Kommune der Kartoffelkinder

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Beste Freundinnen schmieden Pläne, wie sie ihr Leben gemeinsam verbringen können. So wie Antonia und Anna: mit einer Kartoffelkinder-Kommune. Ob das gut gehen kann?

Mit der Familienplanung kann man ja nicht früh genug beginnen. Anna und Antonia überlegen sich schon mit 17 einen genauen Plan. In ihrem Ferienjob als Kartoffelernterinnen bleibt den beiden genug Zeit, die Details auszuarbeiten und einen Freundschaftspakt zu schließen: Später werden sie einmal zur selben Zeit Kinder bekommen. Und drei Jahre darauf werden dann ihre kleinen Schwestern – wiederum Teilzeit-Kartoffelernterinnen und gut befreundet – ebenfalls Nachwuchs in die Welt setzen. Denn dann, so der Plan, werden all diese synchronisiert gezeugten Kinder glücklich miteinander im Garten eines gemeinsamen Hauses spielen. Alles wird genau so sein wie damals, als Klein-Anna, Klein-Antonia und die dazugehörigen kleinen Schwestern durch einen Gemeinschaftsgarten tollten. Und später werden die Kinder Kartoffeln ernten, genau wie ihre Mütter.

Antonia hat mir oft von diesem Pakt erzählt, auch lange bevor Anna abtrünnig wurde. Da war ich schon ein wenig skeptisch, wie das funktionieren soll, so ganz ohne schriftliche Vereinbarungen über die genauen Konditionen; also darüber, wie lange im Voraus die Vertragspartnerin jeweils über geplante Schwangerschaften zu informieren sei und wo dann dieses gemeinsame Haus mit Garten stehen würde. Nun, knapp sieben Jahre nach dem Abkommen, ist es endgültig gebrochen: Antonia lebt als kinderloser Single in Bayern, während Anna und ihr Freund eine Wohnung in Österreich bewohnen. Ohne Garten. Dafür mit einem kleinen Mädchen, das niemals eine gleichaltrige Freundin mit Antonias Erbanlagen haben wird.

So idyllisch die Vorstellung dieser Kartoffelkinder-Kommune auch gewesen sein mag, vielleicht hat man mit 17 doch noch Träume, die nicht ganz zu Unrecht an der Realisierung scheitern. Über den Vertragsbruch ist Antonia inzwischen ganz froh. So muss sie nicht selbst auf den potenziell noch sehr fernen Zeitpunkt warten, an dem sie sich für Kinder bereit fühlt, um hin und wieder ein besonders niedliches Exemplar im Arm zu schaukeln. Und wer weiß: Vielleicht wird das mit der Kommune ja doch noch etwas. Vielleicht mit weniger Kindern im Garten als geplant, dafür aber mit einem großen Kartoffelacker.

Von Susanne Krause