Drei Blogs – auch in Chemie, Medizin und Französisch bloggen Münchner Studierende über ihre Zeit an der Universität. Die Inhalte dabei überraschen.
„more.insta.than.study“
Mit einem Buch in der Hand im Jardin du Palais Royal, die Beine auf den Rand des Brunnens gelegt: Eindrücke wie diese teilt Aleksandra Celic auf ihrem Blog „more.insta.than.study“ und nimmt ihre gut 700 Follower mit in die Lesesäle der Sorbonne – oder in das Historicum der LMU. Bücher wie Klassiker von Emile Zola und Guy de Maupassant finden ihre Follower, die allermeisten davon aus München, auf dem Blog auch regelmäßig.
Die 28-Jährige, die an der LMU Französisch und Englisch auf Gymnasiallehramt studiert, hat vergangenes Jahr in Paris an der Sorbonne, einer der ältesten Universitäten der Welt, verbracht. Ihr Blog zehrt immer noch davon. Die Eigenarten des Studiums in Deutschland hat sie dadurch aber auch wieder schätzen gelernt: „Skripte und Powerpoint-Präsentationen gibt es an der Sorbonne nicht, alles ist mündlich. Wenn man nicht da ist und mitschreibt, hat man nichts.“ In München fotografiert Aleksandra die LMU immer wieder, weil sie findet: „Ich finde das unglaublich motivierend, in die Uni zu gehen. Weil die Umgebung so wunderschön ist. Das möchte ich auf dem Blog zeigen.“
Ihre Aufgabe sieht sie darin, Motivation fürs Studium zu geben. Aleksandra betont: „Es geht nicht immer nur ums Studium, sondern auch darum, wie man die richtige Balance zwischen dem Studieren und dem eigenen Leben schafft – damit man nicht vollkommen überfordert ist.“ Es sei sehr wichtig, einen Ausgleich zu schaffen. Das Studium dürfe auf keinen Fall ein dauerhafter Kampf werden. Und so geht es angesichts der Coronakrise auf Aleksandras Blog demnächst auch darum, wie man es schafft, von zu Hause ohne Ablenkungen gut zu arbeiten.
„Der Medizinstudent“
Wie ist das, wenn man das erste Mal mit einem Skalpell vor einer Leiche steht? Welche Klausuren muss man bis zum Physikum geschrieben haben? Und wie sieht es mit Freizeit im Medizinstudium aus? Diese Fragen beantwortet LMU-Student Martin Ryll, 21, auf seinem YouTube-Kanal „Der Medizinstudent“.
Angefangen hat alles damit, dass Martin deutschsprachige Wissensinhalte für Medizinstudierende gefehlt haben – und er begonnen hat, diese selbst zu produzieren. Neben allgemeinen Themen rund ums Studium nimmt er die Zuschauer auf seine Auslandsfamulatur in einem vietnamesischen Krankenhaus oder auch auf seine Teilnahme am Paul-Ehrlich-Contest mit, einem Wissenswettbewerb für Medizinstudierende. Besonders gut aber kommen die Interviews mit Kommilitonen und Gespräche mit Assistenzärzten verschiedener Fachrichtungen an, wie etwa einem Notfallmediziner und einem Anästhesisten. Den anderen Teil seines Kanals machen Wissensvideos zu Krankheiten von Schnupfen bis Leukämie aus – und die finden so viel Anklang, dass Martin seinen Kanal im Februar 2020 aufgeteilt hat: Wissensvideos gibt es nun auf dem Zweitkanal „Einfach Medizin“ – insgesamt hat er so rund 5 000 Abonnenten. Die Studiumsinhalte sind weiter auf dem ursprünglichen Blog zu finden. Wie es weitergehen soll, weiß er auch schon: „Zukünftig möchte ich die Interviews mit Assistenzärzten fortführen. Aber viele Ärzte möchten nicht vor die Kamera. Auch möchte ich für fachliche Videos mit Kliniken zusammenarbeiten. Wie nimmt man Blut ab? Wie legt man eine Magensonde?“
„snazzyscienceblogger“
Wissenschaft kann jeder: Das ist die Botschaft von Yasemin Yoluc. Nach Bachelor und Master in Pharmazeutischen Wissenschaften macht die 26-Jährige an der LMU ihren Doktor in Chemie und bloggt seit diesem Februar auf Instagram über ihre Forschung. Auf ihrem Blog „snazzyscienceblogger“ berichtet Yasemin über den Fortschritt ihrer Doktorarbeit zu Modifikationen der Nukleinsäure RNA, erklärt in Zeiten der Corona-Pandemie, wie sich Viren vermehren, stellt die
LMU-Nobelpreisträger vor und erklärt auch mal die Witze hinter naturwissenschaftlichen Memes. Jeder fünfte ihrer knapp 400 Follower stammt laut Yasemin aus München.
„Mit dem Blog will ich mich vor allem an junge Mädels richten, um mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass die MINT-Fächer nur für Männer sind“, sagt Yasemin. So war ausschlaggebend für den Start ihres Blogs, dass die jüngere Schwester einer Freundin total interessiert an Naturwissenschaften war – sich aber nichts darunter vorstellen konnte. Schnell war für sie klar: „Ich dachte mir, dass es jemanden geben müsste, der den Jüngeren das Studium und alles, was damit zusammenhängt, erklärt. Das hätte ich mir damals auch gewünscht, weil ich im Studium einfach überfordert war.“ Der internationale Tag für Frauen in der Wissenschaft am 11. Februar hat sie dann endgültig zur Study-Bloggerin gemacht. Dieser Tag hat ihr den letzten Push gegeben, den Blog zu starten, zuvor hatte sie noch zu große Selbstzweifel.
Bisher am besten kam das Foto von Yasemins erster Hefekultur an, das sie gemacht hat, als sie nach den ersten Corona-Lockerungen schichtmäßig wieder ins Labor durfte. Diesen Motivationsschub hat sie mit dem Hashtag #steminism geteilt – eine Mischung aus der englischen Abkürzung für die MINT-Fächer und Feminismus.
Von Katharina Horban