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Musikvideo-Kolumne: filip

Musikvideos zeigen Geschichten – und diese zu erzählen ist unser Ziel. Wir haben die Videos Münchner Bands stummgeschaltet und festgehalten, was die Film-Clips beschreiben. Diese Woche: Bild von filip

48 Sekunden muss man warten. 48 Sekunden, um die Antwort zu erhalten auf die vielleicht ehrlichste Frage: Ist der junge Mann nackt? Zunächst weiß man es nicht so genau. Eine Mütze trägt er noch. Aber der Oberkörper ist schon mal frei. Er steht vor einer weißen Wand. Alles Weitere bleibt eine Vermutung, denn der Bildausschnitt reicht nur bis knapp unter die Schultern. Minimalistisch. So lässt sich nicht nur der Titel, sondern auch der Anfang dieses Musikvideos beschreiben. Denn viel mehr passiert zunächst nicht. Der Mann bewegt seinen Mund, fast kann man ihm seine Worte von den Lippen ablesen.

Und dann, ganz plötzlich, tauchen da schwarze Linien auf. Sie ziehen sich wie Adern über die Wand hinter ihm und landen schließlich auch auf seinem Oberkörper und den ebenfalls unbekleideten Schultern seiner drei Kollegen neben ihm. Nach und nach erscheinen auf den vier jungen Männern immer mehr Linien, Farbflächen und Formen. Spätestens hier wird klar: Es wird ein Bild gezeichnet und die Männer sind Teil der Leinwand. Man sieht Blumen und Herzen. Feuer und einen Regenbogen. Ist das dort ein fliegendes Auto? Und daneben ein Eidotter? Oder doch die Sonne? Bis es zum Schluss ein großes Gesamtbild ergibt. Was für ein Bild genau, soll hier nicht verraten werden. Nur so viel: Sekunde 48 gibt die erste Auflösung: Die Bandmitglieder sind nicht nackt. Sie tragen weiße Unterhosen.

 

Von Amelie Völker