Foto: Barbara Gasser

Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Fanny

Was sollte man alles unternehmen, wenn man nur drei Monate in München hat? Zu vieles, um es nicht sicherheitshalber auf einer Liste zu notieren, meint unsere Autorin Fanny. In ihrer vorerst letzten Woche in dieser Stadt möchte sie noch möglichst viele Punkte davon abgehakt bekommen.

Es gibt zwei Dinge, für die ich unter Freundinnen und Freunden bekannt bin: Einerseits ist das meine große Neugierde und andererseits mein Faible für Listen. To-do-Listen, Einkaufslisten, Packlisten, Geburtstagslisten, Nicht-vergessen-Listen – mein Handy und sämtliche Collegeblöcke gehen über davon. Darunter finden sich natürlich auch einige Bucket Lists; also Aufzählungen von Dingen, die ich noch unbedingt sehen oder erleben will. Und so eine habe ich auch in einer München-Version. Denn: Ich bin nur für ein dreimonatiges Praktikum hier und diese Zeit muss effizient genützt werden! Nun steht schon meine vorerst letzte Woche in München an und ich habe noch lange nicht alles von dieser Liste abgehakt. Das kann nur eines bedeuten: Freizeitstress.

Nach einer intensiven Arbeitswoche starte ich mit einem langersehnten Programmpunkt in meinen Freitagabend. „Sonne und Beton“, das ist die Verfilmung des etwas autobiographischen Buchs von Felix Lobrecht. Felix Lobrecht wiederum – falls man diesen Namen überhaupt erklären muss – ist ein deutscher Comedian, und ich ein großer Fan. Dieser Film spielt von 18 Uhr an im gerade eben in die Saison gestarteten Freiluftkino am Olympiasee. Danach möchte ich feiern gehen. Zwar bin ich nicht die größte Partykanone, aber mein letztes Wochenende in München gehört gewürdigt. Und das geht laut meinen WG-Kolleginnen am besten im Neuraum.

Am Samstag habe ich eine wichtige Mission. Seit Jahren drücke ich mich davor, aber jetzt ist es so weit: Ich möchte mir ein Dirndl kaufen. Das geht zwar auch in meiner Heimatstadt Graz, aber noch besser in der Dirndl-Truhe – den Laden hat mir eine Freundin empfohlen. Anschließend möchte ich noch einmal einen Abstecher zur Fotoausstellung der Junge-Leute-Seite machen. „10 im Quadrat“ kann noch bis Ende Mai im Farbenladen besichtigt werden und bietet diesen Samstag ein besonderes Rahmenprogramm. Von 18 Uhr spricht Luca Lang mit der Fotografin Shahin Hefter über Künstliche Intelligenz in der Fotobranche.

Die nächste (vielleicht auch etwas wichtigere) Mission folgt gleich am Tag darauf. Am Sonntag will ich unbedingt in der Isar baden – denn auch das steht noch auf meiner Münchner To-do-Liste. Also nehme ich all meinen Mut zusammen, hoffe, dass die angekündigten 24 Grad Realität werden und mache mich auf den Weg zum Flaucher. Diese kleine, grüne Oase im Süden von München ist mir in den vergangenen drei Monaten sehr ans Herz gewachsen. Danach geht es ins Lenbachhaus, denn dort ist diesen Sonntag der Eintritt frei. Als meine Mutter mich in München besuchen war, war sie von den ausgestellten Werken so angetan, dass sie noch Tage danach davon schwärmte. Also versprach ich ihr, die Ausstellung irgendwann zu besuchen.

Was mir von den vergangenen Wochen in Erinnerung geblieben ist, ist das Open Mic im Farbenladen. Dieser Abend hat mir mal wieder gezeigt, wie sehr ich Poetry Slams liebe. Also düse ich am Montag zum Isar Slam. Allerdings nur als Zuseherin, denn für die Teilnahme fehlt mir eindeutig der Mut.

Am Dienstag steht bereits packen für mich am Programm. Und ein letztes Mal Training bei Munich MMA. Das bedeutet nicht nur einen Abschied von einer Kampfsportschule, in der ich viele Abende während meiner Zeit in München verbracht habe, sondern auch Baba-sagen zu liebgewonnen Trainingspartnerinnen. Würde mein Abend nicht damit verplant sein, würde ich einen Abstecher zu den Kurdischen Filmtagen machen. An alle nicht MMA-Interessierten spreche ich eine große Empfehlung für den Film „Deine Schönheit ist nichts wert“ aus. Der spielt von 18 Uhr an in der Stadtbibliothek im HP8 und dauert sogar nur 86 Minuten.

Mittwoch ist schon Abreisetag. Liebend gerne würde ich, bevor ich mich auf den Weg mache, noch beim Café Omnomnom vorbeischauen. Dort gibt es nicht nur lecker Frühstück, sondern auch eine Feinkostabteilung mit veganem Käse. Der Skandal an der Sache: Das Café liegt in Sendling – nur eine Straße von meiner Münchner Wohnadresse entfernt – und ich habe es trotzdem noch nicht hingeschafft. Ich sollte also meine letzte Chance nützen. Vielleicht schaffe ich es anschließend auch noch in die Ausstellung über Simone de Beauvoirs Werk „Das andere Geschlecht“ im Literaturhaus München.

Vor einigen Wochen war ich auf einem Konzert der Wiener Band Wanda im Zenith. Und es war großartig. Kommenden Donnerstag findet in derselben Location ein etwas anderes Event statt – nämlich der Karrieretag. Da diese Kolumne vorrangig junge Menschen lesen, könnte eine Jobmesse den ein oder anderen interessieren. Oder wisst ihr alle, was ihr mit eurem Leben anfangen wollt? Dann seid ihr mir wohl einen Schritt voraus. Abends nehme ich dann gedanklich an einem der kleinen Holztische im Lokal BeirutBeirut Platz. Auch das liegt in Sendling und hat mit seiner libanesischen Küche mein Herz erobert. Beim Gedanken an Hummus, Baba Ghanoush, Tabouleh und den krossesten Falafeln, die ich je gegessen habe, rinnt mir das Wasser im Mund zusammen.

Für Freitag kann ich eine Ausstellung empfehlen, die ich leider während meiner Zeit in München versäumt habe. Im Museum Mensch und Natur ist die Sonderausstellung „Wildlife Photographer of the Year“ in Form von 100 preisgekrönten Naturfotografien zu sehen. Wer abends den Geist noch weiter bereichern will, kann den Vortrag von Thomas Ebermann „Kritik der Bedürfnisse“ besuchen. Bisschen was für den Intellekt kann zum Abschluss der Woche nicht schaden.

Gegen Wochenende versuche ich dann, mich endgültig geistig von München zu lösen und mein Leben in der Kleinstadt wieder aufzunehmen. Der Abschied fällt mir schwer, auch wenn ich weiß, Graz empfängt mich mit offenen Armen. Aber dennoch: Genießt den Münchner Frühling ein bisschen für mich mit!

Fanny Gasser