Fette Beats, kaputte Betten

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Welche Musiker fallen in München auf? Jeden Montag stellen wir auf der Junge-Leute-Seite die „Band der Woche” vor. Zehn Bands von ihnen haben wir nun für die Wahl zur „Band des Jahres” ausgewählt – hier der Überblick.

Von Rita Argauer und Michael Bremmer

Uns entgeht so gut wie nichts. Wir schauen regelmäßig bei den Konzertbühnen dieser Stadt vorbei. Wir besuchen Proberäume und durchkämmen das Internet. Von daher wissen wir, welche Bands in München auffallen und von welchen Bands man in Zukunft garantiert hören wird – nachzulesen jeden Montag in unserer Rubrik „Band der Woche“. Ende des Jahres gehen wir immer einen Schritt weiter. Wir haben zehn Bands, die in diesem Jahr „Band der Woche“ waren, ausgewählt für die Wahl zur „Band des Jahres“. Die Abstimmung läuft bis zum 12. Januar, 12 Uhr, auf unserer Facebook-Seite. Hier die zehn Bands im Überblick:

Blackout Problems
Alternative-Rock

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Bei Blackout Problems wird die Bühne zum Abenteuer-Spielplatz. Da wird von Verstärkern gesprungen oder ins Publikum gesegelt. „Wir wollen nicht die Einzigen sein, die nach der Show schwitzen“, sagen sie – dementsprechend intensiv sind ihre Shows. Mehr als 200 Konzerte haben sie bisher in Deutschland wie im europäischen Ausland gespielt, dazu kommt eine ausgesprochen hohe Resonanz im Internet, insbesondere in den sozialen Netzwerken. Doch eine Plattenfirma für das Debüt-Album fand sich nicht. Sie haben ihr Album „Holy“ in Eigenregie herausgebracht und sind damit in die Charts gekommen. Sie klingen jetzt härter und kompromissloser, was aber nicht heißt, dass sie ihren Hang zur Melodie und zum ausschweifenden Chorus verloren hätten. Foto: Ilkay Karakurt 

Kytes
Indie-Pop

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Große Auftritte bei Festivals, Release-Show in der ausverkauften Muffathalle, Gewinn des New-Music-Awards in Berlin – und zuvor ein geheimer Gig in Obergiesing. Und all das passiert in nur wenigen Monaten. Die Kytes sind auf der Erfolgsspur – trotzdem haben sie für die Junge-Leute-Seite ein WG-Konzert gespielt. Und was zeigte sich bei dem kleinen Auftritt: Die Band braucht keine große Technik, um zu begeistern. Sie hat ein Gespür für große Songs – und auch wenn man glaubt, im Pop jede Melodie schon mal gehört zu haben, schütteln die Kytes immer wieder tolle Hooks aus dem Ärmel. Ach ja – nette Jungs sind sie zudem, auch wenn beim WG-Konzert am Ende ein Bett kaputtgeht.
Foto: Christoph Schaller

Felix Krull
Kitsch-Rap

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Eigentlich braucht Hip-Hop das Leid der Gosse, um seine Authentizität zu beweisen. In Berlin versuchten Sido und Konsorten die Ghetto-Romantik mit Aggro-Berlin zu reproduzieren. In München reagierten ein paar Spaßvögel-Rapper darauf mit Aggro-Grünwald, der Schampus-saufenden Rich-Kid-Variante der Rüpelrapper. Felix Krull hat diesen Stil nun perfektioniert. Die Musik, die er dabei macht, ist erstaunlich sanft. Die Edginess, die er sich in der Inszenierung erlaubt, fehlt seinen Beats, die ein wenig nach dem üblichen Loop-Allgemeingut klingen. Für den Erfolg hat er sich stark gewandelt: Vor sechs Jahren trat er noch mit präpotentem Männlichkeitsgehabe auf den Plan und sprach von sich selbst nur als dem „Stemmer“. Foto: Philipp Klett

