Heilsame Musik

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Wir porträtieren an dieser Stelle bis zur Vernissage alle 20
mitwirkenden KünstlerInnen unserer Ausstellung
“10 im Quadrat Reloaded”
 im Farbenladen – mal Fotograf, mal
Modell. Heute: Musikerin Henny Gröblehner.

Das musikalische Talent ist Henny Gröblehner, geboren 1992,
wohl in die Wiege gelegt worden: Ihre Eltern sind Berufsmusiker. Daher war
schon früh klar: Henny will auf der Bühne stehen und Musik machen. Das tut sie
nun auch, und das obwohl sie nicht Musik studiert hat. Klassischen oder
Jazz-Gesang zu studieren, war für sie keine Option. Henny ging erst einmal nach
Hamburg, um an einem Pop-Kurs teilzunehmen. Was sie dabei lernte: gemeinsames
Musizieren.

Zurück in München entschied sie sich für
Theaterwissenschaften. Danach ging es mit dem Ersparten in die Welt hinaus. Bis
zu diesem Zeitpunkt war sie mit ihrer Band „pourElise“ aufgetreten, in der auch
ihre Schwester mitspielte. Für die Zeit der Weltreise musste dann jedoch ein
Soloprojekt her. Herausgekommen ist Henny Herz. Benannt nach der
Schriftstellerin Henriette Herz, die als erste Frau Literaten in einem Berliner
Salon zusammenbrachte. Mit neuen Songs im Gepäck reiste Henny durch Australien,
Neuseeland und die USA. Nur ihre klare Stimme und Gitarre. Die Liedtexte mal
auf Deutsch, mal auf Englisch und ab und zu auch mal auf Französisch.

„Ich bin kreativ, wenn mich nichts stört“, sagt Henny. So
ist ihr Album auf einem alten Bauernhof im Salzburger Land entstanden. Sie war
sechs Tage lang alleine in dem Haus und hat ihre Songs geschrieben. „Ich habe
keine technische Herangehensweise, sondern ich schreibe über das, was ich auf
dem Herzen habe und was mir begegnet.“ Dabei nimmt sie kein Blatt vor dem Mund.
Für Henny bedeutet Musik alles: Sie verbindet, dabei entsteht Liebe, weil man
sie teilt, und für sie selbst ist sie wohltuend und heilsam.

Auf der Bühne ist Henny sicherer als vor der Kamera, deshalb
war das Shooting für Zehn im Quadrat durchaus eine Herausforderung: „Je
persönlicher der Ansatz eines Fotografen war, desto mehr Überwindung hat es
gekostet, Dinge preiszugeben. Aber dann hat es letztlich auch mehr Spaß gemacht.“
Bei den Shootings hat sie auch Seiten an sich kennengelernt, die sie sonst
nicht wahrnimmt. Beispielsweise das Shooting mit Nadja habe sie deshalb besonders bewegt. „Ich hab sehr schnell gemerkt, dass ich ihren Ansatz mag, ihn
gut nachvollziehen und mich darin stark wiederfinden kann. Das Kreative kam
dann praktisch wie von selbst und es war sehr angenehm und organisch, mit Nadja
zu shooten.“

Text: Lena Schnelle

Foto: Christin Büttner

Daumen hoch

Ob auf der Fahrradstange oder einem Tuk-Tuk, mit vielen schönen Erlebnissen, Glück und einmal mit Todesangst – Nicola Deska ist von London nach Australien getrampt, an ihrem Lieblingsort will sie nun ein Café eröffnen.

Acht Autos sind in vier Stunden vorbeigekommen – und sie ist keinen Meter weiter. Nicola, eine junge Frau mit langem braunem Haar, tätowierter Haut und großen braunen Augen, ist irgendwann nur noch frustriert. Die Chinesen sind zwar unglaublich hilfsbereit, aber wollen scheinbar einfach nicht verstehen, wo sie hin möchte. Schließlich gibt sie auf und fährt mit dem Bus zur richtigen Autobahnauffahrt – in der Hoffnung, dass sie jemand von dort mitnimmt und nicht plötzlich einfach umdreht und sie weitere vier Stunden im Kreis um die immer selbe chinesische Millionenstadt fahren muss.

