Mit dem Start des Sommersemesters steht für unsere Autorin Clara auch die Bachelorarbeit an. Trotzdem findet sie zwischen ihrem PC und Pausen für die Koffein-Zufuhr Zeit, um sich auf Ausstellungen und Musikveranstaltungen ein wenig abzulenken.
Die Uni hat wieder begonnen, sogar in Präsenz. Doch mitbekommen habe ich davon diese Woche nicht viel. Denn auch wenn ich offiziell Studentin bin, schreibe ich gerade meine Bachelorarbeit. Das bedeutet lange Tage (und Nächte) einsam vor dem PC, inklusive literweise Kaffee und Mate. Umso mehr schätze ich das abwechslungsreiche Kulturprogramm, das München in dieser Zeit zu bieten hat und das mich zumindest für einige Stunden auf andere Gedanken bringt.
Los geht’s am Freitag in den Kunstarkaden, wo das Wiener Kollektiv „Gruppe Bussi“ ab 17 Uhr mit einer Performance auf Missstände am Wohnungsmarkt und die fortschreitende Gentrifizierung aufmerksam machen will. Ich kann mir im Moment noch nicht viel darunter vorstellen, aber genau dieser Überraschungsfaktor ist es, der Live-Acts so spannend macht. Brisant ist das Thema allemal. Ich spreche aus Erfahrung, denn meine eigene Wohnungssuche gestaltet sich momentan mehr als schwierig.
Am Samstag dann ist eine andere Form der Kultur angesagt – Clubkultur, Musik, in einem Wort: Techno. Es dürfte voll werden im Blitz, denn die Institution am Deutschen Museum feiert fünfjähriges Jubiläum und zeigt sich von ihrer besten Seite: Freddy K legt auf, Sedef Adasi, Kittin & The Hacker, DJ Stingray, die Zenker Brothers und und und… Wer keine Nachteule ist, der kann auch am Sonntag das Tanzbein schwingen, die Party endet um 22 Uhr.
Doch ich freue mich darauf am nächsten Morgen auszuschlafen, den Computer ruhen, die Bachelorarbeit Bachelorarbeit sein zu lassen und mich am Nachmittag auf den Weg in das Haus der Kunst zu machen. Seit Tagen ist mein Instagram-Feed voll mit Fotos von den Nebelskulpturen der japanischen Künstlerin Fujiko Nakaya. Endlich finde ich die Zeit, mir selbst ein Bild davon zu machen.
Nach einem so ereignisreichen Wochenende lasse ich es Montag ruhig angehen. Vielleicht gehe ich abends mit Freunden ins Nana am Rosenheimer Platz, längst kein Geheimtipp mehr in München, aber dennoch eines meiner Lieblingsrestaurants. Hummus geht immer. Und dazu ein grünes Shakshuka mit Feta.
Kulinarisch geht es am Dienstag weiter, wenn ich eine der 136 Locations aufsuche, die momentan bei der Aktion „Spende deinen Drink“ von Help Ukraine mitmachen. Per QR-Code lässt sich hier schnell und einfach der Wert des letztens Getränks an die Menschen vor Ort spenden. Da hält sich das schlechte Gewissen am Morgen danach in Grenzen. Die Qual der Wahl bleibt: Gehe ich ins Maria? Ins Gans Woanders? Oder doch lieber wieder ins Baader Café?
Auch am nächsten Tag bleibt das Thema Russland und der Ukrainekrieg omnipräsent. Das 37. DOK.fest München beginnt und ich werde mittendrin sein, bei der Premiere von „Nawalny“, einem Dokumentarfilm des kanadischen Regisseurs Daniel Roher, der den russischen Oppositionellen und Putin-Gegner Alexei Nawalny von dem Attentat des russischen Geheimdienstes bis zu seiner Rückkehr nach Moskau und seiner Inhaftierung begleitet.
Man könnte meinen, ich hätte dank Bachelorarbeit langsam die Nase voll von Politik. Dem wird glaube ich nie der Fall sein. Und Politik kann ja auch Spaß machen, zum Beispiel in Form eines Streitgesprächs. Am Donnerstag um 19 Uhr treffen die Klimaaktivistin Luisa Neubauer und der FDP-Politiker Lukas Köhler im Salon Luitpold aufeinander, um die Zukunft des Planeten zu diskutieren. Es dürften im übertragenen Sinne „die Fetzen fliegen“. Schließlich sind FDP und Fridays for Future nicht gerade dafür bekannt die besten Freunde zu sein, sprach Parteichef Lindner doch einst im Zusammenhang mit der Klimakrise von „einer Sache für Profis“.
Ukrainekrieg, Klimakrise, Gesundheitspolitik… Die Krisen nehmen kein Ende. Mit letzterem beschäftigt sich die „Kritische Medizin München“. Doch anstatt in die Zukunft zu blicken, wird die außeruniversitäre Organisation am Freitag einen Blick in die Vergangenheit werfen, aus der man bekanntlich viel lernen kann. Am Nachmittag steht ein historischer Stadtrundgang durch das Klinikviertel Münchens auf dem Programm, der die Verbrechen der Medizin im Nationalsozialismus beleuchtet. Den Abend dann werde ich im Heppel & Ettlich bei einem Konzert der deutschen Indie-Hoffnung des Jahres Mia Morgan ausklingen lassen. Danach schnell nach Hause und ins Bett, denn am Samstag geht es gleich weiter, die Lange Nacht der Musik steht an, unter anderem mit Lauraine im Gasteig HP8. Und ach ja, da war ja noch etwas – meine Bachelorarbeit…
Von Clara Löffler