Fragen über Fragen – Lotte Friederich

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Auf der Bühne sehe ich nicht, wie ich wirke, ich kann nur fühlen. Bei der Fotografie ist das Bild, das ich nach außen trage, festgehalten und auch für mich sichtbar, sagt Sängerin Lotte Friederich, die bei unserer Ausstellung “10 im Quadrat – Reloaded” als Model mitgewirkt hat. Wir haben ihr ein paar Fragen gestellt.

Du stehst mit deiner
Kunst öfter mal vor Publikum. Wie war es für dich, so oft fotografiert zu
werden?

Auf der Bühne sehe ich nicht, wie ich wirke, ich kann nur
fühlen. Bei der Fotografie ist das Bild, das ich nach außen trage, festgehalten
und auch für mich sichtbar. Deswegen ist es eine gute Möglichkeit, sich besser
kennen zu lernen.

Hat das Mut
erfordert?

Mut erfordert es nicht wirklich, man ist es ja doch schon
gewöhnt.

Bist du auch mal in
andere Rollen geschlüpft? / Hast du andere Seiten an dir kennengelernt?

Ich denke, es gibt ‚andere Rollen‘ nicht wirklich, alles was
man zeigt, ist irgendeine, wenn auch manchmal versteckte, Seite an sich.

Welche Begegnung hat
dich am stärksten geprägt?

Keine bestimmte Begegnung, eher das Gesamte und das Gemisch
der unterschiedlichen Charaktere, Geschmäcker und Sichtweisen.

Bist du auch mal an
deine Grenzen gestoßen?

Alles war sehr harmonisch und umsetzbar, jeder hat Freiraum
gelassen, dadurch konnte ich das Meiste selbst bestimmen und ich bin nicht an
meine Grenzen gestoßen.

Brauchen wir mehr
Vernetzung in München?

Vernetzung ist Alles, die Kontakte die wir mit dem Projekt
machen konnten sind Gold wert und deswegen mehr davon, ja!

Foto: Anna Heimkreiter

Mein München: Nebel

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Paul Lackner versucht, sich in einem Foto auf nur wenige Elemente zu reduzieren, um möglichst viel Spannung und Intimität zu erzeugen. Am liebsten sind ihm dafür die frühen Morgenstunden, in denen die Kulisse einer Großstadt oft von der Einsamkeit verschluckt wird.

Geradezu meditativ wirkt das Foto von Paul Lackner, 21. Im Englischen Garten, nahe der Münchner Freiheit, nahm er es früh morgens auf einer seiner fast wöchentlichen Touren auf. Im Herbst ist er dazu teilweise schon um sieben Uhr unterwegs, um Bilder einzufangen, die nicht den Alltag einer Großstadt zeigen. Landschaften sind für ihn am spannendsten, denn sie machen „die Stadt zum Dorf“.

Nebel ist für den Fotodesign-Studenten immer eine gute Methode, zum Einfachen zurückzukehren. „Ich bin in der Fotografie eigentlich immer auf der Suche nach Abstraktion und Reduktion“, sagt Paul. Der Nebel verdeckt vieles, dadurch wird die Umgebung einfacher und die Landschaft gewinnt noch mehr an Aufmerksamkeit. Interessant ist es für Paul auch, wie einzelne Menschen im Nebel verschwinden oder daraus hervorgehen. Während er für die Uni oft Menschen für Modestrecken oder Porträts vor der Linse hat, ist er bei seinen Touren meistens allein. So früh am Morgen treffe man eigentlich nur Jogger oder Leute mit Hund an, doch wie diese aus dem Nebel hervorkommen, sei sehr spannend. Nachdem er zehn Minuten wartete, erschien eine Frau im Bild. Dass ihr Hund sogar noch zu ihr aufschaut, ist Zufall. 

In seinen Landschaftsbildern und Reisedokumentationen zeigt er ähnlich entspannende und intime Seiten. Gerade eben kommt er aus Chile, das wird sein Projekt für die nächsten Monate sein. Und auch hier will er simpel bleiben. Die Landschaft sei eben in ihrer Einfachheit schon einzigartig.