Nicola Deska, 28, kann viele solcher Anekdoten erzählen. Während der acht Monate, die sie von London in England bis nach Byron Bay in Australien durch 20 Länder getrampt ist, hat sie lustige, absurde, frustrierende und traurige Geschichten erlebt, wie sie das Leben schreibt.

Schon seit sie 14 ist, reist Nicola regelmäßig alleine. Länger an einem Ort gehalten hat es sie seitdem nie. „London habe ich schon ein paar Mal in meinem Leben mein Zuhause genannt“, sagt Nicola.

Geboren ist sie in München. Doch dort habe sie sich schon als Jugendliche nie so wirklich heimisch gefühlt. „München war für mich immer ein Ort, der mir genau gezeigt hat, was ich im Leben nicht möchte“, sagt sie. Hier werde man auf Ausbildung, Netzwerk und Vermögen reduziert. Nur wegen ihrer Mutter und engen Freunden komme sie ab und zu noch zu Besuch. Länger hier gelebt hat sie nicht, seit sie mit 17 die Schule geschmissen hat, um „abzuhauen“.

Seitdem packt Nicola regelmäßig ihren Rucksack und lernt vom Leben das, was ihr kein Lehrer je hätte vermitteln können – da ist sie sich sicher. Das Geld, das sie zum Reisen braucht, verdient Nicola sich durch diverse Jobs in der Gastronomie. Bewusst hat sie sich für diesen Berufszweig entschieden, denn Restaurants und Bars, in denen man arbeiten kann, gibt es überall auf der Welt.

Von England nach Australien. In wie viele Autos sie gestiegen ist, weiß die junge Frau nicht mehr. Ab und zu musste sie mit der U-Bahn an die Stadtgrenze fahren; und einige Male haben Menschen sie zwar mitgenommen, wollten aber am Ende doch Geld dafür. Den Rest der Zeit hat sie sich hauptsächlich von Autos, aber auch Trucks, Fähren, fahrenden Essensständen und Tuk-Tuks mitnehmen lassen – völlig umsonst, wie das beim Trampen üblich ist. In Thailand habe ein Mann sie sogar auf seinem Fahrrad mitgenommen. „Ich saß vorne auf der Lenkradstange und meinen Rucksack hat er auf den Gepäckträger geklemmt“, sagt Nicola und lacht bei dem Gedanken daran.

Trampen. Eine Art zu Reisen, die in Deutschland vor allem in den 70er Jahren weit verbreitet war und dann durch zuverlässigere und sicherere Reisemöglichkeiten wie Mitfahrzentralen und Fernbusse kurzzeitig verdrängt wurde. Seit Anfang der 2000er Jahre scheint der Trend jedoch wiederbelebt worden zu sein. Vor allem junge Menschen haben das Trampen neu für sich entdeckt. Es ist die umweltfreundliche Alternative für jene, die nicht aufs Reisen verzichten wollen, aber der Umwelt zuliebe nicht fliegen wollen und sich, ähnlich wie beim Carsharing, ein Auto teilen, statt sich selbst eines zu kaufen.

In Deutschland sei es sehr einfach zu trampen, weil die Infrastruktur sehr gut ausgebaut sei, sagt Nicola. In Osteuropa sei Fahren per Anhalter ebenfalls seit jeher eine gängige Art zu Reisen, Menschen in Asien sei das Konzept allerdings größtenteils völlig fremd. Wie vielen anderen Trampern geht es Nicola aber nicht in erster Linie darum, kostenlos zu reisen: Im Gegenzug für die Mitfahrgelegenheit habe sie für die Menschen, die sie mitgenommen haben oder für Couchsurfer, die sie bei sich übernachten haben lassen, gekocht und dafür häufig mehr Geld ausgegeben, als sie für ein Zugticket bezahlt hätte, sagt sie. Es ist der Austausch, der ihr gefällt. „Die tun etwas für mich, ich tue etwas für die – so schließt sich der Kreis“, lautet ihre Philosophie. Genauso handhabt sie das auch bei der Suche nach einem Schlafplatz: Sie hilft in Hostels beim Saubermachen oder auf Bauernhöfen bei der Ernte und bekommt dafür Essen und ein Bett. Es ist ein Geben und ein Nehmen – das für viele Tramper zum Lifestyle geworden ist.

