Neuland: Killerpilze

Die Killerpilze sprangen einst beim ersten Anlauf direkt in die Charts, dann tourten sie wieder durch kleine Clubs. Nun drehen sie einen Film über ihre außergewöhnliche Bandkarriere.

Sie waren eine von Deutschlands größten Teenie-Bands. Konzerte vor tausenden kreischenden Fans, Auftritte bei Viva und TV Total, Titelgeschichten in der Bravo. Als es beim zweiten Album nicht noch einmal für die Top Ten der Charts reichte, verlor die Musikindustrie das Interesse. Aber die Killerpilze machten einfach weiter, gründeten ihr eigenes Label und touren seither wieder durch die kleinen Clubs der Republik. Sie träumen davon, es noch einmal ganz nach oben zu schaffen, dieses Mal aus eigener Kraft. 

Über ihre außergewöhnliche Biografie machen die jungen Musiker aus München nun einen Dokumentarfilm, den sie 2017 unter dem Titel „Immer noch jung“ veröffentlichen wollen. „Zum fünfzehnjährigen Bandjubiläum hatten wir die Idee, unsere Geschichte, die ja viele auch negativ sehen, aus unserer Sicht zu erzählen“, sagt Schlagzeuger Fabian. Im vielversprechenden Trailer kommen Weggefährten wie Klaas Heufer-Umlauf und Kraftklub-Sänger Felix Brummer zu Wort. Das nötige Geld für die Filmproduktion sammeln die Killerpilze gerade in einer Crowdfunding-Kampagne.   

Text: Christian Endt                                                       

Foto: Simon Lohmeyer

startnext.com/killerpilze-film

Neuland: In Our Country

Louisa Wagener drehte einen Film über einen geflüchteten Jugendlichen aus Eritrea. Nun wird er im Bayerischen Fernsehen gezeigt.

Dass die Dreharbeiten anstrengend werden würden, das war Louisa Wagener, 23, klar, als die Junge-Leute-Seite im April über ihren Abschlussfilm „In Our Country“ berichtete. Der Film erzählt die Geschichte eines geflüchteten Jugendlichen aus Eritrea, der über einen Fußballverein in Bayern neue Freunde findet.

Dass jedoch gleich in der ersten Woche der Dreharbeiten alles noch einmal umgeschmissen werden musste, da der Hauptdarsteller sich am Bein verletzt hatte und deswegen in den zu Drehbeginn geplanten Fußballszenen nicht mitmachen konnte, hätte Louisa nicht gedacht.

Dennoch, jetzt ist der Film fertig und wurde gerade dreimal auf den Filmfesttagen in Hof gezeigt, und das, „obwohl wir dort wirklich nur eine Arbeitsversion eingereicht haben“, sagt Louisa. „Da war alles erst angefangen: Ton, Musik, Bildbearbeitung.“ Auch im Bayerischen Fernsehen wird der Film „In Our Country“ ausgestrahlt werden.

Von: Theresa Parstorfer

Von Mensch zu Mensch

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Die drei  jungen Münchner

Filmemacher

Kai Sitter, 28, Veronika Schwarzmaier, 26, und Seren Sahin, 27,  wollen in diesem Jahr den Kurzspielfilm “Gestrandet” drehen und darin die persönliche Geschichten von Flüchtlingen erzählen. Eine der Hauptrollen spielt eine geflüchtete Syrerin. 

Ein kleiner Blickkontakt kann alles verändern. Zwei einander fremde, junge Frauen – nur ganz kurz sehen sie sich in die Augen, dann gehen sie wieder auseinander. Was alltäglich klingt, wird durch die Situation, in der sie sich begegnen, brisant. Die Szene: Tumult vor einer Flüchtlingsunterkunft in München. Lautes Geschrei, Beleidigungen, Gedränge, Sirenen ertönen – die Stimmung ist aufgeheizt, die Lage unübersichtlich. Mitten drin: zwei junge Frauen. Die eine blickt eingeschüchtert aus dem Wohnheim auf das, was dort passiert. Die andere ist Polizistin und steht vor dem Haus. Die Szene trennt und verbindet die beiden Frauen gleichzeitig. Nur einen kurzen Augenblick treffen sich ihre Blicke. Genau dieser Moment wird die beiden Frauen, die aus so unterschiedlichen Lebenswelten kommen, nicht mehr loslassen.

Dieser Blickkontakt ist die Schlüsselszene des Kurzspielfilms „Gestrandet“, den drei junge Münchner noch dieses Jahr drehen wollen. Dass die Flüchtlingssituation gerade in München als Thema für einen Film dient, ist an sich nicht außergewöhnlich. Was dieses Projekt speziell macht, sind seine Schauspieler. Während die Polizistin von Regina Speiseder gespielt wird, die nach ihrer Schauspielausbildung bereits in Formaten wie „Rosenheim-Cops“ mitgewirkt hat, wird die Rolle der Geflohenen mit Lelas Alsayed besetzt. Eine Frau, die vor knapp vier Jahren selbst aus ihrer Heimatstadt Homs in Syrien fliehen musste und keine professionelle Schauspielausbildung hinter sich hat. 

Doch wie kam es zu diesem Konzept? Die drei Verantwortlichen des Films sitzen in einem Münchner Café. Auf dem Tisch stehen ein Cappuccino für Regisseur Kai Sitter, 28, ein Glas Tee für Drehbuchautorin Veronika Schwarzmaier, 26, und ein Spezi für Schauspieler Seren Sahin, 27. „Viele stürzen sich auf das Thema. Wir haben lange gebraucht, um den richtigen Zugang zu finden“, erzählt Kai. Beeindruckt von den Entwicklungen im vergangenen Jahr begann er, sich zusammen mit seinem langjährigen Freund Seren Sahin ehrenamtlich in Flüchtlingsunterkünften zu engagieren. Aus den Erlebnissen entwickelte sich der Drang, auch von diesen zu erzählen. Durch ihre eigenen persönlichen Kontakte entstand am Ende die Idee, dass mit einem Mix aus professionellen Schauspielern und Geflohenen, also Laiendarstellern, ein Film entstehen soll. „Als Schauspieler könnte man es spielen, aber nicht so gut. Man muss das erlebt haben“, erklärt Seren, der für das Casting des Films verantwortlich ist und auch selbst eine Rolle übernehmen wird. Auch Veronika, die Drehbuchautorin, machte ihre persönlichen Erfahrungen mit Geflüchteten und fand es „logisch“, mit Laiendarstellern zu drehen.
 

In der aktuellen Flüchtlingssituation sieht das Filmteam das Problem, dass oft nur nach allgemeinen, perfekten Lösungen gesucht werde. Das gehe aber am Leben und an der Realität vorbei. Die Situation müsse im Alltag angenommen werden, woraus sich dann persönliche Begegnungen ergäben, ohne die man in der Praxis nicht weiterkomme. „Beide Seiten müssen aufeinander zugehen“, sagt Veronika. Deshalb stellt sie in ihrem Drehbuch die Begegnung der beiden Frauen in den Mittelpunkt – auch, wie dieser Kontakt die beiden weiter beschäftigt.
 

