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Band der Woche: Manu Loves You Madly

Der Songwriter Manuel Stübinger übernimmt als Manu Loves You Madly gleich alle musikalischen Aufgaben und spielt alle Instrumente selbst. Sein Songwriting-Ansatz hat ihn schon in die Musiklehrbücher dieser Welt gebracht.

Von Max Fluder

So ein Singer-Songwriter braucht ja nicht viel. Eine Gitarre. Eine gute Stimme. Ist alles einfach zu managen, zumal man sich nicht mit anderen Bandmitgliedern absprechen muss. Auch einen Proberaum braucht man nicht unbedingt. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum es in München so viele Singer-Songwriter gibt. Manu Loves You Madly, der Name, unter dem Manuel Stübinger musiziert, zählt auch zu ihnen. Doch er spielt nicht nur ein Instrument; er spielt gleich alle: Gitarre, Piano und Schlagzeug. Manchmal benutzt er auch noch eine Loop Maschine.

Die Songs von Manuel sind eher ruhige Akustik-Pop-Stücke mit leichten Anleihen aus anderen Genres wie Blues oder Jazz. Ihm selbst fällt es schwer, eine „Schublade“ für seine Musik zu finden, vielleicht auch, weil sich in seinen Songs auch die Einflüsse wiederfinden, denen er über die Jahre ausgesetzt war. Im Alter von zehn Jahren stieg er in gleich zwei Bigbands ein, jeweils in der Schule und in der Musikschule. Später war er noch in Rockbands aktiv. Dann zum musikalischen Einzelgänger, zum Singer-Songwriter zu werden, war ein Umbruch. Obwohl, so ganz alleine ist er nicht. Sein Song „Behind the Clouds“ zum Beispiel ist in Zusammenarbeit mit einem Freund entstanden, auch beim Musikvideodreh waren sie zu zweit. Der Song beginnt mit einem dumpfen Beat, nach und nach setzt die Gitarre ein und wird zum tonangebenden Instrument des Stücks. Umrahmt wird das Ganze von der tiefen, leicht rauchigen Stimme von Manu. Im Musikvideo steht folgerichtig auch die Gitarre im Mittelpunkt. Beinahe wirkt die Aufnahme wie ein Lehrvideo, mit dem man das Gitarrespielen lernen kann, Griff für Griff. Absicht? Nein, eher dem Zufall geschuldet.

Bei anderen Songs arbeitet er verstärkt mit Loops, auch auf chorische Elemente greift er zurück. „Ich möchte aber kein reiner Loop-Artist sein“, betont er. Manuel teilt Musizierende in zwei Gruppen ein: Die einen setzen alles daran, ein Instrument zu meistern, den anderen sei eher daran gelegen, in die musikalische „Breite zu gehen“, also viele verschiedene Instrumente spielen zu können. Der Singer-Songwriter zählt sich zur zweiten Gruppe. Nicht verwunderlich also, dass seine Songs auch an all seinen drei Instrumenten entstehen. Er schätzt die Unterschiede – die Nuancen der Gitarrensaiten, den Überblick beim Klavier.

Sein Namenszusatz „Loves You Madly“ spielt auf Duke Ellington an, der dem Publikum immer versicherte, dass die Band die Anwesenden auch wirklich „liebt“, selbst wenn sie konzentriert ausschauen. Fürs Songwriting war aber ein anderer Künstler für Manuel sehr bedeutend: „Sehr prägend war es, Bon Iver zum ersten Mal zu hören: eine komplett neue Art, Musik zu erleben“, sagt er, fast wie eine Droge.

Ein Song hat für Manuel vier „Dimensionen“: Rhythmus, Melodie, Harmonie und dann noch die textliche Ebene. In den meisten Fällen gelangt Manu über die Musik zum Text, manchmal auch über den Umweg mit „Bananentexten“, wilden, unzusammenhängenden Wortfolgen. Aber um sich auszuprobieren, musizierte er auch schon zu Texten, die er im Vorhinein auf der Schreibmaschine seiner Großmutter verfasste.

Das Songwriting habe ihm sogar einen Eintrag in die Musiklehrbücher dieser Welt gebracht: Manuel sendete ein paar seiner Texte an Pat Pattison, Dozent an der Berklee College of Music in den USA, ohne große Hoffnungen. Dieser war wohl so beeindruckt von Manuels Künsten, dass er die Texte in sein Lehrbuch „Songwriting without Boundaries“ aufgenommen hat. Auch an seine drei Konzerte in New York hat der Münchner gute Erinnerungen. Eine Bekannte, die er in den Staaten kennengelernt hatte, schickte ihm ein Video: Sie coverte einen seiner Songs.