Nathalie Kretschmer / Foto: @einkleinesniji

Ist die Menschheit komplett kakadu?

Nathalie Kretschmer, 20, startet ihre Kunstaktion „Get a Koala, save a Koala“

Von Max Fluder

Er sieht irgendwie glücklich aus, der kleine Koala, kohlenschwarz und auf den Drucken nur wenige Zentimeter groß, wie er sich an einem Eukalyptus-Ast festklammert und dem Betrachter quasi direkt in die Augen schaut. Die große Nase, die beiden Ohrmuscheln sowie die Pupillen sind ganz schwarz, das dichte Fell der kleinen Tiere ist durch Schraffuren dargestellt. Es ist ein anderes, ein friedlicheres Koala-Bild, als man es in den vergangenen Tagen zu sehen bekommen hat.

Die Drucke sind von Nathalie Kretschmer, 20, angefertigt, auf Instagram ist sie unter dem Namen @einkleinesniji aktiv, postet dort ihre Zeichnungen, Animationen und kleine Filme. Als Reaktion auf die vielen Berichte über die Waldbrände in Australien und die teils tödlichen Konsequenzen für einheimische Tiere, entschied sich Niji, wie sie sich nennt, zu handeln: Sie fing an, Koala-Drucke zu machen und startete ihre Aktion „Get a Koala, save a Koala“.

Jedem, der einen kleinen Geldbetrag überwies, schickte sie einen Druck im DIN-A6-Format zu. Das Geld spendet sie zielgerichtet an Organisationen, die gerade in Australien im Einsatz sind. „Ich habe keinen Bock mehr, Geschichten über sterbende Koalas zu lesen und nichts zu tun“, schrieb sie unter den Post, mit dem sie die Aktion startete.

Für die Koala-Bilder arbeitete sie mit Linolschnitten. Sie stanzt die Flächen einer dünnen Platte aus, die im Bild weiß sein sollen. Auf die Platte wird Farbe aufgetragen und damit dann das Papier bedruckt. „Es ist jedes Mal ein bisschen anders und immer noch handgemacht, das finde ich schön“, sagt sie. Es ist ihre erste Spendenaktion, sie sagt: „Ich bin überrascht, dass das so gut geklappt hat.“ In Zukunft kann sie sich vorstellen, noch einmal so etwas zu machen.

„Manchmal zeichne ich, wenn ich gestresst bin“, sagt sie. Tiermotive gefallen ihr, oft verfremdet sie diese leicht. Sie studiert Theaterwissenschaften an der LMU, war auch im Stück „Die Lächerliche Finsternis“ an der Studiobühne als Schauspielerin zu sehen. An einem weiteren Stück, „Iden des März“, das im kommenden Mai aufgeführt wird, arbeitet sie wieder mit, aber nicht als Schauspielerin. Diesmal erstellt sie eine animierte Figur, die auf eine Leinwand projiziert wird. Auf ihrem Instagram-Kanal sind erste Konzeptskizzen veröffentlicht.

Die Aktion mit den Koalas hat Niji mittlerweile beendet, sie braucht die Zeit, um sich anderen Projekten zu widmen. 500 Euro sind insgesamt mit den Koala-Drucken zusammengekommen, das Geld ging zu gleichen Teilen an den WWF und das Rote Kreuz in Australien. Sie stellte die Spendenbelege als Screenshot auf Instagram, dazu postete sie ein Foto von vier Kakadu-Zeichnungen. Die Botschaft darunter: „Vielleicht ist die Menschheit gar nicht so kakadu.“