Seit knapp einem Jahr arbeiten sich die drei Münchner nun in das Thema ein, haben Kontakte geknüpft und Schauspieler gesucht. Über eine persönliche Empfehlung fanden sie schließlich Lelas Alsayed für die Hauptrolle der geflüchteten Frau. Die studierte Psychologin floh aus Syrien zunächst nach Ägypten. Dort gründete sie unter anderem ein Sozialzentrum für Flüchtlinge, bevor sie vor knapp zwei Jahren nach Deutschland kam. Das Filmteam war von Anfang an überzeugt von Lelas Alsayed: „Sie weiß genau, was wir wollen, welche Intention wir haben und war auch sehr offen“, sagt Kai.

In „Gestrandet“ soll es nicht darum gehen, persönliche Geschichten von der Flucht zu erzählen, sondern darum anzukommen, in der Gegenwart zu sein. „Es entstehen so viele Barrieren, nur weil man sich nicht kennt“, sagt Kai, „aber man muss auch die Bereitschaft haben, selbst Menschen kennenlernen zu wollen.“ Er spricht von „Politikerschlagworten“ wie „Welle“ oder „Strom“, die Anonymität erzeugten. Diesen Begriffen soll im Film der persönliche Kontakt entgegenstellt werden. „Auch die Polizistin ist in dem Sinne gestrandet“, sagt Veronika, „die Fremdheit ist da, man muss sich aber dazu entscheiden, sie zu überwinden.“ Vor ihr steht dabei ein volles, mittlerweile kaltgewordenes Glas Tee. Die drei Beteiligten haben sich so in Rage geredet, dass die Drehbuchautorin schlicht vergessen hat zu trinken.
  

Ende August will das junge Team den Film drehen. Die Zeit drängt, sagt Kai. Bei vielen Akteuren wisse man nicht, wie lange sie an ihrem jetzigen Aufenthaltsort bleiben könnten.  

Von: Richard Strobl

Foto: Privat

Einmal Mars und nicht zurück

No way back: Die Münchner Filmstudentinnen Vera Brückner und Annelie Boros zeigen in ihrer Dokumentation „Mars Closer“ zwei Männer, die sich für eine Raummission ohne Heimflug beworben haben. Die Studentinnen wollten wissen, was es bedeutet, die Erde für immer zu verlassen.

Interview: Carolina Heberling

Was passiert eigentlich, wenn man zum Mars fliegt? So ohne Rückflugticket. Diese Frage haben sich die Münchner Filmstudentinnen Annelie Boros, 24, und Vera Brückner, 27, gestellt. In der Dokumentation „Mars Closer“ versetzen sie ihre Protagonisten in die Rolle des Mars-Reisenden und imaginieren gemeinsam, was es bedeutet, die Erde für immer zu verlassen. Dieser Tage keine schlechte Idee, denn die Welt hat das Mars-Fieber gepackt: Wissenschaftler haben Hinweise für Salzwasser auf dem Mars gefunden. Und im Kino sitzt Matt Damon in Ridley Scotts „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ gerade allein auf dem Planeten herum. Für Paul Leeming und Pauls Irbins, beide Anfang vierzig, hätte das zur Realität werden können. Die Protagonisten von „Mars Closer“ waren Kandidaten im Auswahlverfahren der privaten Raummission „Mars One“, welche 2027 erstmals Menschen auf den Planeten schicken will, um dort einen neuen Lebensraum für die Menschheit aufzubauen. Das Problem: Ein Rückflug ist technisch nicht möglich.

SZ: Einmal Astronaut sein, einmal zum Mars fliegen – ist die Faszination für den Weltraum wirklich so groß, dass man ohne Rückflugticket zum Mars will?
Vera Brückner: Als wir angefangen haben, für den Film zu recherchieren, ist mir erst bewusst geworden, wie viele Leute weltraumbegeistert sind. In der Generation vor uns, die mit vielen Science-Fiction-Filmen und -Comics aufgewachsen ist, war das viel mehr Thema als heute – auch durch das Wettrüsten der USA und Russlands im Kalten Krieg. Wer hat die Vormachtstellung im Weltraum? Die haben live vorm Fernseher die Mondlandung gesehen. Für sie ist es einfach der nächste Schritt, auf den Mars zu gehen.

Aber der Entschluss, zum Mars zu wollen, hat doch sicher noch andere Gründe?
Vera Brückner: Ja, natürlich. Pauls Irbins aus Lettland ist Begründer eines Science Centers, wo Kinder physikalische Experimente machen können. Der möchte Jugendlichen in Lettland Mut machen und sagen: Egal, was ihr erreichen wollt, es ist möglich, wenn ihr fest daran glaubt.
Annelie Boros: Bei Paul Leeming aus Tokio, der zweiten Hauptfigur, geht es auch darum, gesehen zu werden. Er möchte den Leuten zeigen: Ich habe etwas drauf, das ihr mir nicht zugetraut habt.

Gesehen werden, Menschen Mut machen – deswegen fliegt man doch nicht gleich zum Mars?
Vera Brückner: Ich glaube, die Faszination, etwas zu tun, was vorher noch nie ein Mensch getan hat, ist so groß, dass man sich das wünscht.
Annelie Boros: Außerdem ist da dieser Gedanke: „Ich bringe ein Opfer für die Menschheit.“ Pauls aus Lettland sagt, das sei eine Art Vorbestimmung, die schon immer in seinem Kopf war. Das fanden wir spannend: Unsere Figuren stellen sich in den Dienst für etwas anderes.
Tun sie das wirklich?
Annelie Boros: Ich habe oft genug an ihrer Motivation gezweifelt. Bei beiden ist sicherlich ein Geltungsbedürfnis da: gesehen werden, akzeptiert werden. Aber ich glaube, der Wunsch, ein Held zu sein, ist größer als irgendein persönlicher Wunsch.

Für dieses Heldentum müssten die beiden aber sehr viel entbehren.
Vera Brückner: Klar, sie würden immerhin ihr Leben riskieren. Doch dafür wären sie bereit. Im Film sagt Paul einmal: „Selbst wenn wir beim Anflug auf den Mars verbrennen, das wäre es wert.“
Annelie Boros: Außerdem geht es nicht darum, von der Erde auszuwandern, sondern auf den Mars auszuwandern.

Irbins hat Frau und Kinder. Wie gingen die damit um, dass er zum Mars wollte?
Vera Brückner: Als wir zum Dreh in Lettland waren, hatte er eine richtige Ehekrise: Da rücken ein paar junge Leute aus Deutschland mit einer Kamera an. Das gibt dem Ganzen eine andere Ernsthaftigkeit. Pauls Frau hat die Raummission „Mars One“ vor unserem Besuch zwar schon ernst genommen, aber als wir da waren, hat sie erst verstanden, was ihr Mann sich da eigentlich wünschte.
Annelie Boros: Wir haben sie dann gebeten, für den Film eine Nachricht an ihren Mann auf dem Mars aufzunehmen, in der sie sagt, in welchen Situationen sie ihn vermisst. Sie beginnt also zu sprechen, fängt an zu weinen und sagt: „Das ist das erste Mal, dass ich darüber spreche.“ Da merkt man wieder, was für eine Verantwortung man als Filmemacher hat, wenn man solche Situationen provoziert.