The Living
Pop / Rock

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Nett? Das ist nicht unbedingt ein Attribut, das sich junge Musiker wünschen, gilt es doch, im Musikgeschäft aufzufallen. Die Musiker von The Living schauen aus, als wären sie einer deutschen Vorabendserie entsprungen. Auch auf der Bühne sucht man Exzentrik vergebens – bis sie dann einen euphorischen Hit nach dem anderen rausknallen. Zuletzt konnte man das beim Cover-Abend „Freundschaftsbänd“ beobachten – sie spielten „Kindertage“ von
Liann. Sie entschuldigten sich artig vor dem ersten Ton, erwähnten kurz, dass sie eher ein Remix als eine Coverversion einstudiert hätten, um dann aus der Pop-Poesie eine dynamische, überwältigende Electro-Nummer zu machen. Zweite Erkenntnis: Deutsche Texte stehen The Living gut. Foto: Sebastian Resch

Nick Yume
Indie-Pop

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Natürlich lebt das Musikgeschäft von solchen Erfolgsgeschichten: Junger Musiker taucht wie aus dem Nichts auf, veröffentlicht seine erste Single gleich bei einem Major-Label und wird kurz darauf eingeladen, für Rihanna im Vorprogramm zu spielen. Diese Geschichte ist wahr und ist dem Münchner Musiker Nicholas A. Gnan alias Nick Yume passiert. Was dabei oft vernachlässigt wird: Dieser Traum ist hart erarbeitet. Nick spielt in Schulbands Schlagzeug, schreibt bereits mit 13, 14 die ersten Songs. Später wird er zu Songwriter-Sessions eingeladen – dort entsteht auch die erste Single für Sony, eine Coverversion von „Allein Allein“. Aber auch seine eigenen Stücke klingen nach großem Pop – und einer großen Karriere, weil authentisch und mit einem großen Wiedererkennungswert: eine geschmeidige Soul-Stimme, im Falsett leicht brüchig, sicher in der Führung, ohne Scheu vor Drama. Foto: Keno Peer
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Lisaholic
Beatboxing/Loops/Hip-Hop

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Etwas mehr als ein halbes Jahr liegt zwischen den beiden Auftritten: Im Frühjahr spielt Lisaholic ihr erstes Konzert in der Kulturjurte. Das Publikum kauert auf dem Boden, Lisa hadert mit der Loopstation, bricht den Song ab, um ihn dann mit beißenden Beats und boshaftem Wortwitz rauszuknallen. So frech, so frisch hat sich schon lange nicht mehr eine Münchner Künstlerin präsentiert. Lisaholic ist Beatboxerin. Mittels Loop-Station vervielfacht sich die Münchnerin beliebig zu einem Duo, zu einer Hip-Hop-Produzentin samt Rapperin, zu einem DJ, der Gitarrentöne sampelt oder zum A-Cappella-Projekt. Doch Lisa besitzt nicht nur Rhythmusgefühl, sie hat einen guten Flow – und sie hat zudem wenig Interesse an Zurückhaltung, Geschlechterbildern oder vermeintlichen Pop-Trends. Genau deswegen gelingt ihr Musik, die tatsächlich neu klingt. Und die sie mittlerweile so perfekt auf die Bühne bringt, dass sie sich – ein halbes Jahr nach ihrem ersten Auftritt – beim Sound Of Munich Now als neue „Königin von Bayern“ feiern ließ. Foto: Okan Sayan
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Nalan381
Neo-R’n’B

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Will man wissen, welche neuen Pop-Trends sich in München auftun, muss man in die Kunstakademie gehen. In die „Klasse Metzel“, um genau zu sein. Hier treffen sich immer wieder Menschen, die dann neue Musik in die Stadt bringen. Nalan Karacagil und Nikolaus Graf zum Beispiel, besser bekannt als Nalan381. Sängerin Nalan setzt ihre zugänglichen Melodien dabei unaufgeregt auf einen mechanisch-geräuschlastigen Beat. Für die nötige harmonische Unterfütterung sorgen wolkige Synthie-Akkorde – eine Mischung aus Verwaschenheit und aktuellen Pop-Trends, die durchaus auch auf den großen Pop-Bühnen funktionieren kann. R ’n’ B trifft auf Elektro trifft auf exotische Rhythmik – für die heutzutage nötige Uneindeutigkeit sorgt eine verhangene Soundästhetik, die viele Assoziationen zulässt. Alles sehr geheimnisvoll, alles durchaus erotisch, weswegen der Radiosender Puls fabuliert: „Sie sind gekommen, um München ein bisschen mehr Sex einzuhauchen.“ Foto: Rosanna Graf
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Claire Jul
Electro-Soul