Eine Frau allein auf Reisen, das klingt für viele nach Gefahr. Und obwohl Nicola, die ein goldenes Septum in der Nase trägt und deren Arme und Beine mit Tattoos übersät sind, nicht wie eine Frau aussieht, die sich nicht zu helfen weiß, hat sie doch einige Regeln beim Reisen, die sie immer befolgt. Regel Nummer eins: Vertraue immer deinem Bauchgefühl. „Wenn ich merke, dass mich ein Typ erst mal von oben bis unten mustert, dann steige ich gar nicht erst ein“, sagt sie. Außerdem würde sie niemals betrunken oder unter Drogeneinfluss trampen. Länder wie Finnland, Russland, Malaysia, China und Kambodscha hat Nicola auf dem Landweg durchquert – ohne ein einziges Mal in Gefahr gewesen zu sein. „Es ist unglaublich, wie gut die meisten Menschen sind“, sagt Nicola.

Natürlich hat Nicola aber auch schon mal Angst gehabt, Todesangst. Sie wartet eines Abends auf einer Landstraße in Lappland auf eine Mitfahrgelegenheit, knietief steht sie im Schnee. Es wird schon langsam dunkel, als endlich ein Auto anhält. Ein großer Mann mit ernstem Gesichtsausdruck steigt aus und nimmt, ohne auch nur Hallo zu sagen, ihren Rucksack und wirft ihn ins Auto. Nicola hat nur wenige Sekunden, um zu entscheiden, ob sie einsteigen soll. Sie wägt ihre Möglichkeiten ab: Entweder im Schnee erfrieren oder mit dem Mann mitfahren und hoffen, dass alles gut ausgeht. Sie steigt ein. Per Translator-App versucht sie dem Mann zu erklären, dass sie an der nächsten Tankstelle raus gelassen werden will.

Die Tankstelle kommt, aber der Mann fährt weiter. Nicola malt sich die verschiedensten Horrorszenarien aus. Als das Auto schließlich anhält, stehen sie vor einem Haus mitten im Wald. In der Tür stehen eine Frau, ein kleines Kind und ein Hundewelpe. Sie kann duschen und bekommt etwas zu essen und schließlich fährt sie der Mann sogar mitten in der Nacht in die 200 Kilometer entfernte Stadt Turku – einfach so. „Der Mann war einer der nettesten Menschen, die ich je kennengelernt habe“, sagt Nicola. Damals hatte sie Angst, heute weiß sie, dass diese Angst unbegründet war – und dass sie viel Glück gehabt hat.

Wer alleine reist, der lernt aber nicht nur seine Mitmenschen besser kennen, sondern vor allem sich selbst. „Ich habe gelernt, mein eigener bester Freund zu sein“, sagt sie, und als sie lacht, klingt es wie ein Glucksen. Statt, wie früher, jeden Tag nach der Arbeit noch mit ihren Kollegen feiern zu gehen, gehe sie heute lieber alleine im Wald spazieren, sagt Nicola.

Das bedeutet aber noch lange nicht, dass sie nicht mehr gerne unter Menschen ist – im Gegenteil. Durch ihre Reisen habe sie wunderbare Menschen überall auf der Welt kennengelernt, sagt sie. Natürlich ist es nicht immer leicht, über die Distanz den Kontakt zu halten, aber das ist für Nicola eher eine Frage des Willens. „Ich habe nicht das Gefühl, dass meine Freundschaften unter dem Reisen leiden“, sagt sie. Alle Menschen, die ihr nahe stünden, wüssten, dass das Reisen ein Teil von ihr sei und würden diesen Freiheitsdrang auch an ihr schätzen, sagt sie. Nicola gefällt vor allem die Idee, ihre Freunde überall auf der Welt miteinander zu verbinden. Viele ihrer Freunde haben sich über sie kennengelernt und so hat sich über die Zeit eine Art „Netz aus Freunden“ gebildet, wie sie sagt, die sich alle gegenseitig kennen und schätzen. Für Nicola ist es wie ein Sicherheitsnetz, das sie immer wieder auffängt – egal, wo auf der Welt sie gerade ist.

