Band der Woche: Felix Krull

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Hip-Hop und Rap – zwei Dinge, die wohl eher mit Berlin statt mit München verbunden werden. Doch Felix Krull – ja, das ist dieser Hochstapler aus dem Deutschunterricht – dreht den Spieß um und produziert Kitsch-Rap über das Münchner Image.

München hat ein schlechtes Image, was Pop-Musik betrifft. Denn während Berlin immer noch als Metropole des Untergrunds, des Slacker-Lifestyles und der durchtanzten Nächte wahrgenommen wird, gilt München als reich, arbeitsam, teuer, wohlig – eben alles, was nicht cool ist. Klar, das sind Klischees. Und die kann man benutzen. Das ist im Münchner Hip-Hop nun schon zwei Mal exemplarisch geschehen. Eigentlich braucht Hip-Hop das Leid der Gosse, um seine Authentizität zu beweisen. In Berlin versuchten Sido und Konsorten die Ghetto-Romantik mit Aggro-Berlin zu reproduzieren. In München reagierten ein paar Spaßvögel-Rapper darauf mit Aggro-Grünwald, der Schampus-saufenden Rich-Kid-Variante der Rüpelrapper.

Felix Krull hat diesen Stil nun perfektioniert. Während Aggro-Grünwald so schnell wieder verschwand wie das Lachen über den Namenswitz anhielt, schärfte Krull sein Image als schleimiger Bonzenrapper über Jahre hinweg. Felix Krull, Thomas Manns Hochstapler, den benutzt er als Pseudonym, und zeigt schon hier den Inszenierungscharakter des Ganzen an. Seinen echten Namen möchte er natürlich nicht nennen, denn: „Um für Verwirrung zu sorgen, behaupte ich auch manchmal, es sei mein echter Name“, erklärt er. Krull möchte der Popmusik nun den Kitsch (zurück-)geben. Als Heilsbringer der einfachen Wahrheit, unter der die Abgründe beginnen, wie das schon bei Falco der Fall war, und den Krull zum großen Vorbild erklärt hat.

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Dahingehend hat er, der vor sechs Jahren noch mit präpotentem Männlichkeitsgehabe auf den Plan trat und von sich selbst nur als dem „Stemmer“ sprach, sich gewandelt. Der Strategie einer Sekte gleich, folgen seine knapp 4000 Facebook-Fans seinen „5 Regeln des Kitsch“, in denen der Erleuchtete eine Anleitung zum Leben im rosa Polo-Hemd beim Hugo trinken auf Münchens Sonnenplätzen gibt. Und natürlich – auch das ist schon wieder ein Klischee – beginnt sein Album „Kitsch“, das am 28. Oktober erscheinen soll, mit Mario Adorfs „Geld“-Monolog aus „Kir Royal“. Die Musik, die er dabei macht, ist erstaunlich sanft. Die Edginess, die er sich in der Inszenierung erlaubt, fehlt seinen Beats, die ein wenig nach dem üblichen Loop-Allgemeingut klingen. Seine prahlerischen Texte könnten aber durchaus eine Rampe gebrauchen, die sie ins wirklich Extraordinäre treiben würde. Etwas, dass sein theatrales Talent so grenzüberschreitend und wunderbar vorgibt. 

Stil: Kitsch-Rap
Besetzung: Felix Krull
Aus: München
Seit: 2010
Internet: www.facebook.com/felixkrullofficial

Von: Rita Argauer


Fotos: Philip Klett, Spring Pictures