Habt ihr die Figuren auch damit konfrontiert, wie es sein könnte, auf dem Mars allein zu sterben?
Annelie Boros: Natürlich haben wir solche Sachen gefragt, aber das war für sie nicht das Schlimmste. Für Pauls war der schlimmste Gedanke, den Kontakt zur Erde zu verlieren und nicht mehr mit seiner Familie sprechen zu können. Da zweifelte man doch daran, ob er diese Reise wirklich so sehr wollte.

Angenommen, die Landung glückt – was passiert dann?
Vera Brückner: Man stellt sich das vielleicht langweiliger vor, als es ist, aber wenn die Landung gelingt, ist man mit so vielen essenziellen Fragen beschäftigt. Dort Leben zu errichten – das ist ein Fulltime-Job.

„Leben errichten“, das klingt heldenhaft. Trotzdem ist die „Mars One“-Mission immer wieder in die Kritik geraten.
Vera Brückner: Interessant ist natürlich, dass die Mission von einer Privatorganisation ausgeht, denn nur die kann es moralisch vertreten, Leute zum Mars zu schicken, ohne sie zurückzuholen. Staatliche Organisationen wie die NASA müssten aus ethischen Gründen die Rückreise gewährleisten.
Annelie Boros: Der größte Kritikpunkt ist aber die starke Strahlung, der die Astronauten auf ihrer Reise ausgesetzt sind. Man weiß einfach nicht, ob sie diese Strahlung überleben, und wie krank sie vielleicht sind, wenn sie dort oben ankommen.

Hinzu kommt: „Mars One“ wird wie eine Fernsehsendung aufgezogen. Schauen wir bald „Big Brother“ vom Mars?
Vera Brückner: Dass man eine Fernsehsendung daraus macht, ist eigentlich sinnvoll, gerade in den heutigen Zeiten, wo alles irgendwie medial abgedeckt wird. Wenn ein Typ aus dem Weltall springt und das gezeigt wird, dann muss man doch eine Fernsehsendung machen, wenn Leute zum Mars fliegen. Das ist das Krasseste, was Menschen je gemacht haben.
Annelie Boros: Man darf das auch nicht als Big Brother missverstehen, selbst wenn das oft so dargestellt wird. Das wird eher eine Reportage über die Forschungen, die dort stattfinden.

Euer Film setzt aber einen anderen Schwerpunkt.
Vera Brückner: Uns ging es um die Idee und den Willen dahinter, den Mars zu besiedeln. Wir wollten einen emotionalen Film machen, der die Frage aufwirft: Was bedeutet dieser Entschluss eigentlich? Was für Lebens- und Sinnfragen stellen sich, wenn man so etwas macht?
Annelie Boros: Unser Thema war auch die Erinnerung – woran erinnert man sich, wenn man für immer weg ist? Was nimmt man im Geiste von der Erde mit? Dafür haben die technischen Fragen wie auch die Organisation „Mars One“ keine Rolle gespielt.

Am Tag der Premiere wurde bekannt, dass die Protagonisten eures Films nicht in der Endauswahl für die Marsmission gelandet sind. Wie seid ihr damit umgegangen?
Annelie Boros: Ich war komischerweise traurig, dabei haben ganz viele der Zuschauer gesagt: „Oh, super, sie sind nicht weiter“, weil sie die beiden auf der Erde behalten wollen. Ich habe aber auch gemerkt, dass ich nicht unbedingt will, dass Pauls Irbins zum Mars fliegt. Seine Söhne sind fünf und sieben – das ist eine krasse Verantwortung.
Vera Brückner: Andererseits hat man wirklich gespürt, wie sehr sie sich das wünschen. In den Interviews für den Film haben wir sie gebeten, sich in die Rolle des Raumfahrers auf dem Weg zum Mars zu versetzen. Ich habe beim Dreh regelmäßig geweint, weil ich total nachvollziehen konnte, wie es den beiden damit geht und wieso sie das wollen.
Annelie Boros: Wir haben ihnen irgendwie gewünscht, dass sie ihren Traum noch weiter träumen dürfen.

Vergangene Woche lief der Film auf dem „DOKUart“-Festival in Kroatien, die Deutschlandpremiere findet Ende Oktober auf dem „DOK Leipzig“ statt.

Die Geschichte von den kotzenden Zwergen

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Es ist ein verrücktes Projekt geworden: Im Kurzfilm “23 V” von Vincent Wild kotzen Zwerge. Mit diesem ungewöhnlichen Animationsfilm hat der Münchner bereits Preise gewonnen.

Angefangen hat alles mit einem Witz beim Mittagessen. „Sieht aus, als hätte ein Zwerg auf deinen Teller gekotzt“, sagte ein Kollege von Vincent. Vincent Wild (Foto: privat) ist dieser Witz im Gedächtnis geblieben. Der 21-Jährige hat daraus den Animationsfilm „23 V“ gemacht. V wie verrückt. Passt. In diesem Film kotzen Zwerge. Sie sind Teil der obskuren Lebensmittelfabrik „Pumilio“, die Fertignahrung in Gläser abfüllt. Doch hergestellt wird nicht etwa Erbsensuppe oder Linseneintopf. Zwerge übergeben sich in Einmachgläser. Die werden dann über Röhren direkt zum Konsumenten befördert: Da lungert ein abgestumpft blickender Mann im Achselhemd auf der Couch und wartet, dass das nächste Glas kommt. Die Geschichte, die Vincent erzählt, scheint unsinnig – findet aber ein Publikum: 2014 hat Vincent beim Münchner Nachwuchsfilmfest „flimmern & rauschen“ einen der Jury-Preise gewonnen, gerade ist sein Film auf der Regensburger Kurzfilmwoche gelaufen – vielleicht gerade weil der Film so sinnlos scheint?

Wie das mit den Zwergen so weit kommen konnte, weiß er selbst nicht so genau. Anfangs sollte es nur eine kurze Animation werden – eben ein Zwerg, der kotzt, sagt Vincent, der eine Ausbildung zum Mediengestalter bei der Bavaria Film macht, und schiebt sich seine Mütze zurecht. „Watt“ und „datt“ sagt er, der Münchner, ohne zu wissen, warum. Irgendwie ist er schon auch selbst ein bisschen verrückt. Der Typ passt also zum Film.

Aus einer kurzen Animation werden vier Monate Arbeit. Irgendwann, sagt Vincent, habe er dann gedacht, jetzt müsse er da noch eine Geschichte drum herum bauen, sonst lohne sich ja der ganze Aufwand nicht. Es entsteht also die Geschichte der Lebensmittelfabrik Pumilio, die wie eine Metapher für die Produktionsbedingungen von Billiglebensmitteln wirkt. Vincent animiert weitere acht Monate Zwerge und Fabrikförderbänder.

Fasziniert hat ihn das schon immer: In der Grundschule muss seine Klasse Maschinen zeichnen, die Dinge von A nach B befördern. Das hat Vincent irgendwann auch privat gemacht. Zur Entspannung. Und dann gibt es da diese Webseite. „Blue Ball Machine“ heißt die. Über Förderbänder laufen tausende blaue Bälle, fallen in Trichter, werden von Flaschenzügen rauf und runter gehoben – unendlich lange. Vincent mag so etwas. Das Wissen, das man braucht, um einen solchen Film animieren zu können, hat Vincent sich selbst angeeignet: mit Gratis-Programmen aus dem Netz, mit der Hilfe von Tutorial-Filmen. 