Das Ziel ihrer Reise, Byron Bay, hat Nicola im Juni diesen Jahres erreicht. Viele ihrer Freunde und Bekannte haben ihr von diesem Ort erzählt, ihr gesagt, der sei genau das Richtige für sie. Vorgestellt hat sie sich diesen paradiesischen Ort mit vielen, kleinen Holzhütten direkt am Strand, umgeben von blühender Natur. Genau so einen Flecken hat sie auf ihrer Reise gefunden, aber der Ort hieß nicht Byron Bay, sondern Koh Phayam, eine Insel im Westen von Thailand. Im Winter 2017 möchte sie dorthin zurückkehren und an der Stelle ein Café eröffnen. Für Nicola ideal: Die Westküste Thailands ist während der Regensaison besonders stark betroffen und so kann sie sechs Monate im Jahr dort arbeiten, sechs Monate im Jahr reisen. Für die rastlose Weltenbummlerin ein idealer Kompromiss: An dem für sie schönsten Ort der Welt kann sie zeitweise leben und gleichzeitig mit dem Café Geld für ihre nächsten Reisen ansparen.

Text: Jacqueline Lang

Foto: Marcel a Vie

Zeichen der Freundschaft: Nervensäge

Gemeinsame Erlebnisse schweißen zusammen, besonders, wenn man gemeinsam auf Reisen geht und zusammen dem australischen Outback trotzt. Eine weitere Kolumne aus unserer Reihe “Zeichen der Freundschaft”. 

Manchmal bin ich genervt von dir. Sehr sogar. Das
liegt an meiner geringen Toleranz im Umgang mit anderen Menschen und daran,
dass du eine unerschütterliche Frohnatur bist. Fast wären wir deshalb auch
keine Freunde geworden. Doch dann kam alles anders: Nach unserem gemeinsamen
Praktikum bei der einzigen deutschen Wochenzeitung in Australien sind wir zwei
Wochen die Great Ocean Road in Australien entlang gefahren. Wir haben jede
Nacht nebeneinander im Auto geschlafen und Grimms Märchen neu erfunden, haben
im Supermarkt an der Self-Service-Kasse beschissen – du ohne mit der Wimper zu
zucken, ich immer mit schlechtem Gewissen – haben im Outback statt Wasser nur
Bier und Milch im Gepäck gehabt, haben mit diesem warmen Bier Flunky Ball
gespielt und Postkarten geschrieben ohne Briefmarken drauf zu kleben. Du kleine
Romane, ich eine große Randnotiz. Die Postkarten kamen immer an. Und im
Hintergrund lief immer unser Lied: Rettung
von Kettcar.

Manchmal wurden wir danach gefragt, ob es in den
zwei Wochen unserer Reise nie einen Moment gab, in denen wir leicht angedudelt
vom Bier mehr sein wollten, als nur Freunde. Auch auf die Gefahr hin, es danach
zu bereuen. Aber so einen Moment gab es nie. Wir mussten nie eine imaginäre
Grenze ziehen. Und vielleicht ist es deshalb so entspannt zwischen uns: Weil
wir nie über das Geschlecht des jeweils anderen nachdenken mussten. Wir konnten
immer einfach nur Mensch sein. Und du als Mensch darfst mich sogar manchmal
nerven.

Von: Jacqueline Lang

Foto: Yunus Hutterer

Das Recht auf die Welle

Valeska Schneider, 24, will sich für das deutsche Nationalteam der Surfer qualifizieren. Sie muss tough sein, um sich im Wasser gegen Männer durchzusetzen – und träumt davon, bei Schneefall auf dem Brett zu stehen.

