Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Paula Niño
Paula Niño, 27, sitzt vor einem ihrer Lieblingsgemälde in ihrem Atelier in der Kunstakademie. „Der rote Teil im Bild repräsentiert für mich einen Raum, in dem ich nach dem Lockdown endlich wieder malen konnte“, sagt sie. „Und der schwarze Bogen im Inneren, das bin ich, mein Haar. So habe ich mich in diesen Raum hineingesetzt.“
Ein hellblauer Streifen durchzieht das Gemälde von oben nach unten. Wie sehen Wolken und Landschaft wohl aus, wenn man in einem Flugzeug sitzt und fällt? Das soll das Bild zeigen. „Es heißt ‚Turbulence‘“, sagt Paula. „Ich habe das Malen auch angefangen, weil ich mich für Landschaften interessiere, die man nicht immer sieht.“
Auf Karteikarten notiert Paula seit mehr als anderthalb Jahren, wann sie das Atelier betritt und verlässt. „Es ist eine Art Experiment, um mich selbst zu analysieren. Wie viel Zeit mache ich wirklich Kunst? Ich schreibe auch persönliche Gedanken auf. Sieht man alle Notizen zusammen, fängt man vielleicht an, Punkte zu verbinden.“
Seit mehr als drei Jahren war Paula nicht mehr in ihrem Heimatland Kolumbien. „Im Moment ist meine Inspiration die Tatsache, dass ich weit weg von zu Hause bin und den Dingen, die mir wichtig sind“, sagt sie. „Die Farben zeigen, wie ich Kolumbien sehe. Das Land ist sehr bunt.“
Mit groben Pinseln und Spachteln überträgt Paula Ölfarben auf große Leinwände. Dabei lässt sie sich von ihren Emotionen leiten: „Ich glaube, man bekommt mehr von der Traurigkeit als von der Freude. Ich male nicht, wenn ich glücklich bin. Weil ich dann den Moment genieße.“
Eine kleine Ansammlung von Kaffeefiltern und Paulas Kunstbüchern, die sie teils aus Kolumbien mitbrachte: „Mit dabei sind Egon Schiele oder auch Lawrence Weiner, weil ich im Moment sehr auf Konzeptkunst stehe“, sagt sie. „Aber ich habe auch ein Buch mit Bildern von meiner Heimat.“
Text: Lisa Miethke
Fotos: Yoav Kedem