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Musikvideo-Kolumne: Youth Okay

Musikvideos zeigen Geschichten – und diese zu erzählen ist unser Ziel. Wir haben die Videos Münchner Bands stummgeschaltet und festgehalten, was die Film-Clips beschreiben. Diese Woche: Quite a Lot Alone von Youth Okay

Ein Lichtblick. Ach ne, doch nicht. Nur ganz viel Schwarz. Aber hier und da, wenn man sich fokussiert, ist es doch möglich, etwas zu erkennen. Einen Drucker zum Beispiel, der aufleuchtet. Ein Pferd, das aus dem Nichts plötzlich da steht. Eine junge Frau im schwarzen Rollkragenpullover, die dunklen Haare zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden.

Wie ein Sensenmann taucht sie immer wieder aus dem Nichts in den Szenen auf. Von hinten beleuchtet als schwarze Gestalt. Ein anderes Mal ist sie aus der Ferne durch ein Fenster zu sehen, an dem sie steht und einem entgegenstarrt. Szenenwechsel. Sie reißt die Kühlschranktür auf, blickt hinein, schließt ihn wieder. Tiefgründig.

Alles wackelt und rüttelt, als wäre es nicht schon schwer genug, sich in dieser Dunkelheit zurechtzufinden. Eine Handlung ist kaum auszumachen, zumindest keine, der zu folgen ist. Der Titel „Quite a Lot Alone“, mag den Anschein geben, es handle sich um Einsamkeit. Doch wessen Einsamkeit? Wo soll sie sein? Vielleicht ist die Metapher hierfür das viele Wasser, in dem die junge Frau liegt und szenenweise untergeht, dann wieder gelassen dahintreibt. Der Drucker spuckt Blätter aus und hört gar nicht mehr auf, bis überall Papier verteilt sind. Auch auf dem Wasser, aus dem die junge Frau ihren Kopf streckt, liegt überall Papier. Auf den zweiten Blick sind auf den ganzen Blättern verschiedene Personen zu erkennen. Nur was hat das zu bedeuten?

Auch das Ende gibt keinen Aufschluss. Wo? Wann? Was? Alles, was bleibt ist eine andere Frau, blond, etwas älter, hat zuvor in einer kurzen Szene das Pferd gestriegelt. Sie sieht nun mit strengem Blick gerade aus und spricht, spricht, spricht. Was? Naja, das ist schwer zu hören ohne Ton. Und so bleibt Dunkelheit auch hier.

Von Sabrina Ahm