Valeska sitzt auf der Riffkante und beobachtet konzentriert die Wellen. Auch nach vier Jahren auf dem Surfboard fällt es ihr gelegentlich noch schwer, die richtige Welle zu erkennen. Manchmal sei es aber auch reine Kopfsache, sagt Valeska, deren Haare durch die ständige Kombination aus Meerwasser und Sonne ganz blond geworden sind. Der nötige Mut und das eigene Können hätten beim Surfen deshalb nicht immer etwas miteinander zu tun. So beschreibt Valeska einen ganz normalen Tag in ihrem Leben als Surferin.

Valeska Schneider, 24, hat erst vor vier Jahren mit dem Surfen begonnen – und das, obwohl sie dieser Sport schon immer fasziniert hat. Mit 20 hat sie eine Weltreise gemacht und viele Surfer-Hotspots wie die Fidschi-Inseln bereist. Aber erst bei einem ihrer letzten Stopps, Australien, hat sie die Füße auf ein Surfboard gestellt – im Nachhinein ärgert sie sich, dass sie nicht schon auf den Fidschi-Inseln mit dem Surfen angefangen hat. Anfangs war nur ein Viertageskurs geplant. Daraus wurde schnell ein einmonatiger Intensivkurs und weitere vier Monate, in denen sie als Praktikantin für das Surf-Camp gearbeitet hat. In ihrer Freizeit hat sie sich jede freie Minute auf die Suche nach der perfekten Welle gemacht. Ehrgeizig, wie sie ist, hat sich Valeska schnell verbessert.

Ehrgeizig ist sie aber nicht nur beim Surfen: Wenn sie nicht gerade einen ihrer beiden Trainer auf den Kanaren besucht, studiert sie an der TU München Management im Master. Ihren Bachelor hat sie in Sportwissenschaften gemacht. In Zukunft will sie beides miteinander verknüpfen und im Sportmanagement arbeiten. An eine Karriere als Profi-Surferin glaubt Valeska nicht mehr. Dafür habe sie ein bisschen zu spät angefangen, sagt sie. Und dazu ist der Sport in Deutschland auch nicht bekannt genug. Sie könnte sich aber gut vorstellen, irgendwann nach Australien auszuwandern. Dort könnte sie dann vor der Arbeit noch eine Runde surfen. Karriere und Leidenschaft zu verbinden – für Valeska ist das ein großer Traum. Momentan führt sie meistens aber noch „mehr oder weniger zwei Leben“: eines in den Semesterferien, wenn sie Welle nach Welle reitet. Und das andere während des Semesters, wenn sie als „Vollzeit-Streber“, wie sie sich selbst nennt, in der Bibliothek sitzt und lernt.

Zumindest zeitweise kann Valeska diesen Traum dennoch leben: Ein Stipendium ermöglicht ihr momentan ein Studium an der Universität in Melbourne. Um in ihrer studienfreien Zeit möglichst viel Zeit mit dem Wellenreiten verbringen zu können, lebt sie nicht direkt in Melbourne, sondern an der Surf Coast. Dort werden am Bells Beach regelmäßig Wettkämpfe von einer Sportbekleidungsmarke ausgetragen. Die Firma, deren deutscher Ableger Valeska sponsert, hat sich dort gegründet. Insgesamt hat Valeska drei Sponsoren. Zum Leben reicht das noch nicht, aber immerhin muss sie für ihr kostspieliges Hobby nicht draufzahlen. Die Sponsoren ermöglichen ihr ein kostenloses Training im Fitnessstudio und stellen ihr die Ausrüstung.

Surfen ist, wie viele körperlich anspruchsvolle Sportarten, immer noch eine Männerdomäne. Valeska glaubt, dass unter den Surfern maximal zehn Prozent Frauen sind. Gründe hierfür kann sie nicht genau benennen. Sie glaubt aber, dass es vielen Frauen an Ausdauer mangelt. „Man muss ein bisschen tough sein“, sagt die zierliche Münchnerin mit den blau-grauen Augen.

