Der Beruf Schauspieler ist für viele ein Traum, aber nur die wenigsten können je davon leben. Wie verliert man da nicht die Motivation? Fünf Münchner Nachwuchsschauspieler, die schon kurz davor waren, alles hinzuwerfen, erzählen.

München Lebt. Menschen und mehr.
Der Beruf Schauspieler ist für viele ein Traum, aber nur die wenigsten können je davon leben. Wie verliert man da nicht die Motivation? Fünf Münchner Nachwuchsschauspieler, die schon kurz davor waren, alles hinzuwerfen, erzählen.
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Joschka Kientsch sitzt im Rollstuhl. Er will Schauspieler werden. Doch alle Schauspielschulen haben ihn abgelehnt. Wegen des fehlenden Schulabschlusses. Weil es räumliche Probleme gibt. Jetzt baut er ein integratives Ensemble auf. Hier geht’s zum Artikel. (SZ Plus)
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Wenn sie pleite sind, gehen sie zur Bar oder zur Kantine der Kammerspiele. Wenn sie aber den Sonnenuntergang betrachten wollen, kommt für die Schwestern und Schauspielerinnen Klara und Maria nur ein Ort in Frage: Die Hackerbrücke
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Verwechslungsgeschichten oder Gags, in der Menschen plötzlich doppelt auftauchen – die Filmbranche braucht Zwillingsschwestern wie Klara und Maria Wördemann. Auch im richtigen Leben haben sie schon mal die Rollen getauscht
Fein oder nicht fein? Julia Mauracher, 27, ist gelernte Schauspielerin. Jetzt will sie Konditorin werden – im Sommer eröffnet ihre erste Pop-up Bakery.
In München leben viele schöne Menschen. Unter ihnen gibt es auch einige Models. Ob hauptberuflich, als Nebenjob oder Hobby: Wir porträtieren jede Woche ein Münchner Model und erzählen von dem Menschen hinter dem hübschen Gesicht.
Rosalie Schlagheck, 22, sieht sich eher als Theaterschauspielerin, nicht als Model. Sie profitiert jedoch vom Modeln, weil beide Jobs so unterschiedlich sind: „Als Schauspielerin schlüpft man in eine andere Rolle und zeigt verschiedene Facetten eines Charakters“, sagt sie. „Als Model bin ich immer noch ich und kann andere Seiten an mir selbst entdecken, die ich dann besser für die Vorbereitung für einen Charakter nutzen kann.“ Rosalie hat nach ihrer Ausbildung als Schauspielerin angefangen, als „Plus Size“-Model zu arbeiten. „Wenn ich einen Abend Lust auf Pizza habe, lasse ich mir das nicht verbieten“, sagt sie, trinkt einen Schluck Kakao mit extra Sahne und streicht sich durch ihre wilde dunkelblonde Lockenmähne, die zu ihrem Markenzeichen gehört. Rosalie ist schlank. Doch aufgrund ihrer Größe von 1,85 Metern trägt sie Größe 38 und gehört daher in die Kategorie „Plus Size“. Aber von diesen Kategorisierungen hält Rosalie nicht viel. „Es heißt immer: ,Wow!, ein Plus Size-Model ist auf dem Cover‘, doch dabei ist Plus Size der Durchschnitt. Jeder Mensch hat einen anderen Körperbau. Manche sind schlank und andere kurvig, doch keine Körperform ist schöner als die andere, solange man gesund ist.“
Bisher hatte sie kleinere Modeljobs und mehrere Fotostrecken. Die Arbeit macht ihr großen Spaß, doch die Leidenschaft ist die Schauspielerei: „Man lernt so viel über die menschliche Psychologie und es macht großen Spaß, mich in andere Rollen hineinversetzen zu können. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich mich immer fürs Schauspielern entscheiden.“
Foto: Robert Haas
Text: Serafina Ferizaj
Eine Tasse Porridge oder ein Teller Pasta – 56 000 Leute sehen die Fotos, die Laura Hohmann, 25, täglich auf Instagram postet. Von ihrem Essen, aber auch von sich selbst. Lange blonde Haare, dunkle Augen, meistens einen leichten Schmollmund, oft mit Schwarz-Weiß-Filter bearbeitet. Laura befindet sich im zweiten Jahr ihrer Ausbildung zur Schauspielerin an der Zerboni Schule in München. Wenige Stunden vor der letzten Vorstellung der aktuellen Produktion, erzählt sie, wie Instagram ihr Leben verändert hat.
SZ: Laura, 56 000 Menschen haben deinen Instagram-Account abonniert. Ist das viel?
Laura Hohmann: Das kommt ganz darauf an, in welchem Verhältnis man das sieht. Mit 56 000 gehöre ich nicht mehr zu den Mikro-Influencern. Da liegt die obere Grenze bei 15 000 Abonnenten. Aber dann gibt’s natürlich Accounts mit einer Million und mehr. Da fehlen bei mir noch einige.