„Wenn ich eine Idee habe, dann will ich die auch genau so umsetzen, wie sie in meinem Kopf ist“, sagt Vincent, „dann soll zum Beispiel ein Auto explodieren. Nur kann ich mir kein Auto und keinen Pyrotechniker leisten. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mir das alles selber beizubringen.“ Vincent hat schon viele solche Effekte animiert – auch im Spielfilmbereich. Für verschiedene Münchner Kurzfilme entwickelt er das Titel-Design, animiert Effekte wie das Auto, das in die Luft fliegt, spielt mitunter selbst mit. 

Einmal hat er für ein Englischreferat mit seinen Klassenkameraden eine ganze Folge von „Breaking Bad“ nachgedreht. Einfach so. Im Internet findet man ein Video von ihm: Vincent steht im Anzug mit gestriegelter Frisur auf einem Spielplatz und wird von einem Freund mit Eiern beworfen. In Slowmotion. Einfach so, weil er und der Freund eine Zeitlupenkamera ausgeliehen hatten und sich mit Eiern bewerfen wollten.
Mit 60 Eiern.
Schon ein bisschen verrückt. 

Gerade arbeitet er am Abschlussfilm für seine Ausbildung – einen Großteil des Budgets für den Film hat er sich selbst erspart. Ein Sci-Fi-Thriller soll es werden. Vincent schwärmt von Produktionen wie „Der Schuh des Manitu“: „Das hat mich beeindruckt, wie man mit so einem einfachen Film so viele Leute bewegen kann.“ Mit filmischen Mitteln bewegen – das will er auch. Ob als Regisseur oder vielleicht doch als Animateur, das weiß er noch nicht.
 Nach der Ausbildung will er erst einmal einen längeren Spielfilm drehen, ohne Zwerge. Doch „23 V“ ist schon einmal ein guter Anfang. Denn Zwerge haben in Hollywood schon so manche Karriere begründet. Die von Walt Disney zum Beispiel – „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ war der erste abendfüllende Spielfilm seiner Firma. Allerdings haben die nicht gekotzt.  Carolina Heberling

On the road

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Bruno Fritzsche, 27, reist seit einigen Tagen durch Europa und dreht einen Dokumentarfilm über Straßenmusik. „A Global Joy“ nennt der Jungregisseur sein Projekt – Gitarrengeschrubbe als weltweites Vergnügen.

Seine Zuschauer staunen, wenn der Straßenmusiker mit seiner rauchigen, kraftvollen Stimme zu singen anfängt. Die Gitarre liegt dabei auf seinem Schoß, er bearbeitet die Saiten ähnlich wie die einer Zither. Zusammen mit der Mundharmonika entsteht ein verträumter Country-Sound. Der Sänger kommt aus Australien, trägt Dreadlocks und Filzschlapphut und heißt Tristan O’Meara. Er sitzt an einer Straßenecke in Würzburg, ist Straßenmusiker aus Leidenschaft und tourt um die Welt.

Nach genau solchen Persönlichkeiten wie Tristan O’Meara hält der Münchner Bruno Fritzsche (Foto: Nominal Film, Hawkins & Cross) Ausschau. Der Regisseur ist 27, dreht seit einigen Tagen einen Dokumentarfilm über Straßenmusik in Europa und bereist dafür den Kontinent. Das Reise-Mobil, ein dunkelblauer Van, ist vollgepackt mit Filmequipment – und für den Notfall ist auch eine Matratze dabei. „A Global Joy“ nennt Bruno sein Projekt: Straßenmusik als weltweites Vergnügen. Der Film soll Roadtrip und Musik-Film vereinen und von den Live-Auftritten der Künstler leben. „Wir suchen dafür nicht das, was du in der Fußgängerzone jeder x-beliebigen Stadt siehst: Wir suchen nicht den Akkordeonspieler oder die Panflöten-Indioband“, stellt der Regisseur schnell klar. „Wir suchen krasse Entertainer, die die Leute berühren – ob der vor 200 Zuschauern ‚Alle meine Entchen‘ mit der Plastikflöte spielt oder ob er total geil singt, das ist letztendlich egal.“ Hauptsache also, es unterhält – so wie die Auftritte des Australiers Tristan, Brunos erster Entdeckung auf seiner Reise.

Bruno selbst ist eigentlich Hannoveraner, nach dem Abi kam er 2008 für sein Filmregie-Studium an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation nach München – und blieb. Sein Geld verdient er mittlerweile als Freiberufler mit Werbefilmen. Das Interesse für den Dokumentarfilm ist parallel aber immer weiter gewachsen. Er wirkt lässig mit seinem Drei-Tage-Bart, er trägt weiße Chucks und ein schlichtes T-Shirt, unter dem am Oberarm ein Tattoo hervorblitzt. Trotz der legeren Erscheinung legt Bruno Wert darauf, dass man ihn erst nimmt: Er ist kein Student mehr, der die Schnapsidee einer Europareise mit klapprigem VW-Bus dazu nutzen will, einen semiprofessionellen Film zu drehen.

„A Global Joy“ ist auch nicht Brunos erster Dokumentarfilm: 2011 feierte seine erste Doku „Beautiful Struggle“ über die Veränderung der deutschen Hip-Hop-Szene beim Münchner Dokumentarfilmfest DOK.fest Premiere. Die Idee zum Straßenmusiker-Projekt kam ihm bereits parallel zu den Dreharbeiten des Hip-Hop-Films: „Ich fand es schade, dass wir dafür zwar jede Menge Rapper interviewt haben, aber nie bei den Konzerten dabei waren und Live-Musik einbauen konnten.“

Neben der Arbeit als Regisseur komponiert Bruno selbst Filmmusik und spielt in verschiedenen Bands. Die Bandbreite reicht von ruhig-akustisch über Punk bis Elektro und Dubstep. Die musikalische Offenheit in vielen Genres könnte ihm auch auf der Suche nach der großen Vielfalt der Straßenmusiker zugute kommen. „Und wenn wir zwischendurch keine Protagonisten finden, dann muss Bruno ran und wir stellen ihn in Nantes an die Straßenecke!“, scherzt Kameramann und Produzent Max Plettau.

„Er kam Anfang des Jahres mit der Idee zu ‚A Global Joy‘ auf mich zu“, erzählt Max. „Ich konnte mir das sofort vorstellen, das war genau die Filmidee, auf die ich gewartet habe.“ Jetzt, Mitte September, ging es für die beiden wirklich los. In der Zwischenzeit haben sie die Bayerische Filmförderung von sich überzeugt, recherchiert und die Route geplant. Erster Halt: das Stramu-Festival in Würzburg, das weltweit größte bühnenfreie Fest für Straßenmusik. „Die Qualität der Musiker war überraschend hoch“, sagt Bruno.

Ob das die verbleibenden Wochen so bleiben wird? Es ist eine sehr ungewisse Reise. Doch genau das soll auch zum Kunstgriff des Dokumentarfilms werden: „Es ist ein Film über das Suchen und Finden.“ Sie wollen ernste Anekdoten der Straßenmusiker genauso erzählen wie ihre eigene Reisegeschichte. Die Filmemacher werden selbst zu Protagonisten.

