Band der Woche: Die Sauna

Am Samstag standen sie noch beim Finale des Sprungbrett-Wettbewerbs im Feierwerk auf der Bühne. Die Sauna ist, mit ihrem Indie-Pop, aber auch ohne dort gewonnen zu haben eine der großen Musik-Hoffnungen aus München. 

Warum das jetzt ein bisschen anzüglich klingt, wenn sich eine Band Die Sauna
nennt, darüber kann kulturhistorisch fabuliert werden. Doch vielleicht spreizt sich dem Münchner Indie-Hörer auch einfach nur sofort eines der letzten Musikvideos von Fertig, Los! ins Gehirn. Die damals schon zum Trio geschrumpfte Band, die wohl nach den Sportfreunden Stiller zu den ersten gehörte, die München zurück in die deutsche Mainstream-Pop-Landschaft holte, drehte zum Song „Hol mich hier raus“ einen Teaser in einer Sauna. Haut in Nahaufnahme, Schweißperlen und ein bisschen Sand verband die Ästhetik eines Kuschelrock-Covers mit Leni Riefenstahl.

Die Band löste sich ziemlich bald danach auf, und nun, gut fünf Jahre später, tritt erneut eine Band in München auf den Plan, die dem Schwitzbad, das man im Normalfall möglichst privat besuchen möchte und in dem man auch nur ungern Menschen beim nackten Schwitzen zusehen möchte, einen Ehrenplatz gibt. Die Sauna als Name, und dazu noch sechs junge Männer, aufgereiht auf dem Foto, etwas ungepflegt und mit dem wüsten Charme der gerade der Pubertät Entronnenen; in einer realen Sauna möchte man denen eher ungern begegnen. Dafür aber umso mehr auf der Bühne. Denn das Sextett hat beim diesjährigen Sprungbrett-Wettbewerb des Feierwerks schon in der Vorrunde Münchens Musikmanager – also die Post-Fertig-Los-Sportfreunde-Stiller-Riege, die seitdem versuchen, mit Indie-Pop-Bands einen bundesweiten Erfolg zu erzielen – für sich begeistert. Dass nun am Samstagabend die Band Vertigo das Finale gewonnen hat, ändert nichts an den Karriere-Aussichten.

Die Sauna-Jungs mischen Indie-Coolness mit dem guten schlechten Geschmack des Bandnamens, den sie so begründen: Man habe sich in einer Sauna tief im oberbayerischen Wald kennen gelernt. Der erinnert in der proklamierten Urigkeit an den Bayerischen Wald, der liegt aber bekanntlich in Niederbayern und nicht in Oberbayern. Darum geht es hier nicht, sondern darum, eine schnoddrige Variante des Gründungsmythos zu erschaffen. In der weniger mythischen Variante erzählen sie, dass sie in einer Cover-Band begannen, gemeinsam Musik zu machen, um sich damit Geld für die eigene „Feierei“ zu verdienen, bis sie schließlich die Hitze während des Sauna-Besuchs geläutert hat und im Januar die Gründung der Band evozierte.

Dass sie so kurz darauf mit einer seltsam provokanten Mischung aus Schlager-Pop und Retro-Gitarren, mit schönen Gesängen und ein bisschen schiefen Gitarrenpickings bei diesem Wettbewerb so herausstachen, zeugt von ein wenig mehr Konzept hinter der Band. Da versuchen die Musiker, die sich durch die Cover-Band-Erfahrung hörbar mit dem Aufbau und dem Handwerk des Songwritings auskennen, ein neues Konzept im mittlerweile doch recht ausgelatschten Indie zu erfinden. „Wir stehen alle auf die Indie-Rock-Szene von den Achtzigerjahren bis heute“, erklären sie. Durch die Suche nach Inspiration dieser vergangenen dreißig Jahre und durch eingebrachte „eigene Dinge“ – vermischt mit „deutschen Texten“ – entsteht da um Sänger Matthias Berg Musik, die auch die Handlung eines deutschen Indie-Films sein könnte: Etwas verquaste Jungs vom Land mit einem etwas schrägen Humor feiern gerne und mögen Musik, gründen schließlich eine Band, fahren damit in die große Stadt (in dem Fall München) und haben plötzlich Erfolg. Es folgen schicke Klamotten und besserer Style. Schon hat München eine neue Mainstream-Versuchung. Musikmanager wissen so etwas.  

Stil: Indie-Pop
Besetzung: Matthias Berg (Gesang), Martin Pötzinger (Gitarre), Thomas Volk (Gitarre), Julian Heyder (Synthie, Percussion), Alexander Stehr (Bass), Dionys Rieder (Drums)
Aus: Schliersee / München
Seit: 2016
Internet: www.diesauna.net

Von: Rita Argauer

Foto: Simon Müller