lustigsten, erschreckendsten und absurdesten Hasskommentaren im Gepäck“ vorbeischauen. Ich finde das eine gute Idee, Gepäck wird ja bekanntlich auch leichter, wenn man sich gegenseitig beim Tragen hilft.

So, ich bin am Ende angekommen. Am Ende des Artikels, am Ende meiner femininen Kräftchen und am Ende der Woche. Es ist wieder Freitag und ich verstehe vollkommen, wenn auch ihr am Ende seid, streiken wollt und keine Lust mehr auf Frauen und Politik habt. Aber wenn wir eh alle am Ende sind und streiken wollen, dann lasst doch einfach gemeinsam streiken. Am Besten auf dem bayernweiten Klimastreik. Ende gut, alles gut.

Lena Bammert