Band der Woche: Pour Elise

Schon am vergangenen Wochenende im Cord konnte Henny Gröblehner alias Pour Elise die Zuschauer von ihrer Musik, von ihrer Stimme überzeugen. Zur Zeit plant die Sängerin, die einen  Popkurs an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg absolvierte, eine Video-EP.

Dass Popmusik jemals akademisch werden würde, hätten sich vermutlich weder die Beatles noch Michael Jackson gedacht. Doch auch Jazz, der einmal zur Zeit seiner Erfindung nur über Autodidaktik funktionierte, landete irgendwann an den Musikhochschulen. Und wenn man eine angestrebte Karriere als Popmusiker etwa über einen Masterstudiengang in Songwriting festigen und sichern kann, warum nicht? Doch kein anderer Musikstil ist so sehr an gewisse Dinge außerhalb der Musikausübung gekoppelt wie die Popmusik. Der Stil, das Image, die Lebenseinstellung formen einen Popsong gleichermaßen wie die Stimme, die Akkorde und die Instrumente. Wäre das nicht so, gäbe es längst ein solch standardisiertes Repertoire in der Popmusik, wie das in der Klassik und im Jazz der Fall ist. Und somit vermutet man hinter Popmusik-Studiengängen also auch ganz schnell Lifestyle-Studiengänge. Lifestyle sollte man allerdings eher im Leben lernen und nicht in der Schule.

Das waren in etwa die Bedenken, die geäußert wurden, als in Deutschland um die Jahrtausendwende ernsthafte Popmusik-Studiengänge eingerichtet wurden. Aber es sind eben doch auch einige ernstzunehmende Musiker da herausgekommen, die eines gemein haben: wirklich herausragend toll arrangierte Musik zu machen. Das Arrangement, also welche Instrumente und welche Stimmen in welchem Rhythmus unter der Hauptstimme spielen, das fällt auf bei ehemaligen Popstudenten wie Get well soon, Mine oder Boy. Das Arrangement fiel auch bei der Münchner Musikerin Henny Gröblehner alias Pour Elise schon auf, bevor sie den Popkurs an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg besuchte. Da schrieb sie mit ihrer, mit ähnlichen musikalischen Fähigkeiten ausgestatteten, Schwester zusammen leicht angejazzte Akustik-Pop-Songs, die zwar nichts neu erfanden, aber eben herausragend arrangiert und deshalb spannend waren. 

Seit dem Popkurs, und vermutlich auch schon in der Zeit vor dem Popkurs, hat sich bei Henny aber nun einiges getan. Sie transferierte die Musik von hochmusikalischen Standard-Stücken in Musik, die eine eigenständige Aussage von sich verlangt. Dazu hat sie sich eigentlich erst einmal einer Massenbewegung angepasst. Sie wechselte vom Klavier an die Akustik-Gitarre. Sie ist in der Wahl des Auftrittsortes damit also nun wesentlich flexibler, schwebt aber in der Gefahr, in den vielen, vielen Sängern, die mit Akustikgitarre über sämtliche offene Bühnen wandern, unterzugehen. Doch gleichzeitig hat sich eben ihr individueller Stil in dieser Zeit potenziert. Pour Elise ist nun nicht mehr ein sehr musikalisches, aber auch ein wenig undefinierbares Schwestern-Duo. Vielmehr versieht Henny das bisweilen etwas tröge Songwriter-Genre immer mehr mit einer gewissen Hipness. Das zeigt sich in einer Fokusverschiebung: Pour Elise ist nun mehr Henny Gröblehner und weniger eine fest formierte Band. Sie trete nun auch alleine auf, das sei eine „gute Schule“, außerdem hat sie ihre ersten Tourneen durch Deutschland gespielt und ein Projekt mit Kommilitonen aus dem Hamburger Popkurs gegründet. 

Doch interessanter sind tatsächlich noch die Formate. Während sie 2014 ihre Musik noch im herkömmlichen Albumformat veröffentlichte, arbeitet sie derzeit an einer „Video-EP“. Also eine Hand voll Songs, alle live aufgenommen, aber nicht nur den Ton, sondern auch das Bild. Unterstützt wird sie dabei vom Team der Münchner Hauskonzerte. Die Videos werden nach einer geplanten Release-Vorstellung, Henny hofft in einem Kino, von Anfang 2017 an nach und nach veröffentlicht. Da wird Henny selbst in Australien, Neuseeland oder den USA sein. Denn ein halbes Jahr bereist sie alleine diese Länder. Mit Gitarre auf der Suche nach noch mehr Musik. Und vielleicht auch, um ihren Stil nach dem Popkurs-Standard-Training noch einmal zu individualisieren.  

Stil: Akustik-Pop

Besetzung: Henny Gröblehner (Sonwriting, Gitarre, Gesang), wechselnde Mitglieder

Aus: München

Seit: 2012

Internet: www.pour-elise.com


Text: Rita Argauer

Foto: Stef Zins