Schnelles Ende

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Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche.

Ein Bistrotisch vor einer Schwabinger Bar, die zweite Flasche Wein, ein Teelicht. Mia stochert wütend im geschmolzenen Wachs der Kerze. Gerade hat ihr Gregor, ihr Gegenüber mitgeteilt, er wolle sie nicht wieder sehen, weil sie einen Freund hat. Verletzt ist Mia nicht, bestimmt nicht. Sie kennt den Typen ja gar nicht richtig. Aber er war es doch, der sie vorgestern noch zu diesem Date eingeladen hat – und auf einmal hat er schon genug von ihr.

Vorgestern war Mia auf einem Konzert ihrer Lieblingsband, wo sie Gregor kennengelernt hat. Er sah gut aus, roch gut – und er sagte, er finde sie toll. Sympathisch. Den ganzen Abend hatten sie sich prächtig verstanden, zusammen im Takt der Musik gewippt und sich schließlich verabredet. Dass Mia eigentlich schon lange vergeben ist, muss sie wohl vergessen haben zu erzählen. Aber darum geht es ja auch gar nicht.

Tut es doch, sagt Gregor. Warum sollte er mit ihr ausgehen, wenn sie eh schon einen festen Freund hat? Mia ist empört: „Nur weil ich einen Freund habe, bin ich es also nicht wert, dass du Zeit mit mir verbringst!“, wirft sie Gregor vor. Wohl wissend, dass das wohl ein bisschen übertrieben war. Gregor fragt die vorbeieilende Kellnerin erneut genervt nach der Rechnung. „Das ist es nicht“, versucht er Mia erklären. Er kenne sie ja auch gar nicht. „Wir hätten prima Freunde werden können!“, sagt sie beleidigt. Sie träumt vor sich hin und stellt sich Gelegenheiten vor, bei denen ihr Gregor immer wieder versichert, wie gut er sie finde. Sympathischer Gregor.

Die Rechnung kommt. Gregor zahlt und verabschiedet sich. Mia leistet der zweiten Weinflasche noch ein wenig Gesellschaft. Vorwurfsvoll betrachtet sie sich selbst in der Spiegelung auf ihrem Glas. Eigentlich weiß sie genau, warum sie Gregor gegenüber ihren Freund nicht erwähnt hat. Eigentlich weiß sie genau, dass sie ihn nur mag, weil er ihr sagt, wie toll sie ist. Und sie weiß auch, dass Gregor das gemerkt hat. Unsympathisch.

Von Lisi Wasmer