Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: die Kollektive Bushbash und die Städtischen
In ein Sendlinger Haus ist eine ungewöhnliche Familie eingezogen: Hier wohnt übergangsweise Münchens Subkultur um Kollektive wie Bushbash oder die Städtischen. Das Haus soll bald abgerissen werden. „Es kann jederzeit der Brief kommen, dass wir raus müssen“, sagt Benni Zimmer, 23, Initiator des Musikkollektivs Bushbash.
Wie es sich für eine richtige Subkulturfamilie gehört, gibt es hier ganz viel Kreativität: „Wir nutzen den kreativen Freiraum sehr vielseitig und interdisziplinär“, sagt Benni. In der Villa gibt es überall etwas zu entdecken. An fast allen Wänden hängen Poster und Fotos. „Eine kollektive Sammlung von uns allen“, sagt Benni.
Unterm Dach ist die Siebdruckwerkstatt. Ein paar fertige Kleidungsstücke hängen schon an der Kleiderstange. Sie sollen demnächst auf einem Flohmarkt in der Villa verkauft werden. Zusammen ist vieles möglich: In der Villa ist auch die Idee zu einem Subkultur-Verein gereift, der unter dem Namen „Kollektivis e. V.“ eingetragen wurde.
Die Zwischennutzung „Die Villa“ existiert seit September 2020. Die Wände sind bemalt oder mit Graffiti besprüht. In der Villa ist jeder kreative Kopf willkommen, der einen Platz zum Arbeiten oder für eine Bandprobe braucht. Es gibt einen Onlineplan, in den sich alle eintragen können, um Überfüllung zu vermeiden.
Im Garten wird mit Holz gearbeitet. So entstehen Bühnenteile oder eine Brücke für den Teich. Die Fenster gehören zum Büro, in dem Demos oder die nächsten Spieltage der Städtischen geplant werden. Die Städtischen sind ein Zusammenschluss aus Kollektiven, die die Möglichkeiten des öffentlichen Münchner Raums aufzeigen wollen.
Nach all der Kreativität wird oft in der Küche gekocht. Es wird die Villa wohl nicht mehr lang geben. Doch die Subkultur wird weiterziehen. „Bis jetzt haben wir immer was gefunden, auch wenn dies leider meistens nur über private Unterstützer möglich war“, sagt Benni.
Text: Amelie Völker
Fotos: Yoav Kedem