Cosby (Elektro-Pop)

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Jahr: 2014, Woche: 30

Die Münchner Band um Sängerin und Songwriterin Marie Kobylka klingt nach großangelegter und teurer Produktion und Strategie. Doch Cosby unterliegt den Indie-Prinzipien. Für ihre erste EP, deren Veröffentlichung im Herbst geplant ist, haben sie ein eigenes Label gegründet.

Es passieren immer mehr absonderliche Dinge auf dem Musikmarkt. Dinge, die in den Neunzigerjahren vor der Musikwirtschaftskrise undenkbar gewesen wären. Damals wurde noch strikt getrennt zwischen Indie- und Major-Produktion. Etwas, das sich nicht nur in Vermarktungsstrategie und Veröffentlichungsform bemerkbar machte, sondern sich schon in der Soundästhetik niederschlug. Und heutzutage gibt es Bands, die klingen wie astreine Major-Pop-Produktionen – die aber trotzdem ganz den Indie-Prinzipien unterliegen und sich selbst produzieren. Wie etwa die Münchner Band Cosby (Foto: privat). Musikalisch und ästhetisch klingt das nach groß angelegter und teurer Produktion und Strategie. Doch die Band um die Sängerin und Songwriterin Marie Kobylka fand sich selbst zusammen und hat nun für die Veröffentlichung ihrer ersten EP ein eigenes Label gegründet.

Doch das, was von der einst so mächtigen Musikindustrie übrig geblieben ist, wartet bei so etwas nicht lange: Kaum hatte das Quartett die ersten Demos ins Internet gestellt, klopften schon die Management-Agenturen an. „Wir hatten gerade unsere Facebookseite und Homepage eingerichtet, da wurden schon ein paar Leute auf uns aufmerksam“, sagt Marie, aktiv hätten sie sich nicht darum bemüht. Dennoch werden sie nun professionell betreut, mit einem Musikstil, der derzeit bestens funktioniert. Das zeigte sich vor kurzem auch bei der Münchner Band Claire, die ebenfalls rhythmisch und musikalisch versierten Elektro-Pop spielt und eine Sängerin mit außergewöhnlicher Stimme hat. Cosby sind noch ein wenig verspielter als Claire. So lassen sie sich etwa im Song „Never“ über eine Minute Zeit, bevor der Refrain hervorbricht, während und im Sound bleibt hörbar, dass hier neben Synthesizern und Drum-Maschinen auch organische Instrumente wie ein echtes Schlagzeug, Gitarren und Bässe gespielt werden. Doch Cosby scheuen sie auch sich auch nicht vor der richtig großen und einfach funktionierenden Pop-Geste wie in der Tanznummer „Boon and Bane“.

Und so trägt die Konstellation einer Band, die sich selbst in Indie-Maßstäben begreift, aber musikalisch im Mainstream-Pop verwurzelt ist, interessante Früchte: Mainstream-Sound, der sich noch etwas von dem individuellen Charme bewahrt hat, den die ganz großen und von Major-Labels finanzierten Produktion mittlerweile völlig verloren haben. Nun steht am Montag, 28. Juli, die Premiere ihres ersten Videoclips an, die Veröffentlichung ihrer EP ist für Herbst geplant. Rita Argauer

Stil: Elektro-Pop
Besetzung: Marie Kobylka (Gesang, Piano),
Chris Werner (Synthesizer, Gitarre),
Robin Karow (Schlagzeug),
Kilian Reischl (Bass)
Aus: München
Seit: 2009.
Internet: www.thisiscosby.com

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.