Von: Sandra Will 

Foto: Paul Lackner 

Mein München: Bavaria

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Mit einer alten Kamera hat Camilla Lopez, 23, die alte Bavaria festgehalten. Die analoge Fotografie wirkt dabei so gar nicht old school. 

In dem kurzen, gerade mal sekundenlangen Moment, in dem Camilla Lopez den Auslöser drückt, wirkt es so, als würde sie zu ihr herunter sehen – die Patronin Bayerns. Die bronzene Bavaria streckt sich imposant in den Himmel und zeichnet sich stark gegen die luftigen Wolken am Sommerhimmel ab. 

Camilla, 23, befindet sich auf einem ihrer zahlreichen Spaziergänge durchs Westend und über die Theresienwiese. Dieses Mal hat sie eine Leica R4 aus den frühen Achtzigerjahren dabei. Fünf Fotos sind noch auf dem Film. Am Abend hat sie einen Termin in der Dunkelkammer. Sie steht ein paar Stufen entfernt zu den Füßen der Bavaria. Eigentlich ist es ein typisches Touristen-Motiv, trotzdem ist das Bild etwas ganz besonderes. Im schummrigen Rotlicht der Dunkelkammer konnte Camilla beobachten, wie sich nach und nach die sanften Wolken hinter der Bavaria auf den Foto abgezeichnet haben. „Das macht den Reiz aus“, sagt sie, „eine gute Komposition zu finden.“

Das Slawistik-Studium ist ihr oft zu theoretisch. Sie wollte etwas mit ihren Händen machen, etwas, bei dem sie den Produktionsprozess aktiv begleiten kann. Die Dunkelkammer ist da genau der richtige Ort. „Man kann so viel Zeit in ein einziges Bild stecken“, sagt Camilla. Und genau das macht ein Bild am Ende so besonders, so wertvoll. 

Von: Jennifer Lichnau

Foto: Camilla Lopez

Mein München: Wittelsbacher Brücke

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Ein einsamer Hund an der Isar, im Hintergrund die Wittelsbacherbrücke. Ein schönes Bild, dass aber erst durch die Kräne für den Fotografen seine Bedeutung bekommt. Nico  Pfau, 24 möchte mit seinem Bild “Schwarzer Hund und Gentrifizierung” auf steigende Wohnkosten in München aufmerksam machen. 

Auf die Frage hin, was er denn mit dem Foto verbinde, das er geschossen hat, lacht Nico Pfau, 24, kurz und wartet. Anschließend antwortet er trocken: „Es heißt Schwarzer Hund und Gentrifizierung.“ Das war natürlich als Witz gemeint, Ironie pur. Doch so abwegig ist die Antwort gar nicht. Denn obwohl viele Münchner die Isar für sich nutzen und beispielsweise an der Wittelsbacher Brücke (abgebildet auf dem Foto) spazieren gehen, können es sich die wenigsten leisten, in Isarnähe zu wohnen. Wo es schön ist, mangelt es an bezahlbarem Wohnraum. Und an der Isar ist es schön. Das weiß jeder Münchner. Es bräuchte nicht auch noch dieses Foto als Beweis. Die Kräne auf dem Bild bauen übrigens zu dem Zeitpunkt, als das Bild gemacht wurde, das Immobilienprojekt „Rodenstock-Garten“. Es liegt zwischen Roecklplatz und Baldeplatz. Mittlerweile ist der Bau längst fertiggestellt. Die Mietpreise liegen bei 16 bis 20 Euro pro Quadratmeter. Nach dem Kaufpreis muss man gar nicht erst fragen – die Wohnungen sind längst verkauft. 

Also eher nichts für Studenten. Auch nicht für Nico, der Bauingenieurwesen studiert. Das Fotografieren ist lediglich ein Hobby. Allerdings hat er schon seinen eigenen Stil gefunden: Schwarz-weiß, dokumentarisch und klar sind seine Bildkompositionen. Da kann man den melancholischen Motiven schon ironische Titel verleihen. 

Von: Lukas Haas