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Musikvideo-Kolumne: LORiiA

Musikvideos zeigen Geschichten – und diese zu erzählen ist unser Ziel. Wir haben die Videos Münchner Bands stummgeschaltet und festgehalten, was die Film-Clips beschreiben. Diese Woche: Ok von LORiiA

Fünf Sekunden lang denkt man: Ok, die Welt geht unter. Schwarze Drohnen fliegen in Richtung Downtown Los Angeles, die Stimmung steht auf Apokalypse. Und dann sind sie auch schon wieder weg. Schnitt. Nächste Szene, ein Neonschild am Straßenrand.

Was die Drohnen da jetzt machen? Ob sie zu einem Filmdreh gehören oder Amazons neue Lieferboten sind? Wird nie aufgeklärt, warum auch. Das hieße ja, der Clip hätte Handlung – und das hat er entschieden nicht. Stattdessen hat er etwas viel Besseres: Los Angeles, die Stadt. Und mittendrin eine junge Frau, die tanzt, springt, lacht. Eine Frau, die sich die Stadt zu eigen macht.

Jeder Schnitt ein Ortswechsel, oft auch ein neues Bildformat. Wir sehen die junge Frau am Santa Monica Pier, im Auto auf dem Highway, über den Hügeln der Stadt. Bei Tag, bei Nacht, bei Dämmerung und irgendwie immer unter Palmen. Ziemlich ziellos eigentlich, aber ok. Nicht anders träumt sich der Mitteleuropäer halt das Leben in Südkalifornien.

Apropos Südkalifornien: Hollywood, Straßenmusiker und Neonlichter fehlen auch nicht. Klar, alles scheint wahllos zusammengefügt zu sein, wie ein Strom an Urlaubserinnerungen. Aber das ist ok. Nein, das ist sogar mehr: Das ist schön und weckt Sehnsucht.

Denn was der Zuschauer bekommt, ist die Touri-Tour durch LA – breite Straßen inklusive. Und wie es der Zufall so will, schreibt der Tourismusverband von Los Angeles gerade eine Stelle aus: für einen Social-Media-Manager, der unter anderem Videos drehen soll (Inserat vom 13. Juli 2021). Mit diesem Film hat man auf jeden Fall gute Chancen – nur auf Drohnenbilder sollte man verzichten, ok? Die machen Angst.

Von Max Fluder