Die Geschichte des Films kann im Übrigen jeder beeinflussen. Denn eine Besonderheit von „A Global Joy“ ist die Interaktivität des Projekts. Auf der Suche nach Musikern verlässt sich Bruno auch auf Tipps von Leuten vor Ort oder aus der Heimat. Bei vielversprechenden Ratschlägen wollen die beiden von ihrer Route abweichen. Zusätzlich hat sich Bruno Unterstützung durch den Münchner Radiosender afk M94.5 gesichert. Programmleiter Wolfgang Sabisch war schnell überzeugt von der Idee: „Das Projekt ist für mich etwas Besonderes, weil es zum einen etwas sehr Vertrautes – nämlich Musik – mit Abenteuerlust und Neugierde auf etwas Neues verbindet.“

Als letzte verlässliche Quelle dienen Bruno unterwegs die Straßenmusiker selbst. Die sind untereinander sehr gut vernetzt: Man weiß, wer in anderen europäischen Städten die Straßen rockt. „Gerade haben wir zum Beispiel eine Musikerin aus Köln getroffen, die meinte, wir sollen unbedingt nach Nantes“, erzählt Bruno. „Wir haben eine ganze Liste mit Straßenmusikern von ihr bekommen.“

Für die gesamte Reise hatte der Regisseur vorab nur einen einzigen festen Termin vereinbart. In Paris trafen sie den Straßenmusiker Gyraf, der in Paris bekannt ist wie ein bunter Hund – oder besser: eine bunte Giraffe. Seit sieben Jahren tritt der Mann im Giraffenkostüm in den Straßen der Metropole als One-Man-Band auf – meist am Brunnen von Saint Michel nahe der Kathedrale Notre-Dame. Einen Tag lang begleitete das Filmteam den Musiker mit dem Schlagzeug auf dem Rücken und der Gitarre in der Hand durch die Stadt.

In den nächsten Tagen geht es nach Spanien und von dort nach Italien. Nach ein paar Wochen Verschnaufpause machen sich Bruno und Max Ende Oktober dann auf nach Osteuropa, wahrscheinlich mit den Stopps Prag, Budapest und Belgrad. In allen Orten vermutet Bruno nach der Vorrecherche eine besonders bunte, aktive Straßenmusik-Szene. Das Spannende soll im Dokumentarfilm dann letztlich auch der Unterschied zwischen den Ländern sein. Der Jungregisseur freut sich vor allem auf Madrid: „Paris und Barcelona verbindet man irgendwie automatisch mit Straßenmusik“, erklärt er. „Aber in Madrid erlebt man, glaube ich, noch ein paar Überraschungen und individuelle Künstler.“

Am Ende soll aus den Liedern der Straßenmusiker auch eine Live-CD entstehen. Geplant ist es als Charity-Projekt, der Erlös soll dann zum Beispiel der Organisation „Music for Kids“ zugute kommen. Wenn alles nach Plan läuft, sind CD und Brunos zweiter Dokumentarfilm im Frühjahr 2015 reif für das bundesweite Publikum – vorausgesetzt, es findet sich ein Verleih. Was er für eine Wirkung beim Zuschauer erzielen will, weiß der Regisseur aber jetzt schon: „Wenn man nach dem Film aus dem Kino kommt, soll man am besten dem nächsten Straßenmusiker einen Fünf-Euro-Schein in den Hut werfen, weil man so Lust auf Straßenmusik hat.“ Elisabeth Kagermeier

Auf seiner Reise verlässt sich Bruno auf Tipps von Menschen aus ganz Europa. Wenn ihr auch einen guten Straßenmusiker kennt, könnt ihr den Filmemacher über die Facebook-Seite von “A Global Joy” erreichen und dort auch Videos der bisherigen Entdeckungen ansehen.

Vom Hot Button auf den Regiestuhl

Es ist nicht einfach, nur mit Hauptschulabschluss an der Filmhochschule zu studieren. Ersin Cilesiz hat es geschafft und ist mit dem Starter-Filmpreis ausgezeichnet worden.

Sie wartet. Sie wartet darauf, dass jemand anruft. Minuten vergehen, ohne dass etwas geschieht. Endlich das erlösende Klingeln. Der Hot Button hat wieder zugeschlagen. 9Live sucht an diesem Tag nach Automarken mit B, und die Moderatorin quatscht sich durch die Sendezeit. Es ist eine Situation, die Ersin Cilesiz gut kennt, so hat der Mittzwanziger, der derzeit Regie an der Hochschule für Fernsehen und Film in München (HFF) studiert, angefangen: als Praktikant beim Privatfernsehen.

Es ist ein ungewöhnlicher Weg, den er beschreitet, um Filmemacher zu werden: Die meisten seiner Kommilitonen kommen aus dem gehobenen Mittelstand, machen ihr Abitur, gehen dann irgendwann an die HFF. Er hingegen wächst in Untergiesing auf, beendet die Schule nach dem qualifizierten Hauptschulabschluss. Ersin weiß schon früh, dass er etwas beim Film machen möchte: „Ich hatte einen dritten Elternteil, das war der Fernseher“, sagt der junge Mann mit dem dunkeln Bart und den dicht tätowierten Armen.

Zunächst will er Schauspieler werden, spielt in einer Laientheatergruppe – von seinen damaligen Freunden darf das aber keiner wissen, denn Theater gilt in seiner Clique als uncool. Doch Ersin merkt, dass sein Talent nicht reicht, um professionell in diesem Beruf zu arbeiten. Er geht schließlich zum Fernsehen, macht verschiedene Redaktionspraktika bei der Produktionsfirma Janus TV. „Zu der Zeit dachte ich immer, ich sei der Größte, nur weil ich beim Fernsehen bin.“ Dieses Gefühl überträgt sich auch auf sein Privatleben – mit seinen Freunden trinkt er viel, zieht fast jede Woche durch die Clubs. Manchmal fließt das gesamte Praktikantengehalt eines Monats in eine durchzechte Nacht. Was in ein paar Jahren kommt, scheint egal zu sein, nur die Gegenwart zählt.

Dass sein Praktikum bei Janus TV nach zwei Jahren nicht mehr verlängert wird, trifft ihn hart. Plötzlich ist da in ihm das Gefühl, „verkackt zu haben“, er fühlt sich unglücklich, leer, ist zum ersten Mal gezwungen, sich mit seinem Verhalten auseinander zu setzen. Diese Auseinandersetzung beginnt bereits mit der Art, wie er redet: „Für so ein Redaktionspraktikum musst du perfektes Deutsch sprechen, aber ich kam mit meinem Gossen-Slang von der Hauptschule – damit schafft man es nicht weit.“ Er weiß, dass er seine Sprache anpassen muss, um weiterzukommen, fängt an, viel zu lesen, lernt, sich gewählter auszudrücken, kommt über Kontakte schließlich zu jenem Job bei 9Live, wo er bei Gewinnspielsendungen mitarbeitet, später dann für eine eigene Show verantwortlich ist.

