Sarah Sophie

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Mit ihrer Musik beweist Sarah Sophie Mut zum Anderssein. Das zeigt schon der Albumname „Different“: Ihre Songs sind zeitlos, hetzen keinen Trends hinterher. 

Sarah Jakubsche lässt sich Zeit. Im schnelllebigen Pop-Geschäft ist das ungewöhnlich. Nicht nur, dass man sich das Aufspringen auf aktuelle Trends verspielt, wenn man derart lange an einem Album arbeitet. Auch mit der medialen Aufmerksamkeit hat man sich es irgendwann verscherzt, ganz abgesehen von einem – hoffentlich wachsenden – Konzertpublikum, das regelmäßig gefüttert werden will. Doch Trends sind in Sarahs Musik sowieso recht nebensächlich, die Zeitlosigkeit mit der sie unter dem schlichten Namen Sarah Sophie (Foto: Stefan Klitzsch) ihre Songs schreibt, ist eine der Stärken ihres ersten Albums, das sie Anfang Februar veröffentlicht hat.

Ihr eigentliches Debüt, die EP „Looking for Perception“, erschien bereits 2012 auf „In Bloom Records“. Und in der Zeit, in der ihre damaligen Labelkollegen Exclusive zwei Alben veröffentlicht und einen Major-Deal an Land gezogen haben, tüftelte Sarah Sophie an gerade mal einem Album. „Different“ hat sie es genannt, und ja, anders ist diese Musik. Anders etwa als es die experimentelle Besetzung vermuten ließe: Klavier und Frauenstimme, dazu ein E-Gitarre und ein Beatboxer. Doch mit Hip-Hop hat die Musik ebenso wenig zu tun wie mit Rock. Sarahs Lieder reihen sich eher zu den Songwriterinnen, die in den Neunzigerjahren mit einer hingebungsvollen Ernsthaftigkeit viel erfolgreicher waren, als solche Musik jetzt ist: Fiona Apple etwa, die sich irgendwann sehr gelungen ins sehr Experimentelle verabschiedet hat. Oder Aimee Mann, die schmeichelnd fiese Texte sang, während Tori Amos über die Jahre immer mehr seltsame Popkünstlichkeit angesammelt hat. Die Musik von Sarah Sophie ist ebenfalls glatt produzierter Pop. Das Beatboxing von Timo Eckmüller alias Trash Beatbox fügt sich als sanfter Elektrobeat in den Sound aus Klavier und Gitarre, der ihre Stimme schmeichelnd in den Vordergrund stellt.

Sarah textet autobiografisch. Wie echt das wirklich ist, ist bei Kunst im Generellen schwer einschätzbar, doch Sarah Sophie fordert in den Texten auf „Different“ immer wieder dazu auf, mit dem Spiel der Falschheit und der Verstellung aufzuhören. In einer Zeit, in der selbst große Popproduktionen im Grad der Überinszenierung Opern um nichts mehr nachstehen, ist das gewagt, weil es im Kontext von so viel Spiel und Theater zwangsläufig etwas naiv wirkt. Doch andererseits federt sie das durch die Zeit- und Trendlosigkeit ihrer Musik wunderbar ab. 

Rita Argauer 

Stil: Pop / Songwriter 

Besetzung: Sarah Jakubsche (Klavier, Gitarre, Gesang), Amadeus Böhm (Gitarre, Background-Gesang), Timo Eckmüller (Beatbox) 

Aus: München 

Seit: 2011 

Internet: www.sarah-sophie.de