Babyboom statt Bingewatching? Louisa Peine, 26, wertete Geburtsdaten des Statistischen Bundesamtes aus. Foto: privat

Sex statt Serienmarathon

In der Reihe „Unikate“ stellen wir in loser Folge Studentinnen und Studenten vor, die spannende Abschlussarbeiten geschrieben haben. Heute: Louisa Peine, 26, untersuchte die Folgen eines Netflix-Ausfalls.

Es war ein dunkler Tag für viele Menschen. An einem Donnerstagabend im Januar 2018 war der Streamingdienst Netflix ausgefallen. Auf verschiedenen Social-Media-Kanälen taten die Leute ihre Verzweiflung kund oder amüsierten sich über den Notstand. Ein Scherz, der dabei häufiger fiel: In neun Monaten könnte man wohl mit einem Babyboom rechnen. Schließlich hatte man jetzt einige Stunden Zeit, um sich mal wieder der Partnerschaft zu widmen. Ein Anstieg der Geburtenrate, weil das Internet streikte? Was für viele einfach nur ein Witz blieb, ist nun für die Münchner BWL-Studentin Louisa Peine, 26, die Hauptfragestellung ihrer Abschlussarbeit. „No Netflix, just Chill?“ lautet der Titel ihrer Masterarbeit, die sie an der katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt schreibt.

Angelehnt ist der Name an den Ausdruck „Netflix and Chill“, der längst zum Synonym für den Liebesakt geworden ist. Louisa will analysieren, wie sich das Internet auf die Fertilität in Deutschland auswirkt. Insbesondere will sie herausfinden, ob Internetstörungen einen Einfluss auf die Geburtenrate haben. Gibt es mehr Babys, wenn das WLAN nicht funktioniert? Oder Netflix mal eben ausfällt? Sie nimmt den besagten Donnerstagabend unter die Lupe und versucht herauszufinden, ob Monate später tatsächlich mehr Kinder geboren wurden. Dazu wertet sie Geburtsdaten des Statistischen Bundesamts aus. Für ihre Arbeit verwendet sie ausschließlich Sekundärdaten, das heißt, ihre Analyse basiert auf Daten, die bereits erhoben wurden.

„Ich finde, es ist eine super relevante Fragestellung. Wir verbringen so viel Zeit online. Eine Studie aus 2018 beispielsweise hat ergeben, dass mehr als 28 Millionen Deutsche mehrmals täglich online sind. Also wenn das nicht irgendeinen Einfluss hat“, sagt Louisa. „Es gibt Belege, die zeigen, dass WLAN im Schlafzimmer sich negativ auf das Sexleben von Paaren auswirkt.“ Andererseits zeige eine Studie, dass der Zugang zum Internet die Geburtenrate bei Frauen zwischen 30 und 40 signifikant erhöhe. Sie könnten dann schließlich leichter von zu Hause aus arbeiten. Und? Gab es nun mehr Nachwuchs neun Monate nach dem Netflix-Ausfall? Da Louisa hauptsächlich grobe Daten vorliegen, kommt sie zu keinem genauen Ergebnis. Ihre Arbeit soll auch eher als Denkanstoß und Grundlage für weitere Forschung dienen, da in diesem Bereich noch vieles unbekannt ist.

Von Nicole Salowa