Als der Sender von ProSieben übernommen wird, bietet man ihm sogar ein Volontariat an. Ersin darf fortan bei Galileo und NTV mitarbeiten, der Job bei 9Live wird immer mehr zur Nebensache. Doch wenn er von dieser Zeit erzählt, merkt man, dass ihn seine Tätigkeit als Jungredakteur beim Privatfernsehen nicht wirklich erfüllt, er sich chronisch unterfordert fühlt, sich nach etwas anderem sehnt.

Dieses Andere findet er schließlich erneut in einem Praktikum: Er arbeitet am Kinofilm „In jeder Sekunde“ mit, beobachtet Regisseur Jan Fehse sehr genau bei seiner Arbeit. „Da war ich das erste Mal in meinem Leben eifersüchtig, weil ich dachte, Fuck, genau das, was er macht, will ich auch machen dürfen.“

Es ist die Vorstellung, eine eigene Idee in einem Film umzusetzen, die Ersin fasziniert. Einen Tag nach Ende des Praktikums kündigt er den Job bei 9Live, konzentriert sich nur noch darauf, sich an der Filmhochschule zu bewerben. Doch ein Studium aufzunehmen, wenn man nur einen Hauptschulabschluss hat, ist nicht so einfach: Um an der HFF genommen zu werden, muss er als Ersatz für ein Abitur den Nachweis erbringen, 36 Monate in einem Medienberuf gearbeitet zu haben – und darüber hinaus besondere künstlerische Begabung zeigen.

In seinem Bewerbungsvideo für die Filmhochschule sagt Ersin, er sei nicht der, für den er immer gehalten wird. Der Wunsch, nicht nur oberflächlich wahrgenommen zu werden, rührt auch aus der Biografie seiner Eltern. Die wachsen als Muslime in Montenegro auf. Jene slawischen Muslime, von denen es im ehemaligen Jugoslawien viele gibt, fühlen sich unter der sozialistischen Herrschaft des Tito-Regimes in ihrer Ethnizität oft nicht ausreichend respektiert – zwischen 1950 und 1960 emigrieren deswegen viele von ihnen in die Türkei, so auch Ersins Eltern. Sie werden mit einem Mix dieser beiden Kulturen groß, kommen schließlich als Gastarbeiter nach Deutschland, wo Ersin und seine Geschwister geboren werden. Der Vater arbeitet auf dem Bau, die Mutter ist Hausfrau. Obwohl die Eltern konservative Werte haben, sagt Ersin, hätten sie ihre Kinder immer mit großer Offenheit erzogen. „Zu Hause wurden teilweise drei Sprachen in einem Satz gesprochen, oft konnte man gar nicht zuordnen, was zu welcher Sprache gehört.“ Dass Ersin mehr ist als jener Klischee-Türke, den die Leute in ihm sehen wollen, sondern eben auch der junge Mann, der zur Selbstfindung nach Asien reist, der Typ, der abends in der Bar ohne Namen die Drinks mixt, das merkt auch die Aufnahmekommission der HFF: 2009 nimmt er dort sein Regiestudium auf.

Menschen in ihrer Persönlichkeit wirklich sichtbar zu machen, ist ihm wichtig und so verwundert es nicht, dass Ersin in seinem Film „Shaitan“ (2013 ausgezeichnet mit einem Starter-Filmpreis der Stadt München) erzählt, was passiert, wenn der Blick anderer nur an der Oberfläche einer Person haften bleibt: Da ist der junge Palästinenser Faris, der als Aushilfe in einer deutschen Restaurantküche arbeitet. Das Fremde, das Ersin in dieser Figur inszeniert, ist bedrohlich: Wenn Faris im Bild ist, dann begleitet ihn oft ein Knacken, ein Sirren, ein Rauschen, ein Atmen – er sagt nichts, ist einfach nur da und sieht seine Kollegen mit leerem Blick an. Sie reagieren auf diese Art mit Ablehnung, nennen ihn „Bakschisch“, sperren ihn schließlich sogar in die Kühlkammer ein. „Ich hasse so Leute wie dich“, sagt Jungkoch Andrej ganz offen und schlägt Faris dann ins Gesicht. Es ist die Furcht vor dem Anderen, die hier Gewalt motiviert.

Was Faris’ Kollegen nicht sehen, sind dessen traumatischen Erinnerungen, die Ersin in beklemmenden Bildern fasst: Da steht der kleine Faris in der Mitte eines verwüsteten Wohnzimmers. Der Fernseher flackert, sein T-Shirt ist blutverschmiert. Auf dem Boden: die Leichen seiner Eltern, die bewaffnete Männer kurz zuvor ermordet haben. Es ist ein Kriegstrauma, das dieser Tage wohl viele Palästinenser nachvollziehen können, ein Trauma, das Faris fortan wie einen Dämon – einen Shaitan – begleitet und das doch niemand so richtig wahrnimmt. Dennoch, das ist Ersin wichtig, will er nicht eine „typisch palästinensische“ Geschichte erzählen. „Mobbing, nur weil du anders bist, kann dir überall passieren – auch unter Deutschen.“ Wenn er das sagt und mit seinem hippen blauen Jeanshemd in einem angesagten Schwabinger Café sitzt, dann versteht man, dass es oft eben jene oberflächliche Wahrnehmung einer Person ist, die darüber entscheidet, wie jemand behandelt wird.

Ein Bewusstsein für genau solche Strukturen zu schaffen, ist gar nicht so einfach, wenn man nicht ständig den moralischen Lehrer geben will, das weiß auch Ersin: Für sein aktuelles Projekt, einen Spielfilm, recherchiert er derzeit gemeinsam mit der Drehbuchautorin Britta Schwem über das Leben von Sinti und Roma – ein schwieriges Thema, das er erzählen will, ohne den Zuschauer zu belehren: „Ich habe keine Lust auf Klugscheißerfilme.“ Carolina Heberling

Abgedreht

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An der Hochschule für Fernsehen und Film in München wurde Eva Merz (Foto: Oliver Seidl) zwei Mal abgelehnt. Jetzt bekommt sie doch noch die Chance, ihren Traum wahr werden zu lassen. Ausgerechnet in Hollywood.

Nach Hollywood gehen – das ist ein Lebenstraum, bei dem viele
zu Recht belächelt werden. Für Eva Merz, 24, hätte es nicht unbedingt
Hollywood sein müssen. Ihr Traum war immer einfach nur, ihren
Lebensunterhalt als Regisseurin zu verdienen. „Ich muss nicht groß,
reich und berühmt werden“, sagt Eva. „Ich möchte nur Filme machen, mit
denen ich etwas erzählen kann.“ Aber das allein ist schwierig genug: An
der Hochschule für Fernsehen und Film in München wurde sie zwei Mal
abgelehnt. Auch an einer Londoner Schule wollte man sie nicht aufnehmen.
Jetzt bekommt Eva doch noch die Chance, ihren Traum wahr werden zu
lassen – und zwar ausgerechnet in Hollywood.

