Pupsbacke und Schmusekarpfen

image

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche.

Günther ist vernünftig. Er versteht, dass es nicht leicht ist, jemandem einen Namen zu geben. Er versteht, dass bestimmte Modeerscheinungen jeden guten Geschmackes spotten und Kinder deswegen Mandy und Justin heißen, versichert er mir. Er versteht sogar, dass manche Eltern so viel Angst davor haben, einen Namen zu vergeben, dass sie ihr Kind glatt mit bis zu zwölf Namen versehen: Wirkt immer vornehm, dient aber eigentlich nur dem Zweck, dass sich der Kleine Xaver Franz Martin und so weiter am Ende selbst einen Namen aussuchen kann. Günther versteht das. Schließlich wäre er froh um noch einen Vornamen. Günther ist ja auch nicht der Renner. Mit „Günther Rambo“ ließe sich zum Beispiel viel mehr anfangen.

Aber Günther geht es nicht um seine Eltern, die ihm, in welchem Zustand auch immer, nun mal Günther genannt haben. Günther geht es um seine Freundin Yvonna und vor allem: um deren Kreativität. Denn noch weniger als mit seinem eigenen Vornamen kann er sich mit den von Yvonna verteilten Kosenamen anfreunden. Na gut, wer wird nicht gerne „Meister G-Punkt“ genannt? Aber selbst ein Meister geht in die Knie, wenn er unter der Woche immer nur das „Pupsbäckchen“ sein darf. Nur wegen dieses einen Ausrutschers. Unfair, findet Günther, er nennt sie ja auch nicht Rülpsermarie.

Nachdem sich das Pupsbäckchen also erledigt hatte, ging Yvonna – sehr zu Günthers Leidwesen – dazu über, sämtliche Tierarten an ihm auszuprobieren. Als ob aus einem miesen „Stinktier“ plötzlich ein Kompliment würde, wenn man vier Buchstaben anhängt. Stinktierchen war jedenfalls beleidigt und schoss zurück: Seine süße Sehkuh würde schon sehen, was sie davon hatte. Dachte er. Im Grunde war er wieder mal das Kuschelrindvieh, das sich selbst ans Bein pinkelte. Yvonna war gegen die Sehkuh. Und Yvonna weinte. Sie habe es doch immer lieb gemeint. Ob sie und ihre Kosenamen ihm nicht gut genug seien.

Günther seufzt. Inzwischen heißt er Schatz. Kurz, knapp, zum Kotzen. Jeder Idiot heißt Schatz. Er sehnt sich zurück nach besseren Zeiten. Nach den Zeiten, als er noch der einzige Schmusekarpfen im ganzen Teich war, umgeben von neidischen Schätzen und Schatzis und Süßen und überhaupt. Er wird wohl ernsthaft mit Yvonna reden müssen. Pupsbäckchen und Rülpsermarie dürfen noch nicht gehen. Es wäre doch zu schade um die zwei.

Von Lisi Wasmer