Ist das ein Hobby?
Nicht mehr wirklich, aber es ist auch kein Beruf, weil ich noch kein Geld verdiene. Das wäre schon möglich mit der Anzahl an Abonnenten, aber ich scheue mich noch vor Kooperationen mit Firmen. Denn ich will keine Produkte bewerben, hinter denen ich nicht hundertprozentig stehe.
Das aber machen sogenannte Influencer.
Ich nehme schon hin und wieder Einladungen zu Events an. Modenschauen oder Konzerte. Ich war beispielsweise auf einem Klitschko-Boxkampf. Aber auch solche Dinge mache ich nur, wenn ich wirklich Lust drauf habe.
Woher kam der Wunsch zu posten?
Ich glaube, für mich war das Freiheit. Vielleicht auch so ein gewisses Mitteilungsbedürfnis, das ich auch mit der Schauspielerei auslebe. Deshalb hat es mir auch von Anfang an total viel Spaß gemacht.
Wie erklärst du dir, dass die Leute ausgerechnet deine Bilder so gut finden?
Es gibt so ein paar Tricks. Zum einen, regelmäßig etwas posten. Jeden Tag ein Bild oder so. Zum anderen, sollte der Feed einheitlich, also die Bilder konstant qualitativ sein. Aber das Wichtigste ist, glaube ich, authentisch zu bleiben.
Inwiefern?
Ich schreibe hin und wieder so halb-philosophische Texte unter meine Fotos, bei denen ich mir dann selbst doof vorkomme. Interessanterweise kommen aber vor allem Beiträge gut an, bei denen ich mich selbst nicht so ernst nehme, oder wenn ich Ereignisse beschreibe, die mich menschlich und nahbar erscheinen lassen.
Zum Beispiel?
Einmal wurde mir gesagt, ich würde niemals die Prinzessin oder andere Hauptrollen spielen können, weil ich nicht das Aussehen dazu hätte. Ich habe gepostet, dass mich das sehr getroffen und auch geärgert hat, weil ich es schrecklich finde, wenn Leute einem erzählen wollen, was man kann und was man nicht kann.
Wie waren die Reaktionen?
Ich habe lange nachgedacht, ob ich das posten wollte. Letztlich war es mir dann aber sehr wichtig, klarzustellen dass ich mich niemals von der Meinung anderer einschüchtern lassen will. Dass niemand das sollte. Die Reaktionen in den Kommentaren haben das bestätigt. Die Leute wollen Geschichten wie diese liken.
Hat Instagram dein Leben verändert?
Ja, absolut. Das Posten hat mir unglaublich viel Selbstbewusstsein gegeben. Ich würde sogar sagen, dass es mit ein Grund dafür war, dass ich tatsächlich auf der Schauspielschule aufgenommen wurde. Weil mich das so gepusht hat.
Ist das ein Abhängigkeitsverhältnis?
Vielleicht. Instagram bedeutet mir wahrscheinlich wirklich viel zu viel. (lacht) Es wäre schrecklichst, diesen Account zu löschen. Aber das muss ich ja auch nicht.
Hat Instagram dir schon einmal Probleme bereitet?
Nein, überhaupt nicht. Das einzig negative ist vielleicht,
dass man jeden Tag etwas posten muss. Das wird schwierig in Phasen, in denen ich eigentlich keine Zeit habe, sinnvollen Content zu produzieren. Etwa jetzt in der Proben- und Aufführungszeit.
Was ist das Ziel? Eine Million Follower?
(lacht) Das wäre natürlich schön, aber ich merke, wie es mit der immer größeren Anzahl an Influencern schwerer wird, Abonnenten dazuzugewinnen. Auch weil vor kurzem der Algorithmus geändert wurde, und jetzt vieles nicht mehr unbedingt angezeigt wird. Aber ich hoffe natürlich, dass die Zahl weiter wächst und ich vor allem keine Follower verliere.
Wofür braucht man diese Follower?
Ich glaube, eigentlich in jedem Beruf wird Social-Media-Präsenz und Reichweite immer wichtiger werden. In der Schauspielerei vielleicht sogar in besonderem Ausmaß. Es gibt auch jetzt schon auf Youtube ein Serienformat, in dem nicht nur professionelle Schauspieler, sondern Influencer auftreten.
Gesellschaftlich gesehen – geht es nur um Likes? Oder auch um relevante Inhalte?
Mir geht es nicht so sehr um eine politische oder gesellschaftliche Botschaft, und es soll jetzt auch echt nicht kitschig klingen, aber für mich ist es das Posten schon wert, wenn 20 Leute darüber lächeln können und vielleicht eine positivere Einstellung zum Tag haben.
Interview von Teresa Parstorfer
Foto: Privat