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Drei Monate sind im Musikgeschäft nichts. Und doch kann sich ein Künstler in dieser Zeit komplett neu erfinden. Claire Jul zum Beispiel. Es gibt ein Video von ihr, aufgenommen bei „Sofar Munich“ am 17. April dieses Jahres: Holy, eine klassisches Singer-Songwriter-Stück. Tolle Stimme, „überwältigend“, so die Reaktionen bei Youtube, irgendwie aber auch erwartbar. Was die Zuhörer dieser Live-Session nicht ahnen: Claire Jul müsste da schon längst an ihrer neuen musikalischen Identität gearbeitet haben, Ende Juli erscheint ihr erstes Video mit neuem Sound: Amy Winehouse trifft auf Gorillaz trifft auf Beats. Elektronische Schichten schmiegen sich über soulige Beats: euphorisch-durchgeknallte Up-Temp-Nummern mit einer Stimme, so herausfordernd, so lustvoll. Mittlerweile gibt es bereits erste Remixe – als Tech-House. Foto: Alessandra Schellnegger
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Friends Of Gas
Neo-Postpunk

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Sechs Stunden dauert eine Bahnfahrt von München nach Berlin. Ein Jahr lang dauert es, bis eine Münchner Band in der Hauptstadt ankommt. Bereits im November 2015, beim Festival „Sound Of Munich Now“, reagierte das Publikum ekstatisch. Ein Jahr später schreibt die taz: „Was für eine Wucht. Was für ein Debütalbum. Es mag ja Berliner Arroganz sein, aber ich kann überhaupt nicht begreifen, wie eine Band wie Friends Of Gas aus München kommen kann.“ Schieben wir es auf die Berliner Selbstgefälligkeit, auch oder gerade München hat Anrecht auf Lärm. Diese neue, bisweilen recht destruktive Ernsthaftigkeit kommt an in Pop-Deutschland. Foto: Susanne Beck
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PourElise
Akustik-Pop

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Henny Gröblehner steht vor der Bühne und lächelt glücklich. Auf der Bühne beim Coverabend „Freundschaftsbänd“ zerlegt gerade Elektrik Kezy Mezy ihren Song „L’Éléfant“. Härtetest bestanden, denn auch als Noise-Nummer verliert der Song nichts an seiner Schönheit. Das liegt daran, dass Henny alias PourElise das Zerbrechliche an ihrer Musik mit einer gewissen Hipness angereichert hat. Früher machte sie die perfekte Musik „für lauschige Abende im durchgeheizten Wohnzimmer“, schrieb Puls. Kuscheln kann man immer noch, aber jetzt kann das auch in der dunklen Ecke eines angesagten Clubs sein. Foto: Pierre Jarawan

Foto (oben): Conny Mirbach

Ein Abend mit: Felix Krull

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Der Rapper begießt mit der Kitschgang seinen Cäsarenwahn angeblich gerne mal im P1. Seine Drinkauswahl harmoniert mit jedem Diätplan und wenn es um gelungene Anmachsprüche geht, dann zeigen sich seine urmünchner Gene.

Alter: 26

Beruf: Dandy

Internetseite:
www.facebook.com/felixkrullofficial

 

Hier
beginnt mein Abend:

Ich schorle ein paar Muntermacher wahlweise in der
Helene oder im Hugo´s!

 Danach
geht’s ins/zu:

Einser, gute Freunde besuchen, ein bisschen nackeln

 Meine
Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil:

Das kann doch nicht wahr sein, Schmu, du kommst jetzt
sofort hier her und dann heizt der Schubmeister dir sowas von pervers ein.
GAAAAAAS! JAAA!!! SCHIEB MICH AN!!!!!!!!

