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Musikvideo-Kolumne: Santans

Musikvideos zeigen Geschichten – und diese zu erzählen ist unser Ziel. Wir haben die Videos Münchner Bands stummgeschaltet und festgehalten, was die Film-Clips beschreiben. Diese Woche: Mesa Verde von Santans.

Narziss liegt im Wald auf einer Lichtung und bewundert sich im golden-verschnörkelten Handspiegel. Doch im Spiegelbild scheint ein Alter-Ego zu wohnen: Narziss in weißer Schminke. So beginnt das Musikvideo zu Santans‘ Song „Mesa Verde“.

Narziss schmeißt eine Sommerparty in der Natur nur für sich allein. Doch die traute Einsamkeit bleibt nicht lange erhalten. Das weiß bemalte Spiegel-Alter-Ego erwacht in der realen Welt. Narziss erschrickt und flieht. Verübeln kann ihm das wohl niemand, wer will schon, dass das eigene Spiegelbild plötzlich aus dem Rahmen steigt und vor einem steht? Dieses Szenario könnte auch Teil eines Horrorfilms sein. Der Spiegel-Narziss fügt sich mit seinem Make-Up beinahe in den Hintergrund des kalkig weißen Kieses im Hintergrund ein. Er tanzt, verbreitet rosa Rauch aus einer Rauchbombe, singt und blickt dabei immer wieder etwas schmerzlich drein. Viel weniger unheimlich also, als die Situation vermuten lässt.

Narziss läuft ein Kiesbett entlang. Der Gang erinnert an Zombies, wie man sie aus zahlreichen Horror-Serien und -Filmen kennt, nur rhythmischer. Vielleicht hat er doch mehr mit dem Spiegel-Alter-Ego gemeinsam? Er tanzt, er liegt auf einer Lichtung, er redet mit dem Spiegel.

Spiegel-Alter-Ego und Narziss tanzen bis in die Nacht hinein um ein Lagerfeuer, jede Angst ist verloren und Spiegel-Narziss wirkt fröhlicher. Vielleicht haben sie sich die beiden miteinander ausgesöhnt, oder fühlen sich in einem gemeinsamen Interesse an Horrorfilmen verbunden, im Video sieht man es nicht. Dann ist die Party vorbei und Spiegel-Narziss wäscht die weiße Farbe ab. Es gibt schließlich nichts Schöneres als eine ausgiebige Dusche nach einer durchtanzten Nacht.

Von Tabitha Nagy