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München hat Hausarrest: Zuhause und unterwegs mit Max

München darf langsam wieder raus, doch normal ist das Leben noch lange nicht. Wir führen unsere Rubrik “München hat Hausarrest” weiter – gerade teils zuhause, teils unterwegs mit Tests, Masken und Abstand. Denn zusammen ist man weniger allein. ❤ Unsere Autor Max genießt trotz Müdigkeit, die in der Luft hängt, den richtigen Mix aus Online und  Live-Veranstaltungen, die München bietet.

„Du siehst müde aus.“ So werde ich seit Neuestem begrüßt. Kein Hallo, kein Servus. Nicht mal mehr ein falsch intoniertes Moin. Nein, meine Augenringe werden kommentiert. Die Chefin hat es gesagt und der Chef eins. Chef zwei auch, genauso die Dame in der Bahn, die meine Fahrkarte kontrollierte. Wenn alle das sagen, dann muss da was dran sein. Sicherlich. Allerdings stellt mich das vor ein Dilemma, denn eine Sache, die sollte ich mich nun ehrlich fragen. Ist es eine gute Idee als jemand, der eine Kolumne voller spannender Aktivitäten schreiben soll, so müde zu sein?

Halten wir es kurz: nein, das ist keine gute Idee. Aber wir können ja hoffen, dass die Müdigkeit wieder verfliegt. Weil das aber gerade nicht danach ausschaut, kommen hier ein Tipp für Freitag und eine Alternative für Kraftentleerte. Der Tipp: Musik an der Halfpipe. Für die monacorona-Konzertreihe, über die wir vor Wochen auch mal berichtet haben, spielen Inside Golden im Skatepark Untergiesing. Die Alternative: schlafen, das ist ernst gemeint. Also so halbernst zumindest. Musik ist immer besser. Das Wetter soll aber abends dann auch nicht mehr ganz so toll sein, auf Unterkühlung hat niemand Lust und wenn es dann regnet wie angekündigt, ist die Bettdecke noch einmal gemütlicher als sonst.

Am Samstag, an dem das Wetter auch wieder besser werden soll und die Wochenend-Euphorie hoffentlich meine lethargische Stimmung überspielt, steht bei mir ein Experiment an. Ich werde mal schauen, ob München südlich der Altstadt überhaupt noch existiert. Nach acht Monaten, in denen man sich mehr oder weniger nicht aus dem Münchner Norden hinausgewagt hat, weiß man ja nie. Wenn man das Extra an Motivation braucht und/oder vergangene Woche die ganzen anderen Hofflohmärkte verschlafen hat: Im Glockenbachviertel kann man in Hinterhöfen stöbern. Wer genug von Konsum hat, fährt einfach mit dem Rad in den Perlacher Forst, auch gut.

Am Sonntag kann man übrigens immer noch mit dem Rad durch den Perlacher Forst radeln. Man glaubt ja nie, wie gut das tut, sich einfach mal freizustrampeln. Soll auch gegen Müdigkeit helfen. Wem das zu wenig ist oder wer sich weder für Wälder noch für Räder interessiert, der kann gegen Abend dann auch im Bahnwärter Thiel vorbeischauen. Dort spricht der afroamerikanische Regisseur Merawi Gerima anlässlich des Filmfests und seinem Werk Residue über Gentrifizierung und Rassismus.

Der Montag ist bei mir – leider, leider – Arbeitstag von morgens bis abends, aber immerhin kann ich dann ungestört Kaffee trinken und die neuen Veröffentlichungen Münchner Musiker nachhören. Wann hat man sonst schon mal die Ohren frei? In den vergangenen Wochen überzeugten mich jedenfalls Diana Goldberg mit FYI sehr und auch telquist mit Low Flying Birds.

Ich bin gerade nicht nur durchgehend müde, sondern auch grundsätzlich zu spät. Klar, vom Sugar Mountain in Sendling habe ich gehört, aber das heißt nicht, dass ich auch dagewesen wäre. Soll ja ganz schön sein dort, sagt man mir. Warum also nicht am Dienstag, wo ich bisher frei habe, vorbeischauen? Am Abend läuft da auch wieder etwas vom Filmfest: ein Thriller aus Japan.

Der Mittwoch, das verriet mir mein Kalender gerade, wird ein Tag voller Sitzungen und dementsprechend wird mein Sitzfleisch belastet sein. Weil ich zu stumpf für Yoga bin, dehne ich mich über Umwege und schaue etwa Serien nur noch in gestreckter Körperhaltung. Weil die Folgen dann bitte kurz sein sollen und ich, was ein Zufall, die Münchner Serie Fett und Fett immer noch nicht gesehen habe, wird es wohl Zeit. Aber bitte nicht nachahmen: So daliegend Serien zu schauen verleitet zum Einschlafen.

Ich musste, bevor ich diesen Absatz angefangen habe, ein wenig überlegen: Wann war ich das letzte Mal im Import Export? Doch noch 2020? Oder, was mich ein wenig beschämen würde, 2019? Zum Glück bin ich vergesslich geworden und eigentlich ist das auch egal: Donnerstag tritt dort unter anderem Mira Mann auf und das ist Grund genug, hinzugehen. Und, um die Woche abzurunden, am Freitag startet die Ausstellung „Beastiestylez & Friends“ im Farbenladen des Feierwerks. Kann man, nein, sollte man sich mal geben. Denn Ausstellungen kamen in den vergangenen Monaten viel zu kurz, was mich dann auch gleich wieder zu einer gewagten These bringt: Ich bin nicht müde, weil die vielen Dingen mich erschöpfen, sondern weil ich mit diesem neugestarteten Leben überfordert bin. Aber was weiß schon ich, bin ja auch nur Hobby-Virologe.

 

Von Max Fluder