 Mit
dabei ist immer:

Die Kitschgang: Nicky Nice, Guliano, Bagada, Josel,
Chandler, der ziehende Holländer Robbert, Mc Sexy, Geronimo Apache, Allan F und
einige scharfe Käfer als Anhang.

 An
der Bar bestelle ich am liebsten:

Zum wach werden 1-10 Schorlen. Anschliessend mehrere
Skinny Bitches, um kein Fett anzusetzen (Wodka, Sprudelwasser & frische
Limette reingepresst)

 Der
Song darf auf keinen Fall fehlen:

Do ya think im sexy (Rod Stewart)

 Mein
Tanzstil in drei Worten:

Berliner Cotti Antänzer, smooth, frivol

 Der
Spruch zieht immer:

Magst di zum Stemmer setzen, Muckelmaus?

 Nachts
noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist:

Ein Nasenbrot vom Ungarn Taxi

 Meine dümmste Tat im Suff war:

Als ich einmal mein gesamtes Gehalt am ersten des Monats
abgehoben hatte, nur um im Einser Welle zu machen. Am nächsten Morgen hatte ich
kein Geld mehr für eine Fahrkarte und habe nachdem ich beim schwarzfahren
erwischt wurde in der Arbeit alles vollgekotzt mit einer höllischen Fahne und
wurde entlassen. Bis heute erzähle ich ab und an geläutert von der „großen
Depression“, sprich dem darauf folgenden Lebensabschnitt.

 Das
beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im/bei:

Phillip Schwarz

 Diesem
Club/dieser Bar trauere ich nach:

Bar Harlander, Meinburk


Foto: Philip Klett, Spring Pictures

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Sandra

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Christkindlmärkte schießen an jeder Ecke aus dem Boden. Doch so richtig in Weihnachtsstimmung will sich unsere Autorin noch nicht begeben. Bunt ist ihr Programm zwischen Konzerten, Surferfilmen und moderner Kunst auf jeden Fall.

Es ist die Woche, in der sich die Schaufenster mit
Weihnachtsdekoration füllen und die ersten an das Besorgen von Geschenken
denken. Bevor wir aber statt dem Feierabendbier den Feierabendglühwein auf den
Christkindlmärkten in einigen Tagen genießen können, versuche ich noch der
vorweihnachtlichen Stimmung ein wenig aus dem Weg zu gehen.

Das Filmschoolfest neigt sich am Freitag bereits dem Ende entgegen,
doch auch hier gilt: Das Beste kommt zum Schluss! Die „Hofbräu Trophy“ wird an
die beste Bierwerbung vergeben, die von Studenten oder Azubis gedreht wurde.
Mal schauen, ob es dort auch Freibier geben wird.

Bevor es am Samstagabend Elektro-Musik gibt, schaue ich im JustMusic gegenüber vom Olympiaeinkaufszentrum vorbei. Dort findet heute ein Singer/Songwriter-Contest statt und ich freue mich auf Poeten mit Gitarre und Piano. Am Abend feiere ich dann die Freiheit im Harry Klein. Ein
ganz besonderes Event wartet hier auf die Münchner: Der Film Raving Iran wird
gezeigt – und danach legen die Protagonisten des Films selbst auf.

Am Sonntag besuche ich das Ägyptische Museum. Jedoch nicht,
um mir Keramikschalen oder Grabfunde aus der Zeit vor Christus anzuschauen,
sondern Kunstwerke des 21. Jahrhunderts. Der Kunstsalon 2016 zeigt von einer
Jury ausgewählte Werke deutscher und internationaler Künstler unter dem Titel
“Farbe und Raum”. Ich bin gespannt, wie bunt es wird! 

Den Wochenbeginn gehe ich ruhig an und tauche ein
in die Surf-Film-Nacht. Der Streifen „Surfers Blood“ kommt von Patrick Trefz, Indie-Filmemacher
und ehemaliger Photo-Editor des amerikanischen Surfer Magazines. Er zeigt
wichtige Charaktere der Surfwelt abseits der Mainstream-Clips.

