Sonic Abuse (Hardcore / Punk)

image

Jahr: 2014, Woche: 41

Nichts für schwache Nerven ist die Musik der Münchner Trash-Hardcore-Punk-Band Sonic Abuse. Mit ihrer gerade erschienenen 7-inch-EP „Alles kaputt“ wehrt sich das Münchner Quintett gekonnt gegen die allgegenwärtige Indie-Zufriedenheit.

Ganz unschuldig wirken da die Noise-Heroen Sonic Youth, obwohl auch deren Name schon ein wenig klingt wie der einer kämpferischen Jugendbewegung. Doch die Münchner Trash-Hardcore-Punk-Band Sonic Abuse geht da noch einen Schritt weiter und stilisiert sich gleich als akustischen Missbrauch. Und so arg das alles klingt, so gut funktioniert dieses irgendwie ziemlich ernsthafte und gleichzeitig ziemlich ironisierende Musizieren in der Münchner Punkszene. Etwa durch die stark verkürzten Songs der Combo, die aber inhaltlich über mehrere Bedeutungsebenen flirren oder die Live-Konzerte, die die ausufernde Spieleitelkeit manch anderer Bands auf ein knapp 30-minütiges Set eindampfen. Seit beinahe vier Jahren spielen die fünf Musiker gemeinsam. Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gebrüll – die klassische Besetzung für Musik, die eher Unbehagen als liebliches Schwelgen auslösen möchte. Doch in einer Zeit, in der Indie-Musik, die ja eigentlich mal als Gegenentwurf zum übersättigten und Heile-Welt-verrückten Mainstream angetreten war, nun genau diese Gefälligkeit vermittelt, braucht es andere Kaliber um aufzurütteln. Und mit ihrer gerade erschienenen 7-inch-EP „Alles kaputt“ schlagen Sonic Abuse da ganz gekonnt in die Kerbe der allgegenwärtigen Indie-Zufriedenheit.

Bei dem Münchner Quintett gibt es überhaupt keinen Grund mit irgendetwas zufrieden zu sein – und dennoch haben die kurzen Songs (keiner länger als zwei Minuten) genug Abstand zu typischen Punk-Protest-Klischees als dass sie selbst als nostalgisches Relikt ihres eigenen Genre wahrgenommen werden würden – auch weil in den rasend schnellen und dennoch präzis durchgeklopften Songs musikalische Einflüsse, wie etwa die selbst schon gehörig mit den Augen zwinkernde Achtziger-US-Punk-Band Black Flag durchaus hörbar sind. Schön funktioniert das etwa im Titeltrack der EP: Die Punkparole „Alles kaputt“ wird bei Sonic Abuse mit einem englischen Strophentext über die Lebensdauer elektronischer Geräte (gering!) gegengeschnitten – subtile Kritik an Kapitalismus und Wegwerfgesellschaft vermischt sich mit dem Zitat der eigenen Protestkultur. So gelingt der Band auf dieser kurz vorbeizischenden EP ganz Erstaunliches: Die musealste Protestform des Pop – Punkrock – erklingt hier frisch und zeitgemäß: Sowohl als Protest gegen die derzeitige musikalische Gefälligkeit von Subkulturen als auch in Texten, die ohne Revolutionskitsch zu protestieren vermögen. Rita Argauer

Stil: Hardcore / Punk
Besetzung: He-Man Powerblast (Gesang), John Steam (Gitarre, Background-Gesang), Sakis El Loco (Gitarre), Gordon Shameway (Bass), Kurt Muscle (Schlagzeug, Background-Gesang)
Seit: 2010
Aus: München
Internet: www.sonicabuse.de

image

Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.