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Schau im Miao: Anna Dietz, Globetrotterin und Kunststudentin, stellt von Freitag an im Miao aus

München – Ihre tiefblauen Augen fallen als erstes auf. Augen, die einen mit so viel Freundlichkeit und Neugier anblicken, dass man gar nicht anders kann, als in ihre Geschichte einzutauchen, von der sie erzählt. Eine Geschichte von verschiedenen „Welten“, wie sie es nennt, mit denen sie immer wieder konfrontiert war. Eine Geschichte, die Anna Dietz aus ihrem Heimatort Bad Wörishofen in zehn Länder, nach München zu Film und Theater, als Assistentin von Ellen von Unwerth nach Paris, an die „London College of the Art“, nach Berlin und schließlich zum Studieren wieder zurück nach München an die Akademie der Bildenden Künste geführt hat. In der Bar Miao wird sie von Freitag an eine Rauminstallation präsentieren – bei der es wieder um ein Thema geht: eine andere Welt.

Anna Dietz ist Kunststudentin, im zweiten Semester, an der Akademie der Bildenden Künste in München. Hierher gekommen sei sie wegen Gregor Schneider, einem Dozenten der Akademie, der es schafft, „den Betrachter in seinen Bann zu ziehen“, sagt sie, er nehme sie mit in seine Welt. Auch Anna erschafft in ihren Werken eigene Welten, mit denen sie ihre Betrachter konfrontieren möchte. Kunst bedeutet für sie Freiheit, die sie in den vergangenen Jahren auf all ihre Reisen geführt hat.

Nach ihrem Abitur zog Anna nach München. Aber Anna war zu neugierig, um an einem Ort zu verharren. „Wo mein Kopf auf dem Kissen liegt, da ist mein Zuhause“, sagt sie, lächelt und man glaubt es ihr sofort. Die Studentin hat schon viel von der Welt gesehen, stets neugierig darauf, das Fremde kennenzulernen. In München arbeitete sie beim Film und Theater, dies ermöglichte ihr die Assistenz bei Ellen von Unwerth – das Portfolio aus dieser Zeit brachte sie an die „London College of the Art“. Dort machte sie den Abschluss, aber die Neugierde blieb. „Ich will einfach raus in die Welt, um zu entdecken und um mich auch in die Position zu begeben, dass ich in der Fremde bin“, sagt sie.

Aus einer Reise, die nur ein paar Monate dauern hätte sollen, wurde ein Jahr. Ein Jahr, in dem sie durch Chile, Argentinien, Bolivien und Peru reiste und sich diesen ihr völlig fremden Kulturen näherte. Wieder zurück in London hatte sie einfach „keine Lust mehr auf diese Schnelllebigkeit“ der Stadt und sie zog erneut los. Um in andere Welten einzutauchen. Der Perspektivwechsel habe sie fasziniert: „Man hat eine Vorstellung, wenn man irgendwo ankommt“, sagt sie, „und dann muss man alle Vorstellungen über Bord werfen, weil es ganz anders ist als das, was man antizipiert hat.“ Sie habe gelernt, einen anderen Blick auf die Dinge zu bekommen. Auf die „wunderschöne Vielfalt der Welt“ – die sie kurz darauf auf ihren Reisen durch Südafrika, Namibia und Spanien erkundete. Dann habe sie gemerkt, dass es an der Zeit wäre, für eine Weile sesshaft zu werden. An einem Ort zu bleiben.

So kam sie zurück nach Deutschland, erst Berlin, jetzt München. Hier gehe es ihr heute gut, sagt sie und lacht. Geglaubt habe sie das nach ihren früheren Erfahrungen nicht. Jetzt ist sie selbst überrascht. München habe ein „Zeitgefühl“, hier sei das Leben nicht so schnell wie in London, bei dem man kaum mehr hinterherkäme. In dieser Stadt kann sie gut arbeiten, sich auf ihr Werk, ihre Ideen konzentrieren.

Dass sie ihre Kreativität und ihr Talent hier gut umsetzen kann, zeigt sich auch in der Ausstellung in der temporären Bar Miao, die sich seit Mai für ein paar Monate in einem ehemaligen islamischen Gebetszentrum am Hauptbahnhof befindet. Anna stellt den ersten Teil einer dreiteiligen Werkreihe aus. Der Hauptteil wird im Juli in der Akademie der Bildenden Künste präsentiert, der Epilog im Herbst, da wisse sie jedoch noch nicht genau wo.

Ins Leben gerufen wurde die Bar Miao von Mathias Modica, Chef der Plattenfirma Gomma Records, und verschiedenen Leuten der Kunstakademie. Der Münchner Illustrator und Fotograf Martin Fengel ist zudem Dozent der Akademie der Bildenden Künste und hat den Haupt-Barraum gestaltet – mit „Katzen und Batik“, etwas, das bis dato in München als unmöglich galt, aber hier funktioniert diese etwas ungewöhnlich wirkende Optik. Über Fengel entstand auch der Kontakt zwischen Anna und Mathias Modica – und damit auch die Ausstellung. Von Freitag an wird Anna mit ihrem Kommilitonen Florian Moldan eine Rauminstallation präsentieren.

Anna hat, inspiriert vom argentinischen Autor Jorge Luis Borges, eine Erzählung geschrieben, in der Fiktion und Wirklichkeit verschwimmen. Florian Moldan zeichnete für die Installation eine Landkarte und hat Sound-Pieces angefertigt. Zusätzlich wird ein von ihr gedrehter Film abgespielt, durch ein Voice-Over wird die Geschichte erzählt. Ebenso, wie sie selbst sich anderen Kulturen und Welten aussetzte, steht hier auch der Betrachter im Vordergrund, der durch die Installation in eine Welt „völlig unvorbereitet hineingeworfen“ werden soll. Eine Welt, die sie geschaffen hat.

Die Welt von Anna Dietz fasziniert. Sie inspiriert dazu, einen anderen Blick auf die Dinge zu bekommen – ein Perspektivwechsel sozusagen. Eine Welt, in der man sich leichter zurechtfindet, wenn man sie mit Annas Augen betrachtet, mit Neugier, Freude an der Vielfalt der Welt. Nach Japan will Anna unbedingt noch. Und in London in der Tate Modern und der Serpentine Gallery ausstellen, das ist ihr großer Traum. „Es wird immer so bleiben, dass ich in Bewegung bin“, sagt sie.  

Stephanie Albinger

Foto: Anna Dietz