Am Dienstag tritt die Band The Lumineers im Zenith auf. Es ist eine von gerade einmal drei Shows, die sie in Deutschland spielen. Ich stimme mich schon mal mit den richtigen Worten ein und sage nur: “Ho Hey”. Das erinnert mich ohne die musikalische Begleitung doch ziemlich an das “Ho ho ho” des Weihnachtsmannes – und das werde ich im Radio oder TV noch früh genug zu hören bekommen.

Das führt mich auch schon zum nächsten Punkt: Die Weihnachtsmärkte beginnen nächstes Wochenende, zur Einstimmung besuche ich am Mittwoch das Winter-Tollwood. Ich
probiere mich durch indische, peruanische und marokkanische Gerichte und lande
am Ende des Abends an einem schnuckeligen Glühweinstand. Den gibt es hier sogar
mit Apfelgeschmack!

Vor wenigen Wochen war der Münchner

Felix Krull

unsere Band der Woche.

Am Donnerstag präsentiert er sein neues Album und zeigt, dass auch hier Hip Hop möglich ist – mit viel Kitsch und Grünwald-Image. Der Club Helene in der Occamstraße verspricht voll zu werden, bis 23:00 Uhr gibt es Jägermeister for free. Grünwald eben.

Und schon ist eine wirklich bunte und abwechslungsreiche Woche um. Damit das Wochenende gleich richtig los geht, tanze ich am Freitag im Neuraum zu Lost Frequencies. Seine Remixes versprechen gute Stimmung – optimal also, um die Tage des ersten Adventswochenendes zu genießen.  

Die SZ Junge Leute Spotify Playlist im Oktober

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München
hat eine Pop-Debatte. Ob berechtigt oder nicht soll an anderer Stelle
beantwortet werden. Auffällig an dieser Playlist ist aber, wie viele unserer
Redakteure diesen Monat Lieblingslieder eben von Münchner Künstlern haben. Ganz
ohne dass wir nachgeholfen haben. Wirklich.

 Warhaus
– Machinery

Sylvie Kreusch. Um diesen Namen im
Internet zu finden, muss man eine ganze Weile suchen. Wieso man es trotzdem tun
sollte? Die weitgehend unbekannte Sängerin aus Belgien unterstützt den
ebenfalls belgischen Musiker Maarten Devoldere bei seinem Soloprojekt
„Warhaus“. Jedenfalls auf dem Album, auf dem sie meist eher eine zweite Stimme
im Hintergrund ist. Wenn man sich jedoch die Live-Aufnahmen von Warhaus
ansieht, wird man sofort in den Bann dieser unglaublichen Sängerin gezogen, die
mit ihrer außergewöhnlichen Stimme mehr ist als eine Background-Sängerin.
Gemeinsam mit modernen Drums und Trompete entsteht eine aufregende Mischung
zwischen melancholischen Melodien und lyrischen Texten, die die Liebe und das
Zwischenmenschliche ganz allgemein besingen.

Marina
Sprenger

 

Mavi
Phoenix – Quiet

An einem Tag die erste eigene Platte
aufnehmen, am nächsten Tag Matura schreiben: Die Österreicherin Mavi Phoenix
ist 1. ziemlich jung und macht 2. ziemlich ausgereifte Musik für ihr Alter.
„Quiet“ ist der erste Vorgeschmack auf ihre zweite EP und zeigt, dass sie sich
im letzten Jahr nochmal weiterentwickelt hat. Vielleicht das nächste große
Talent aus Österreich – zumindest aber gut geeignet zum Mittanzen!

Elisabeth
Kagermeier

 

Hanni
El Khatib – You Rascal You

Laut, kraftvoll – vielleicht sogar
etwas böse. “I’ll be glad when you dead, you rascal you”, teilt Hanni
El Khatib einem (oder einer) Unbekannten in der ersten Zeile von “You
Rascal You” mit. Dass der Original-Song uralt (1929) und ich das Cover aus
einer Werbung kenne, ist egal. Ab der ersten, mächtigen Sekunde interessiert
das niemanden mehr.

