Noch weniger Subkultur

Emanuel Eitle, 25, Initiator der Kulturjurte, gibt sein Projekt, trotz der großen Beliebtheit, nach knapp zwei Jahren auf. Ein Beispiel dafür, warum es Subkultur in München so schwer hat.

München – Das war es mit der Heimat. „Ja, ich werde München verlassen“, sagt Emanuel Eitle, 25, Initiator der Münchner Kulturjurte. Wieder verliert München eine seiner wenigen Subkultur-Stätten und mit ihr wohl auch den jungen Organisator. Nach dem Bahnwärter Thiel ist nach knapp zwei Jahren nun auch Schluss für die Kulturjurte. 

Seit Januar 2014 war das im Durchmesser knapp acht Meter große, mongolische Nomadenzelt mit seiner runden Form Begegnungsstätte und lieferte an wechselnden Standplätzen in München den Raum für alle möglichen Projekte: von Konzerten über Workshops bis hin zu Kleidertausch-Partys. So half die Kulturjurte dabei, München bunter zu gestalten und eröffnete kreativen Köpfen die Möglichkeit, ihre Ideen umzusetzen. Obwohl der Untermietvertrag für den aktuellen Stellplatz am Kolumbusplatz offiziell noch bis Juli 2016 läuft, konnten – nach Beschwerden wegen Lärmbelästigung – bereits seit April keine Veranstaltung mehr in der Jurte stattfinden. Und jetzt fehlt wohl die Motivation.

„Der Frust ist groß“, sagt Emanuel Eitle. Der junge Münchner hatte das Zelt 2013 selbst gebaut und sich seit zwei Jahren in Vollzeit um sein Herzensprojekt gekümmert. Dass jetzt komplett Schluss ist, liegt dabei weniger an der Petition, die wegen Ruhestörung eingereicht wurde. Vielmehr wirkt Emanuel Eitle entnervt von der Bürokratie. „Es herrscht eine wahnsinnig große Uneinigkeit in der städtischen Verwaltung“, sagt er. So soll seiner Aussage nach das Kreisverwaltungsreferat (KVR) etwa mehrere Standplätze für das Zelt abgelehnt haben, die ihm zuvor vom Kulturreferat selbst angeboten wurden. Zudem werde Veranstaltern oft sehr kurzfristig mitgeteilt, ob sie ihre Veranstaltung durchführen können oder nicht: „Man hat im Grunde keine Planungszeit, muss alles im Vorfeld organisieren und auch schon Geld in die Hand nehmen. In drei von fünf Fällen war es dann so, dass wir eine Absage vom KVR bekommen haben und alle Zeit, Kraft und Geld umsonst investiert hatten.“ 

Darauf hat Emanuel Eitle keine Lust mehr. Deswegen geht er jetzt wohl zum Studium nach Bonn. Ein Teil seines Teams versucht währenddessen, die Jurte anderorts wieder aufzubauen. Dort am Kolumbusplatz, wo jetzt noch ein verlassenes Zelt steht, soll dann ein Studentenwohnheim gebaut werden. Die Frage, wo diese Studenten zwischen den Prüfungen ihre Ideen und ihre Freiheit ausleben sollen, bleibt unbeantwortet.  

Von: Richard Strobl

Foto: Axel Hebenstreit – lichtseelen.com