Die 24-Jährige zieht Anfang August in die USA. Sie hat ein Stipendium
erhalten, um am American Film Institute Conservatory in Hollywood ihren
Master in Filmregie absolvieren zu können. Die Liste erfolgreicher
Absolventen ist lang: Eva wird in die Fußstapfen von Darren Aronofsky
(„Black Swan“), David Lynch („The Elephant Man“), Patty Jenkins
(„Monster“) und Kathryn Bigelow („Tödliches Kommando – The Hurt Locker“)
treten, um nur einige Namen zu nennen.
Eva will schon lange die Filmkunst zu ihrem Beruf machen. Und das am
besten so schnell wie möglich. Sie überspringt die 10. Klasse – und noch
während der Abiturvorbereitungen dreht sie den Bewerbungsfilm für die
Münchner Filmhochschule. Die Frage, wieso sie es bereits im Alter von 18
Jahren so eilig hatte, beantwortet die 24-Jährige bestimmt: „Ein Jahr
weniger Schule hieß ein Jahr mehr Film.“

Die HFF jedoch sieht das anders: Obwohl den Zuständigen ihr Film sehr
gut gefällt, wird sie abgelehnt. Sie sei zu jung, solle mehr
Lebenserfahrung sammeln und es später einfach noch einmal versuchen.
Doch nach zahlreichen Praktika an professionellen Filmsets scheitert
auch die zweite Bewerbung. Diesmal ohne Begründung.
Eva beginnt ein Fotodesign-Studium in München und arbeitet gleichzeitig
an dem Film, der sie später nach Hollywood bringen wird. Natürlich
frustriert sie die Ablehnung an der HFF. Aber die jungen Frau aus
Weilheim gibt nicht so schnell auf. „An Drehtagen, an denen keiner Zeit
hatte, mir zu helfen, kam es auch schon mal vor, dass ich in der einen
Hand das Mikro gehalten, in der anderen die Kamera geschwenkt und mit
der Nase Regieanweisungen gegeben habe“, erzählt sie und lacht.

Auch die Produktion ihres Kurzfilms „Mondnacht“ – nach dem
gleichnamigen Gedicht von Joseph von Eichendorff – gestaltet sich als
schwierig. Eva weiß ganz genau, wie dieser Film aussehen soll – und dass
er teuer werden wird. „Mondnacht“ wechselt zwischen Realität und
Phantasie, zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Der Film handelt von
der 18-jährigen Natalie, die nach dem Tod ihres Vaters zwischen Trauer
und Wut schwankt. Die Mutter ist bereits gestorben, als Natalie acht
Jahre alt war, ihr Vater, ein Straßenmusiker, ist daraufhin dem Alkohol
verfallen und hat sie misshandelt. Nach seinem Tod hilft ihr erst eine
ungewöhnliche Begegnung mit einem Mann aus einer anderen Zeit, der sich
als Joseph vorstellt, das Vergangene zu verarbeiten und sich von ihrem
Vater zu verabschieden.

Vier Jahre sucht Eva nach Finanzierungsmöglichkeiten. Vergeblich. Für
eine Jugendförderung ist sie zu alt, für viele Sponsoren einfach zu
jung. Als sie kurz davor ist, das Projekt auf Eis zu legen, entdeckt sie
auf einem Kurzfilmfestival einen kleinen, unscheinbaren Flyer, auf dem
für den Filmwettbewerb „Die Blaue Blume“ der beste romantische Film
gesucht wird.  

„Mondnacht“, „Die Blaue Blume“, zwei Gedichte von Eichendorff – das
musste ein Zeichen sein. Also finanziert Eva den Film, den sie als
Bachelor-Arbeit dreht, aus ihren Ersparnissen. Wieder lässt der Erfolg
auf sich warten: Der Film gewinnt weder einen Preis beim Wettbewerb „Die
Blaue Blume“, noch wollen große deutsche Filmfeste wie die Hofer
Filmtage oder die Berlinale ihn zeigen. Lediglich drei, vier kleinere
Festivals lassen den Film außer Konkurrenz laufen. Das war für die junge
Filmemacherin die herbste Enttäuschung von allen. So viel Zeit, so viel
Geld, so viel Mühe – und dann so wenig Anerkennung. „Natürlich denkt
man irgendwann, man ist vielleicht gut, aber nicht gut genug.“ Doch noch
ist Kapitulieren keine Lösung für sie.

Anstatt sich weiter über das geringe Interesse an ihrem Film in
Deutschland zu ärgern, schickt sie ihn einfach nach Kalifornien – und
gewinnt prompt den Hauptpreis in der Kategorie „Best Student Short“ beim
„California International Shorts Festival“. Die Idee, sich in Amerika
an den Filmschulen zu bewerben, ist für Eva zu diesem Zeitpunkt eher ein
Spaß. „Dann hast du wenigstens nichts ausgelassen“, sagt sie sich.
Amerika ist ihr letzter Versuch, auf eine Filmschule zu kommen. Plan B
wäre gewesen, vielleicht irgendwann einmal quer in die Branche
einzusteigen.

Sie bewirbt sich mit „Mondnacht“, dem Film, den in Deutschland
niemand zeigen wollte. In den USA allerdings weckt er das Interesse der
USC School Of Cinematic Arts und des American Film Institute
Conservatory. Plötzlich reißen sich die Institute, die sich im Ranking
des Hollywood Reporter jährlich um den ersten Platz als beste Filmschule
streiten, um die junge Filmemacherin aus Deutschland. Die USC versucht
Eva mithilfe einer Führung durch den Campus zu überzeugen, der Direktor
der AFI bietet ihr ein Stipendium schon für das erste Lehrjahr an, das
normalerweise erst vom zweiten Jahr an vergeben wird. Ihm habe ihr
Bewerbungsfilm von allen Einsendungen am besten gefallen – der Film, den
sie fast nicht mehr gedreht hätte.
Grund für das Interesse der Amerikaner an der deutschen Filmemacherin ist womöglich ihr unverwechselbarer Stil.

Eugen Gritschneder, Student an der HFF, stand für zwei ihrer Filme,
so auch für „Mondnacht“, hinter der Kamera. Er weiß mittlerweile sehr
gut, welche Bilder Eva will: „Evas Stil ist elegant, klar und klassisch.
Sie hat ein gutes Gespür für schöne Bilder – und mir gefällt der
Pathos, der in ihnen steckt.“

Einen Groll gegen die Filmhochschule in München hegt Eva nicht. An
das Aufnahmegespräch erinnert sie sich sogar mittlerweile amüsiert
zurück. Auf die Frage, welche Bücher sie gern lese, antwortete sie, ihr
gefielen englischsprachige Romane, sie möge die englische Sprache sehr
gern. Daraufhin entgegnete einer der Professoren, der während des ganzen
Gesprächs kaum ein Wort von sich gegeben hatte: „Sie glauben doch wohl
nicht, dass sie direkt nach der Uni nach Hollywood kommen?“

Gabriella Silvestri

Foto:

Oliver Seidl

Leise Bilder, laute Klage

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Die Nuklearkatastrophe, die sich vor zwei Jahren in Japan ereignete, hat sich in einem Wort in unser Gedächtnis gebrannt: Fukushima. Auch in das der Halbjapanerin Mariko Minoguchi (Foto: Philipp Trauer), die deshalb für zwei Monate nach Japan reiste und einen bewegenden Film über das Leben nach Fukushima drehte.