Matthias
Kirsch

 

Philipp Poisel – Bis ans Ende der Hölle

Jetzt, wo die kalte Jahreszeit kommt,
kann man auch wieder mal ein bisschen Philipp Poisel hören. Seine Stimme klingt
für manche vielleicht etwas zu weinerlich. Aber gerade das zeichnet diesen
sagenhaften Künstler auch aus!

Barbara
Forster

  

Kytes
– In the morning

Es ist genau dieser Moment zwischen dem
ersten Mal blinzeln am Morgen und der greifbaren Vorfreude auf den Tag. Die
Sonne geht langsam auf, aber es dauert noch. Genauso dauert es, bis die Gitarre
zum ersten Mal einsetzt. Bass und Keyboard sind im Vordergrund – und die Stimme
von Michael Spieler, die plötzlich so ganz anders klingt. Kytes und ruhige
Songs, das geht? Ja – und wie!

Sandra
Will

 

Jacob
Brass – Into Your Heart

Heute einmal zwei Botschaften in einem
Mini-Text: Traurige Lieder machen glücklich! Und: In München gibt es so viele
tolle Musiker. Jacob Brass ist einer von ihnen. Vielleicht ist er gar der größte Singer-Songwriter der Stadt,
auf jeden Fall einer derjenigen, die so viel Potenzial haben und dafür viel zu
wenig Beachtung bekommen. Halt, es kommt noch eine dritte Botschaft: Wer München-Musik
entdecken will, sollte am 5.11. den Sound Of Munich Now im Feierwerk nicht
verpassen!

Michael
Bremmer

 

KAFVKA
– Berlin, Berlin

Erfolgsrezept: Man gebe die Texte von
Kraftklub und die rockigen Grooves von Rage Against The Machine zusammen,
mische einmal kräftig durch und würze mit einer Prise Gesellschaftskritik.
Heraus kommt Kafvka. Die vier Jungs aus der Hauptstadt sind für mich eine der
Neuentdeckungen des Jahres, und so scheinen tausende Zuhörer auf Rock im Park
doch wesentlich angemessener als das 30 Mann starke Publikum bei ihrer
Release-Show in München. Auch wenn sie es im letzten Song “Hit Hit
Hit” abstreiten, ihr im April erschienenes Album “Hände hoch!”
steckt voller Volltreffer. Einer davon ist “Berlin, Berlin”, eine
nicht ganz ernst gemeinte Lobeshymne auf ihre Heimatstadt.

Max
Mumme

 

Felix
Krull – Cäsarenwahn

Zugegeben, ich höre gerne deutschen
Rap. Meistens aber eher Sachen wie K.I.Z. oder Casper, gerne auch Materia. Aber
der Ansatz von Felix Krull gefällt mir gut, musikalisch nah an Acts wie
Alligatoah oder Tom Thaler & Basil, mag ich am selbst ernannten „Stemmer“
neben dem sauberen Stil und gutem Flow vor allem die herrlich abgehobenen
Texte. Bisschen wie Aggro Grünwald, nur eben auch von den Raps her gut. Und
aus München, muss man heutzutage ja dazusagen…

Philipp
Kreiter

 

Drangsal
– Will Ich Nur Dich

Die Achtziger sind wieder da! Wenn ich
damals schon gelebt hätte, würde ich jetzt bestimmt in verschwommene
Erinnerungen an die Zeit der Neuen Deutschen Welle abdriften. Das ist nicht der
Fall und wahrscheinlich auch besser so. Ich feiere eh viel lieber Drangsal, der
es schafft, den abgedrehten Sound von damals wieder zu beleben und gleichzeitig
absolut zeitgemäß klingen zu lassen.

Katharina
Würzberg

LCAW
– Painted Sky

Im Herbst darf es gerne mal etwas
ruhiger sein. Mit “Painted Sky” von LCAW habe ich den perfekten Track
für lange Autofahrten im Regen und Leseabende im Bett für mich entdeckt. Noch
dazu darf ich mich auf “Sound of Munich Now Electronica” freuen. Da sehe
ich den Künstler dann bei seinem Live-Auftritt!

