Musikvideos zeigen Geschichten – und diese zu erzählen ist unser Ziel. Wir haben die Videos Münchner Bands stummgeschaltet und festgehalten, was die Film-Clips beschreiben. Diese Woche: Come Undone von Paper Waltz.
Eine ältere Frau tanzt. Sie streckt ihre Hände nach oben. Und zwar beide gleichzeitig. Mit ihren Händen macht sie weite, ausufernde Bewegungen und wiegt ihren Oberkörper hin und her. Die Finger formen ein Symbol. Ist es eine Raute? Man erkennt es nicht genau.
Erst einmal ist da nur Verwirrung. Wo kommen all die Rentner her? Und warum muss der Zuschauer denen beim Tanzen zusehen? Denn Senioren gibt es wahrlich viele im Video.
Einige davon haben sich richtig schick gemacht. Der Rentner gleich neben der Frau trägt ein hellrosa-weiß gestreiftes Hemd. Der Stehkragen seines Hemdes sitzt perfekt. Er ist glücklich, in sich versunken und doch voll bei der Sache. Sein Mund ist leicht geöffnet, seine Augen bewegen sich im Raum umher. Dort sind etwa zwei Dutzend Senioren versammelt, sie tanzen zusammen. Nicht nach irgendeinem Plan, irgendeiner Choreografie – sie scheinen sich spontan zu bewegen, so wie sie gerade Lust haben.
Klar, es sind eindrückliche Bilder. Aber was diese Aufnahmen mit dem Songtitel „Come Undone“ zu tun haben, wird nur durch die Bilder zumindest nicht klar. Geht es um Vergänglichkeit, geht es um Lebensfreude? Alles scheint möglich. Die Kamera fängt das Geschehen quasi über die Schulter der Tanzenden ein. So denkt man fast, man sei inmitten tanzender Rentner.
Die Frau und der Mann stehen immer noch nebeneinander. Er streckt seine Arme aus, nach links und nach rechts. Fast scheint es, als wolle er sie mit seiner linken Hand erreichen. Und sie? Sie formt Symbole mit ihren Händen und schaut durch die Öffnung, die sie damit bildet. Fast scheint es so, als ob die Hände der Frau ein Herz formen.
Von Katharina Horban