Fragen über Fragen – Julia Schneider

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“Mut zum Zufall bringt Leben in ein
Shooting“ – sagt Fotografin Julia Schneider, eine der 20
Mitwirkenden unserer “10 im Quadrat”-Ausstellung im Farbenladen. Wir
haben ihr ein paar Fragen gestellt.

Worum geht es bei deinem Konzept? / Wie bist du darauf
gekommen?

„DAS IKONORONISCHE
PORTRAIT“
Fotografiert wurden Personen, die alle eines gemeinsam
haben: Ein starkes Bewusstsein für die eigene Präsenz auf Bühnen – ob als
Schauspieler, Musiker oder Lyriker. In dieser Bildserie versuche ich, die oftmals
ikonografische Darstellung von Künstlern zu konterkarieren, indem ein eher ernsthafter
Gesichtsausdruck durch die bewusste Platzierung einer Nudel im Gesicht
ironisiert wird. Dadurch soll die Trennung zwischen Bühnenperson und Privatperson
durchbrochen werden. Der Künstler wird so ein Stück weit nahbarer gemacht. Die
ernsthaften Portraits mit schwerer, dunkler Bildsprache werden um eine
ironische Ebene ergänzt. Ein Kampf um die Präsenz wird entfacht. Gelingt es dem
Künstler sich gegen die deplatzierte Nudel durchzusetzen oder lässt er sich die
Aufmerksamkeit von ihr abringen?

Wie war es, so viele unterschiedliche Leute für eine
Bild-Serie zu fotografieren?

Vor allem sehr lustig. Es hat Spaß gemacht, den Künstlern
die Nudel ins Gesicht zu werfen. Erstaunlich war, dass sich jeder der Künstler
schneller als erwartet in das Konzept hineinversetzten konnte und alles dafür
gegeben hat, der Nudel ihre Präsenz streitig zu machen.

Welche Begegnung hat dich am meisten beschäftigt?
Die mit der Nudel. Und generell mit jedem Einzelnen, denn
es macht Spaß, unter Künstlern zusammenzuarbeiten.

War es schwieriger, z.B. einen Schauspieler/Musiker zu
fotografieren (also selbst “Künstler”), als professionelle Models? Wenn
ja, inwiefern?

Für diese Bildserie war es sogar wesentlich einfacher, mit
Künstlern zusammenzuarbeiten, da sie im Gegensatz zu professionellen Models
nicht den Anspruch haben, in erster Linie „vorteilhaft“ auszusehen. Mut zur
Hässlichkeit und Mut zum Zufall bringt meiner Meinung nach Leben in ein
Shooting, da dadurch spontane und besondere Momente entstehen können. Einige
Künstler sagten mir, dass es ihnen seltsamerweise leichter gefallen ist, mit der Nudel im Gesicht zu „performen“, da die ironische
Ebene wie ein Freifahrtsticket wirkt für wildes Ausprobieren. Die
Erwartungshaltung wird von vorn herein heruntergeschraubt.

Bist Du auch mal an deine Grenzen gestoßen? / Musstest du deine Vorstellung/ dein Konzept über den Haufen werfen, weil es schlichtweg nicht ausführbar
war?

Nein.

Nimmst du die Szene dieser Stadt nach dem Projekt anders
war? Braucht es mehr Vernetzung?

Nein. Ich finde München ist eine großartige Stadt und
halte es sogar hier in dieser Stadt für wesentlich einfacher, sich zu vernetzen
als anderswo. München ist nun mal ein Dorf. Vielleicht muss man hier mehr seine
persönlichen Ecken suchen als anderswo, aber der Vorteil ist, dass man hier
noch auffällt, wenn man etwas Anderes macht (im Gegensatz zu Berlin, wo jeder
angestrengt ganz anders sein will, sodass
doch wieder jeder gleich ist – nur eben angestrengt dabei).

Foto: Julia Schneider