Sandlotkids

Von wegen Pink: Die Münchner Band Sandlotkids macht Emo-Hardcore, der ganz ohne Kitsch funktioniert.

Emo verniedlichte einst die Haltung von Hardcore und Punk. Der Musik wurden hymnische Melodien und klebrige Synthies hinzugefügt. Das Farbspektrum der Kleidung wurde um Pink erweitert und textlich kümmerte man sich mehr um Herzschmerz als um die Revolution. Klar, Emo steht ja auch für Emotional. Diese Soap-Opera-Variante der Rockmusik flaute dann auch wieder ab – doch den zersplitterten Bestandteilen dieser Pop-Bewegung widmet sich nun auf recht eigenständige Weise die Münchner Band Sandlotkids (Foto:privat).

Die erste Single „Loner“ hat das Quartett um Sänger und Gitarrist Orion Schweitl 2013 veröffentlicht. Auf dem Cover sitzt – im typischen schwarzen Kapuzenpulli-Look – ein einsamer Mensch auf einer Klippe und blickt auf ein diesiges Meer. Die Musik fängt spärlich instrumentiert, aber mit einer hinreißenden Gesangsstimme an, bis Schlagzeug, Bass und Verzerrung einsetzen und die anfängliche Zugänglichkeit in ein härteres Gewand packen. Trotz alledem bleibt es melodisch und nachvollziehbar. Den Sandlotkids geht es nicht mehr um Zerstörung, die rühren durch emotionale Verletzlichkeit auf – mit den Mitteln des Punkrocks, aber ohne den Kitsch der Emo-Bewegung. Natürlich könne man sagen, dass sie mit ihrer Musik im Punk- und Hardcore-Bereich unterwegs seien, sagt Sänger Orion, doch: „Von der Musik her sind wir ja doch eher seicht und kuschelig.“ Mittlerweile seien jedoch auf Konzerten verschiedene Stile aus diesem Bereich der Musik möglich – am wichtigsten ist, dass die Musik ehrlich ist: „Unsere Lieder behandeln ernste und private Themen. Es war eine unglaubliche Erfahrung nach einem Jahr Bandgeschichte, dass Leute genau das wertschätzen und einem auch zu spüren geben.“

Im Sommer 2013 haben sie sich als Zwei-Mann-Projekt von Orion und dem Schlagzeuger Georg Schaufler gegründet. Später kamen zweite Gitarre und Bass dazu, was sie als Rock-Band komplettierte. 2014 gingen sie dann das erste Mal auf Tour. Durch kleine Clubs und autonome Zentren, wie es sich für diese Szene gehört. Ebenso der DIY-Ethos: Unabhängig von Booking-Agenturen oder großen Industrien kümmern sie sich selbst um ihre Artworks (die Orion gestaltet) und veröffentlichen ihre erste EP „I will wait here“ auf den, in der Szene doch gar nicht unbekannten Labels „Beyond Hope Records“ und „Koepfen“ aus Leipzig. Emotionaler Hardcore kann auch ohne Kitsch funktionieren. Rita Argauer

Stil: Hardcore/Emo/Punk
Besetzung: Orion Schweitl (Gesang, Gitarre), Georg Schaufler (Schlagzeug), Anton Schmidt (Bass), Fabian Frey (Gitarre)
Aus: München
Seit: 2013
Internet: sandlotkids.bandcamp.com