Anastasia
Trenkler

 

State Radio – Riddle in Londontown

Manchmal gibt es diese Lieder, bei
denen ich weinen und lachen gleichzeitig möchte. Eine solche Entdeckung ist
„Riddle in Londontown“ von State Radio für diesen Oktober. Leise, aber trotzdem
schnell fangen die beiden Musiker der US-amerikanischen Band diesen Song an,
aber spätestens im Refrain reißt er richtig mit, zwischen Melancholie und
Euphorie. Ein bisschen wie der Herbst das mit mir macht, zwischen Kaminfeuer
und Blätterigen.

Theresa
Parstorfer

Foto: Philip Klett, Spring Pictures

Band der Woche: Felix Krull

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Hip-Hop und Rap – zwei Dinge, die wohl eher mit Berlin statt mit München verbunden werden. Doch Felix Krull – ja, das ist dieser Hochstapler aus dem Deutschunterricht – dreht den Spieß um und produziert Kitsch-Rap über das Münchner Image.

München hat ein schlechtes Image, was Pop-Musik betrifft. Denn während Berlin immer noch als Metropole des Untergrunds, des Slacker-Lifestyles und der durchtanzten Nächte wahrgenommen wird, gilt München als reich, arbeitsam, teuer, wohlig – eben alles, was nicht cool ist. Klar, das sind Klischees. Und die kann man benutzen. Das ist im Münchner Hip-Hop nun schon zwei Mal exemplarisch geschehen. Eigentlich braucht Hip-Hop das Leid der Gosse, um seine Authentizität zu beweisen. In Berlin versuchten Sido und Konsorten die Ghetto-Romantik mit Aggro-Berlin zu reproduzieren. In München reagierten ein paar Spaßvögel-Rapper darauf mit Aggro-Grünwald, der Schampus-saufenden Rich-Kid-Variante der Rüpelrapper.

Felix Krull hat diesen Stil nun perfektioniert. Während Aggro-Grünwald so schnell wieder verschwand wie das Lachen über den Namenswitz anhielt, schärfte Krull sein Image als schleimiger Bonzenrapper über Jahre hinweg. Felix Krull, Thomas Manns Hochstapler, den benutzt er als Pseudonym, und zeigt schon hier den Inszenierungscharakter des Ganzen an. Seinen echten Namen möchte er natürlich nicht nennen, denn: „Um für Verwirrung zu sorgen, behaupte ich auch manchmal, es sei mein echter Name“, erklärt er. Krull möchte der Popmusik nun den Kitsch (zurück-)geben. Als Heilsbringer der einfachen Wahrheit, unter der die Abgründe beginnen, wie das schon bei Falco der Fall war, und den Krull zum großen Vorbild erklärt hat.

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Dahingehend hat er, der vor sechs Jahren noch mit präpotentem Männlichkeitsgehabe auf den Plan trat und von sich selbst nur als dem „Stemmer“ sprach, sich gewandelt. Der Strategie einer Sekte gleich, folgen seine knapp 4000 Facebook-Fans seinen „5 Regeln des Kitsch“, in denen der Erleuchtete eine Anleitung zum Leben im rosa Polo-Hemd beim Hugo trinken auf Münchens Sonnenplätzen gibt. Und natürlich – auch das ist schon wieder ein Klischee – beginnt sein Album „Kitsch“, das am 28. Oktober erscheinen soll, mit Mario Adorfs „Geld“-Monolog aus „Kir Royal“. Die Musik, die er dabei macht, ist erstaunlich sanft. Die Edginess, die er sich in der Inszenierung erlaubt, fehlt seinen Beats, die ein wenig nach dem üblichen Loop-Allgemeingut klingen. Seine prahlerischen Texte könnten aber durchaus eine Rampe gebrauchen, die sie ins wirklich Extraordinäre treiben würde. Etwas, dass sein theatrales Talent so grenzüberschreitend und wunderbar vorgibt. 

Stil: Kitsch-Rap
Besetzung: Felix Krull
Aus: München
Seit: 2010
Internet: www.facebook.com/felixkrullofficial

Von: Rita Argauer


Fotos: Philip Klett, Spring Pictures