Ein Kraftwerk an der Küste, aus dem riesige dunkle Wolken aufsteigen. Auf den Fotos sieht das Bauwerk fast so aus wie ein Spielzeug. Es sind diese Bilder aus Fukushima, Japan, die am 11. März 2011 um die Welt gehen. Sie dokumentieren den Beginn einer nuklearen Katastrophe. Jetzt, zwei Jahre nach dem Reaktorunfall, hat die Halbjapanerin Mariko Minoguchi, 24, einen Film über das Leben nach Fukushima gedreht. Die junge Frau aus München zeichnet Japan in leiseren Bildern, die nicht weniger berühren: Da ist zum Beispiel das Bild einer Mutter, die mit ihrem Teenager-Sohn noch immer in Fukushima City wohnt. Wie viele der Menschen in der Region ist sie zu arm, um wegzuziehen aus der strahlenbelasteten Stadt, und lebt dort nun in dem Wissen, dass ihr Kind wahrscheinlich eines Tages an den Folgen des Atomunglücks erkranken wird.

Acht Wochen lang bereist Mariko gemeinsam mit ihrem Vater dessen Heimatland, weil sie das Gefühl hat, dass sie Mitgefühl zeigen muss. Sie nimmt sich Zeit, um etwa 40 Interviews zu führen, hauptsächlich mit Ortsansässigen, die knapp außerhalb der „20-Kilometer-Zone“ leben, also dem Bereich, der von der Regierung evakuiert worden ist. Eigentlich, sagt die zierliche Mariko, sei sie gar keine Dokumentarfilmerin. Eigentlich möchte sie Spielfilmregisseurin werden.
Sie, die mit einem Mix aus beiden Kulturen hier in München aufwächst, erfindet von klein auf gerne Geschichten, bettelt ihre Eltern so lange an, bis sie ihr eine Kamera schenken, mit der sie kleine Familienfilmchen macht. Doch dass Filmemachen ein richtiger Job sein kann, versteht sie erst, als sie mit 16 ein Schnitt-Praktikum macht. Nach dem Abitur wird ihr Wunsch, Filme zu machen, durch Regie-Praktika und Assistenzen weiter verstärkt. Aber sie dreht auch erste eigene szenische Kurzfilme, durch die sie sich in München zunehmend einen Namen macht: Ihr bisher bekanntestes Werk „Karlstod“ läuft auf renommierten Festivals wie den Hofer Filmtagen oder dem Max-Ophüls-Preis – diesen Samstag ist die Filmpremiere an der HFF München gewesen.
„Karlstod“, das ist die Geschichte eines Paares, das Abschied voneinander nehmen muss, weil einer der Partner an Krebs leidet und bald sterben wird. „Trauer ist so eine unglaublich einsame Sache, weil man es so schwer teilen kann“, sagt Mariko, die sich nach dem Tod einer Freundin mit dem Abschiednehmen beschäftigt. „Gerade hier in Deutschland. In Japan haben viele einen Schrein für ihre verstorbenen Verwandten, da wird die Trauer viel präsenter gehalten. Hier darfst du zwar eine Zeit trauern, aber dann muss du auch irgendwann damit fertig sein.“
Im Film trauert der Schauspieler Matthias Brandt („Polizeiruf 110“) um seine todkranke Frau, den Mariko ebenso für das aus Fördergeldern finanzierte Projekt hat gewinnen können wie Juliane Köhler („Nirgendwo in Afrika“), die weibliche Hauptrolle. „Das Ungesagte wiegt hier viel schwerer als das Gesagte“, urteilt die deutsche Film- und Medienbewertung, von der Marikos Film das Prädikat „besonders wertvoll“ erhält. Es ist eine leise, bedrückende Erzählung, die Mariko hier auf 15 Minuten Länge realisiert hat.
Nun kommt also von ihr eine nicht weniger bedrückende Dokumentation über den Umgang der Japaner mit dem Unglück in Fukushima. „Eigentlich bin ich mit meinem Film ein bisschen gescheitert“, gibt sie zu. Und eigentlich sei sie mit der Hoffnung einer globaleren Erkenntnis über die Atomproblematik nach Japan gereist, vor allem in Hinblick darauf, wieso ein Land, das selbst Opfer von zwei Atombomben geworden ist, derart euphorisch den Bau von Kraftwerken auf der so erdbebengefährdeten Insel unterstützt hat. Schnell merkt sie, dass diese Frage viel zu komplex ist, um in einem Film eine eindeutige Antwort zu finden.
Was sie aber will: den Menschen und deren Lebensgefühl gerecht zu werden. „Die Leute waren so froh, dass jemand sich für die Problematik interessiert, ihnen zuhört“, erinnert sich Mariko. Sie weiß, dass diese Form der Öffentlichkeit in Japan keine Selbstverständlichkeit ist. Es macht sie wütend, wie in den dortigen Medien mit dem Unfall umgegangen wird. In ihren Augen sind gerade zu Beginn der Katastrophe zu viele Informationen gezielt zurück gehalten worden, angeblich um Panik zu vermeiden. Auch sei in Japan das Vertrauen in die Politik oft viel stärker als in Deutschland. „Wenn da die Regierung sagt, die Situation sei nicht so gefährlich, dann ist es natürlich eine schwierige Entscheidung, sein Zuhause zurückzulassen und seinen Job zu kündigen“, sagt Mariko.
Doch anders als ihre Interviewpartner ist Mariko nicht gezwungen, dort zu bleiben: Viele der Japaner sind besorgt, dass sie freiwillig in die Gefahrenzone reist, um einen Film zu drehen. Während sie so von diesen Befürchtungen erzählt, sitzt sie wieder in Deutschland, in einem Münchner Hinterhofhaus, das von Efeu umrankt wird. Hier, im schicken Nymphenburg, hat die unprätentiöse Frau mit dem Karohemd und den blauen Turnschuhen seit Kurzem das Büro ihrer Firma, denn das ist eigentlich ihre Welt.
Mit ihren Freunden Philipp Trauer und Trini Götze hat sie die Produktionsfirma Trimaphilm gegründet, die nach Kurzfilmen nun Marikos Langfilmdebüt realisieren möchte: eine Coming-of-Age-Geschichte für junges Publikum, die in der nahen Zukunft nach dem Untergang der Zivilisation spielen soll. „Es soll schon ein Überlebenskampf sein“, beschreibt Mariko ihre Vision, „aber es geht auch um so Sachen wie: das erste Mal verliebt zu sein.“ Für die Produktion der Geschichte bekommt das Team Unterstützung von Produzent Thomas Wöbke, der Filme wie „Crazy“ gemacht hat. Bis zum Dreh dauert es aber noch – die Finanzierung gestaltet sich schwierig.
Genug Zeit, um weiter an ihrer Fukushima-Doku zu arbeiten, die noch in der Postproduktion ist. Vieles in Fukushima hat sie emotional so sehr berührt, dass sie noch gar nicht weiß, wie sie das im Film genau erzählen soll und was mit der Doku passiert, wenn sie fertig ist. Was sie möchte: Ein großes Publikum mit ihren Bildern erreichen. Bilder, wie das eines verwaisten Landstrichs. Bilder, die so sehr nach Filmkulisse aussehen, dass sie fast die Vorarbeit zu ihrem geplanten Spielfilm sein könnten, wenn man es nicht besser wüsste.