Selbstbewusstsein ist auch dann wichtig, wenn man sich gegen die männlichen Surfer-Kollegen behaupten will. Allerdings kann es manchmal auch von Vorteil sein, eine Frau zu sein: Ein ungeschriebenes Gesetz unter Surfern lautet, dass man nicht in eine Welle „reindroppen“ darf. Wenn ein Surfer bereits auf der Welle ist, darf also ein anderer Surfer nicht die gleiche Welle nehmen. Bei Frauen wird aber eine Ausnahme gemacht. Andererseits neigen viele Surfer auch dazu, Frauen zu unterschätzen, und wollen ihnen die Wellen streitig machen. Am Ende ist es immer der Kampf um das Recht auf die Welle.

Auch am Münchner Eisbach muss man sich das Recht auf die Welle erkämpfen. Nur wer stehen bleibt, darf weitersurfen. Obwohl das Surfen auf einer stehenden Welle nur schwer mit dem Surfen im Meer vergleichbar ist, trainiert Valeska mittlerweile oft dort, wenn sie in München ist. Vor allem für die Balance und das Paddeltraining findet sie das Training dort sinnvoll. Denn egal, ob sie gerade auf dem Long-board oder auf dem Shortboard steht – ohne regelmäßiges Training geht es auch bei lässigen Surfern nicht. 

Bis kurz vor dem Wettkampf im französischen Seignosse im vergangenen Jahr hat die ewig braungebrannte Valeska immer nur mit ihrem Shortboard trainiert. Trotzdem ist sie dann gleich mit dem Longboard angetreten und hat den ersten Platz gewonnen. Valeska sagt das fast beiläufig, so als wäre das nichts Besonderes. Was der Unterschied zwischen Shortboard und Longboard ist? Longboards müssen mindestens neun Fuß lang sein, erklärt Valeska. Umgerechnet sind das fast drei Meter. Manöver wirken daher oft träge. Das Board ist nicht so wendig. Tricks wie der sogenannte cross-step sind dafür nur auf einem Longboard möglich. Der Surfer läuft hierbei überkreuz bis an die Spitze des Brettes, die im Fachjargon „nose“ genannt wird. Auch Wellen kann man mit dem langen Board besser nehmen. Auf eine der beiden Surfboard-Arten festlegen möchte sich Valeska aber nicht. Deshalb tritt sie auch in diesem Jahr in Frankreich mit beiden Brettern an.

Der Surfsport in Deutschland hat im internationalen Vergleich eine recht geringe Anhängerzahl. Dementsprechend wenige Wettkampfmöglichkeiten gibt es für eine junge Surferin wie Valeska. Das Nachwuchstalent hat sich die Ziele daher gleich hoch gesteckt: die deutschen Meisterschaften. Damit einher geht die Qualifikation für das deutsche Nationalteam. Sollte das nicht klappen, hat sie aber auch noch andere Ziele, die sie in ihrem Leben als Surferin erreichen will: In Peru auf der „längsten linken Welle der Welt“ surfen. Und sie möchte auch mal in Island surfen. Am liebsten, wenn es schneit. 

Fotos: Michael Heinisch, Tamasha Ginige, Inken Salhofen

Von: Jacqueline Lang

Ein Abend mit: Leon Weber alias L C A W

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Leon Weber alias Lcaw ist Musiker und DJ. Zwar ist er erst 21, aber verwüstete Hotelzimmer während der Tournee, das kennt er schon.  Wenn er gerade mal nicht in Australien, Shanghai oder New York die Leute mit seiner Musik zum Tanzen zu bringt, findet man ihn im Nachtleben seiner Heimatstadt München.

Hier beginnt mein Abend: Bei mir zu Hause. Ich bin immer gerne Gastgeber  für das frühe Abend-Programm.  

