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Knausern für den Abschluss

In der Reihe „Unikate“ stellen wir in loser Folge Studentinnen und Studenten vor, die spannende
Abschlussarbeiten geschrieben haben. Heute: Lara Rößig, 26, schrieb ihre Masterarbeit über Onkel Dagobert.

Lara Rößig, 26, kennt den reichsten Mann der Welt sehr gut. Denn sie ist schon lange Fan von Onkel Dagobert. Gut 500 lustige Taschenbücher hat sie in ihrer Kindheit gelesen und gesammelt. Ihre Lieblingscharaktere waren dabei nie Donald Duck oder Micky Maus, es war immer Dagobert Duck. „Oft wird er nur als griesgrämiger, geldgieriger, alter Knauser gesehen, aber im Comicband ,Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden: Die Biografie‘ erzählt der Autor Don Rosa eine wunderschöne, tief gehende und emotionale Lebensgeschichte Dagoberts, die mich immer fasziniert hat“, sagt Lara.

Als Lara dann viele Jahre später „American History, Culture and Society“ an der LMU studiert und überlegt, welches Thema sich für ihre Masterarbeit eignen würde, war die Antwort sehr schnell klar. In ihrer Masterarbeit „,Go West, young duck‘ – Mythos in Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden von Don Rosa“ untersucht Lara die bekanntesten und populärsten amerikanischen Mythen in dem Comic, den amerikanischen Traum – vom Tellerwäscher zum Millionär – und die Zeit des Wilden Westens und der Cowboys. Die Arbeit handelt von gesellschaftlichen Motivationen, Ideologien und Wertvorstellungen. Die Kurzversion erklärt Lara immer mit den Worten: „Frei umformuliert könnte es heißen „Sag mir, welchen Comic du liest, und ich sage dir, wer du bist.“

Mit dabei ist immer Onkel Dagobert, mal mit Revolvern und Lederfransen-Outfits, mal als Bohneneintopf essender Goldwäscher oder als Börsenmakler und Industriemogul. „Nur eins ist Onkel Dagobert dabei zumindest für mich nie: langweilig“, sagt Lara. Durch ihre Masterarbeit lernt sie ihren Lieblingscharakter seit Kindheitstagen noch näher kennen, sie entdeckt Verweise und Augenzwinkermomente des Autors, Anspielungen auf historische Personen, kleine Insider-Witze, die sie davor nie bemerkt oder verstanden hatte.

Gleichzeitig wird sie sich der Konstruktion der Erzählung viel bewusster, kann sich beim Lesen nicht mehr so sehr fallen lassen wie zuvor: „Ich habe mich vor einem halben Jahr dann auch dazu entschlossen, meine Sammlung von gut 500 lustigen Taschenbüchern zu verkaufen. Ich habe sie wohl zu sehr mit Arbeit und Recherche verbunden, statt – wie früher – mit Entspannung und Spaß.“ Onkel Dagobert würde das wahrscheinlich gefallen, schließlich hat Lara dank ihm jetzt ein paar Taler mehr in der Tasche. Und eine Auszeichnung: Die Arbeit wurde 2018 von der Alumni Association des Amerika-Instituts für den Alumni Award für die beste Masterarbeit nominiert.

Von Lena Bammert