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Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Johanna

Unsere Autorin Johanna darf endlich wieder ihrem Job als Barkeeperin nachgehen. Neben einem entspannten Barabend hinter der Theke, verbringt sie die kommende Woche aber auch bei abwechslungsreichen Ausstellungen und, nach langer Pause, wieder bei Konzerten.

Von Johanna Schmidt.

Nach diversen Wochenenden, an denen ich bereits vor Mitternacht im Bett lag, ist es seit einiger Zeit endlich wieder so weit und ich kann meinem Nebenjob als Barkeeperin nachgehen. Das ist, neben dem Spaßfaktor auch finanziell großartig und ermöglicht es mir endlich auch wieder an einem Leben außerhalb der eigenen vier Wände teilhaben zu können.

Den Freitag starte ich also (Surprise, surprise) in „meiner“ Bar, mit guter Musik und dem ein oder anderen alkoholischen Getränk. Nur, dass ich all das eben nicht vor der Theke, sondern dahinter genießen werde. Oder andersrum, je nach Blickwinkel. Nach den Monaten zu Hause, ohne einen Abend in der Bar, ist es jetzt umso schöner, die Gäste dabei zu beobachten, wie sie einen guten Abend verbringen. Außerdem sind, seit die Gastro wieder geöffnet hat, alle ein bisschen lockerer und verständnisvoller.

Da der Freitag für mich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um 24 Uhr endet, gilt es, den Samstag möglichst gemütlich zu verbringen. Dafür schnapp ich mir meinen Hund und mache einen kleinen Spaziergang zum Schloß Blutenburg, trink da einen (oder auch mehrere) Kaffee, lese ein bisschen (momentan: Gegenwartsbewältigung von Max Czollek) und träume jetzt schon von meinem Dasein als Rentnerin.

Wann war eigentlich mein letzter Konzertbesuch? Eigentlich dachte ich bis gerade eben noch, das sei etwa drei Monate her. Um jetzt mit Schrecken – und nach mehrmaligem Nachrechnen – festzustellen, dass wir mittlerweile ja schon September (!!!) haben und mein letzter Konzertbesuch damit fast genau ein halbes Jahr her ist. Höchste Zeit also, das zu ändern. Deshalb werde ich mich am Sonntag auf die lange Reise von Pasing zum Olympiapark machen, um mir auf der Sommerbühne im Stadion Mia Morgan und Endlich Rudern anzuschauen. Zwar ist der Zuschauerbereich, so wie gerade überall, bestuhlt, mit komplett leeren Reihen dazwischen, aber hey: Endlich ein Konzert, bei dem es okay sein wird, im Sitzen zu tanzen!

Mit Tanzen im Sitzen – diesmal dann im Liegestuhl – geht es dann am Montag, bei gutem Wetter, weiter. Beim Blue Monday mit 80er Jahre Musik am Kulturstrand. Um mein Faible für ebendiese Ära zu erklären, bedarf es eigentlich nicht vieler Worte, sondern nur einiger Namen wie: Chaka Khan, Paula Abdul, ABBA oder eben New Order.

Mit einer anderen Art Kultur geht es dann am Dienstag weiter. Im Lenbachhaus gibt es noch bis zum 13. September die Ausstellung  „Radio-Aktivität Kollektive mit Sendungs­bewusstsein“ zu sehen, die sich mit experimentellen, von Künstlergruppen gegründeten Radiosendern der 1920er–30er und 1960er–70er Jahre auseinandersetzt. Der Besuch steht bei mir schon seit längerem auf dem Plan. Aber es läuft wie so oft bei mir: Sobald ich von der Eröffnung erfahre, will ich unbedingt hingehen, dann, Monate später, stelle ich schockiert fest, dass die Ausstellung ja schon bald endet. Also schnell noch hin, bevor es zu spät ist. Beruhigend immerhin, dass ich nicht die einzige zu sein scheine, der es so geht. Eine weitere Gelegenheit, dies am Mittwoch nochmal zu ändern, liefert mir allerdings mein Lieblingsmuseum, die Pinakothek der Moderne. Hier wird eine Überblicksschau zum Werk des im vergangenen Jahr verstorbenen Münchner Industriedesigners Ingo Maurer gezeigt. Diesmal will ich nicht erst zum Ausstellungsende am 20. Oktober vorbeischauen, sondern schon jetzt. Falls man (oder ich) das aber doch verpassen sollte, kann man sich sein in München wohl bekanntestes Werk, das Beleuchtungskonzept an der U-Bahn Haltestelle „Westfriedhof“, anschauen. Und das auch noch kostenlos.

Die Abende von Donnerstag und Freitag werde ich dann jeweils im Feierwerk verbringen. Einmal im Farbenladen. Dort zeigt der Grafik-Designer Christian Schmid seine Fotografien von geschlossenen Münchner Clubs, Veranstaltungsvenues und Bars, die er während des Lockdowns abgelichtet hat. Wer sich seinen Lieblingsclub zu Hause an die Wand hängen will, kann da sogar noch etwas Gutes tun. Laut Veranstaltungsbeschreibung kostet eine Fotografie „nicht mehr als ein Abend im Lieblingsclub“. Was für mich allerdings bedeutet, dass es da erhebliche Preisspannen geben könnte. Aber egal, denn der Erlös wird dann an eben diesen Club gespendet.

Nach der bereits erwähnten, sehr langen Konzertpause, folgt für mich dann am Freitag gleich das Nächste. Die SZ-Junge-Leute-Band-des-Jahres Kannheiser wird vor der Kranhalle des Feierwerks ein unplugged Konzert spielen, und ich freu mich jetzt schon darauf, in mein Wochenende mit „Mama Bavaria“ zu starten.