Danach geht’s ins/zu: Wenn es Tanzabende sind: ins MIAO, MMA oder ins Harry Klein. Für Abende in einer Bar sind das Katopazzo oder das Cafe Kosmos sehr empfehlenswert

Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil: „Ich gebe die erste Runde aus.”

Mit dabei ist immer: Jemand, der spontane und verrückte Ideen hat.

An der Bar bestelle ich am liebsten: Augustiner, im Ausland Gin Tonic.

Der Song darf auf keinen Fall fehlen: Ich denke einiger der wenigen Artists, die regulär in meinen Playlisten auftauchen, ist „Totally Enormous Extinct Dinosaurs”, wenn es ein bestimmter Track sein muss: “Household Goods”.
Ansonsten darf von “Bonobo” das Lied “Kong” nicht fehlen.

Mein Tanzstil in drei Worten: Hoffentlich schaut keiner

Der Spruch zieht immer: “Hier haste nen Fuffi… “

Nachts noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist:
Da gibt es München ja leider nur wenig gute Alternativen zum Döner

Meine dümmste Tat im Suff war: Nach einem Auftritt, auf meiner Australien Tournee, mit den anderen DJs und Freunden für die Afterparty auf mein Hotelzimmer zu gehen. War ein wunderbarer Abend, aber die Folge war eine gigantische Hotelrechnung. ( Kommt leider öfter vor )

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s bei:
Mama.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach: Dem Atomic Cafe, schöne Erinnerungen sind mit dem Club verbunden.

Webseite: https://soundcloud.com/l-c-a-w , www.facebook.com/Official.LCAW

Stephanie Albinger
Foto: Marco Lowes

Auswandern

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Auf dem Oktoberfest verliebte sich Elisabeth Cook in einen Australier. Nach zwei Jahren Fernbeziehung und ihrem Bachelor-Abschluss, heiratete sie ihn und lebt nun in Australien.

Sydney – Verliebt. Verlobt. Verheiratet. Und ans andere Ende der Welt gezogen. Elisabeth Cook, 23, lernte ihren Ehemann Bryan vor drei Jahren auf der Wiesn kennen. Er ist Australier und war für das berühmteste Volksfest der Welt nach München gekommen. Ein halbes Jahr hatten sie E-Mail Kontakt. In den Semesterferien reiste Elisabeth nach Australien, um Bryan zu besuchen. Zwei Jahre Fernbeziehung folgten. Denn die junge Münchnerin studierte in Passau Staatswissenschaften und wollte erst ihren Bachelor abschließen, bevor sie auswanderte. Mit Ring am Finger und neuem Nachnamen im Pass.

In Sydney will sie jetzt als Fotografin Karriere machen. „Mein Plan A ist die Fotografie. Ich fange hier quasi bei Null an. Doch es läuft. Und einen Plan B habe ich auch nicht“, sagt Elisabeth. Bryan hat eine große Familie und unterstützt die 23-Jährige. Durch das soziale Netzwerk ihrer neuen Familie und Freunde bekommt Elisabeth Aufträge. „Für die Fotografie habe ich mich aus ganz vielen verschiedenen Gründen entschieden. Neben dem Bildermachen gefällt mir die Arbeit mit unterschiedlichen Menschen, aber auch die Herausforderungen, die das Marketing mit sich bringt. Insgesamt fand ich die Vielseitigkeit des Berufs und damit die Möglichkeiten, die sich einem gerade auch durch das Internet bieten, sehr verlockend“, sagt sie.

Elisabeth bezeichnet Sydney als ihre neue Heimat, doch ihre alte fehlt ihr oft. „Heimweh ist Dauerzustand“, sagt sie. Mit ihrer Mutter hat sie täglich auf allen Social-Media-Kanälen Kontakt. „Sie schickt mir immer Bilder von den Blumen im Garten und den Haustieren. Das macht das Heimweh natürlich noch schlimmer. Aber ich freue mich über jedes Foto“, sagt Elisabeth. Auch mit den Freunden in Deutschland bleibt sie im Kontakt. Doch der große Zeitunterschied macht lange Telefonate schwierig.  

Stefanie Witterauf

Foto: Privat